Zwei ERC Consolidator Grants für Universität Wien
| 12. Februar 2015Quantenphysiker Markus Aspelmeyer und Molekularbiologe Sascha Martens erhalten je einen ERC Consolidator Grant und werben damit insgesamt rund vier Millionen Euro Drittmittel erfolgreich für die Universität Wien ein.
Die Förderung von grundlagenorientierter Pionierforschung ist einer der Schwerpunkte der Europäischen Union. Dafür wurde der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) geschaffen. ERC Consolidator Grants unterstützen exzellente WissenschafterInnen in einem noch relativ frühen Stadium ihrer Karriere darin, ihre Position als eigenständige ForscherInnen zu konsolidieren. Ein internationales Gutachtergremium mit renommierten ExpertInnen entscheidet über die Förderungswürdigkeit der Anträge. Den ausgewählten ForscherInnen wird entsprechender Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden. "Ich freue mich sehr über die erfolgreiche Teilnahme am aktuellen ERC-Call. Damit zeigt die Universität Wien einmal mehr ihre Forschungsstärke, mit der sie international sehr gut positioniert ist", sagt Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien.
Zwischen Quantenphysik und Gravitation
Die aktuellen Forschungsschwerpunkte des Teams rund um Markus Aspelmeyer sind optische Präzisionsmessungen sowie die quantenoptische Kontrolle von mikro- und nanomechanischen Systemen und deren Anwendung auf fundamentale und angewandte Fragen der Quantenphysik.
Das Kernziel des ERC Consolidator Grants ist es, Methoden zur Quantenkontrolle levitierter massiver Objekte zu entwickeln. Anders als bisherige Quantenexperimente an mikromechanischen Resonatoren soll damit ein bisher unzugänglicher Parameterbereich für große Massen und langlebige Quantenkohärenz erschlossen werden. "Ich erhoffe mir davon einen neuen Zugang zu Experimenten an der Schnittstelle zwischen Quantenphysik und Gravitation", so Markus Aspelmeyer. Das Projekt baut auf den jüngsten enormen Erfolgen in der Entwicklung des Gebiets der Quanten-Optomechanik auf, die in den letzten Jahren, auch durch die Pionierarbeiten von Aspelmeyer, als ein neuer Zweig der interdisziplinären Forschung in den Bereichen der Quanten- und der Festkörperphysik erzielt wurden.
Über Markus Aspelmeyer
Nach seiner Promotion auf dem Gebiet der Festkörperphysik wechselte Markus Aspelmeyer 2002 in die Quantenphysik, zunächst als Feodor-Lynen-Stipendiat, danach als Universitätsassistent in der Arbeitsgruppe von Anton Zeilinger an der Universität Wien. Ab 2005 war er am neu gegründeten Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien tätig und baute dort seine Experimente zu Quanteneffekten in mikro- und nanomechanischen Systemen auf. Seit 2009 ist Markus Aspelmeyer Professor an der Fakultät für Physik der Universität Wien. Er ist derzeitiger Sprecher des Vienna Center for Quantum Science and Technology (VCQ).
Der START-Preisträger ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Fresnel-Preis der European Physical Society oder mit dem Ignaz-Lieben-Preis der ÖAW, wo er auch Mitglied der "Jungen Kurie" ist. Seit 2013 ist er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und Fellow der American Physical Society.
Molekulare Mechanismen der Autophagie
Die Forschungsgruppe von Sascha Martens untersucht die molekularen Mechanismen der Autophagie – jener Prozess, der für den Abbau von Zellbestandteilen verantwortlich ist. Autophagie hilft der Zelle nicht nur bei Nahrungsmangel, indem sie zelleigene Bestandteile recycelt und zur Energiegewinnung verwendet, sondern auch bei der "Entsorgung" von defekten Zellbestandteilen und Krankheitserregern. Funktioniert dieser Prozess nicht richtig, können unter anderem Krebs, Neurodegeneration und Infektionen die Folgen sein.
Mit dem ERC Consolidator Grant will Sascha Martens herausfinden, wie Zellen Autophagosomen bilden. Autophagosomen sind kleine Vesikel (Bläschen), die überflüssige oder unerwünschte Bestandteile zum zellulären Mülleimer, dem Lysosom, transportieren. "Wie diese Autophagosomen gebildet werden, ist bis jetzt ungeklärt. Wir werden die autophagozytotischen Wege am Modellorganismus Hefe und an menschlichen Zellen erforschen. Im Speziellen werden wir untersuchen, welche Faktoren für die Autophagosom-Bildung ausreichend sind und ihre Aktionsmechanismen beleuchten", sagt Sascha Martens.
Der ERC Consolidator Grant, der an Sascha Martens’ ERC Starting Grant von 2010 anschließt, belege einmal mehr die Qualität der Forschung an den Max F. Perutz Laboratories: "Die Forschungsgemeinschaft und die Forschungsinfrastruktur am Vienna Biocenter schaffen exzellente Bedingungen für meine Arbeit", so Sascha Martens.
Über Sascha Martens
Sascha Martens forscht seit 2009 an den Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien. Er erwarb sein Doktorat in Genetik an der Universität Köln und war von 2005 bis 2009 als Postdoc am MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge tätig. 2010 erhielt er ein ERC Starting Grant und 2013 den EMBO Young Investigator Award. Seit Januar 2015 hat Sascha Martens eine Assoziierte Professur am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien inne.
Insgesamt bereits 30 ERC Grants für die Universität Wien
Seit 2007 wurden bisher zwölf ForscherInnen mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet: Walter Pohl (Geschichte), Gerhard J. Herndl (Meeresbiologie), Herlinde Pauer-Studer und Martin Kusch (Philosophie), Tecumseh Fitch (Kognitionsbiologie), Michael Wagner (Mikrobielle Ökologie), Anton Zeilinger und Markus Arndt (Physik), Monika Henzinger (Informatik) sowie Adrian Constantin, Walter Schachermayer und Ludmil Katzarkov (alle Mathematik). Dank 14 ERC Starting Grants, einem ERC Proof of Concept und nunmehr drei ERC Consolidator Grants liegt die Universität Wien bei 30 ERC-Förderungen. (af)