Pflanzen wandern um die Welt

ForscherInnen um Franz Essl und Dietmar Moser vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien und dem Umweltbundesamt zeigen aktuell in "Nature", dass wir Menschen 13.168 Pflanzenarten – das sind 3,9 Prozent aller Alten – über den Globus verbreitet haben.

Vier Jahre lang hat das internationale Team an einer Übersicht über die vom Menschen verursachte Ausbreitung von Pflanzenarten auf andere Kontinente gearbeitet. Dazu haben die BiologInnen auf der ganzen Welt regionale Listen von eingeführten Pflanzen gesammelt und in der Datenbank "GloNAF" (Global Naturalized Alien Flora) zusammengeführt.

Die Daten aus 481 Festlandgebieten und 362 Inseln decken rund 83 Prozent der Landoberfläche der Erde ab. "Die größte Herausforderung bestand darin, Daten aus wenig erforschten Gebieten der Welt zu bekommen, wo es keine oder nur sehr spärliche Informationen zu gebietsfremden Arten gibt", erklärt Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien.

Einzigartige Studie

Bis dato mussten WissenschafterInnen aus eher unvollständigen Datensätzen teilweise spekulative Rückschlüsse auf globale Muster bei der Verbringung von Pflanzenarten ziehen. "Die ausführliche Analyse von tatsächlichen Daten macht unsere Studie einzigartig", erklärt Franz Essl. Nun können viele Fragen nach den Ursachen der Verbreitung von Pflanzenarten beantwortet werden. So sind z.B. die Eigenschaften der Pflanzen, die ihre Ansiedlung in neuen Gebieten begünstigen, im globalen Kontext nur ansatzweise verstanden.

Die globalen Hotspots nicht-heimischer Pflanzenarten

Die Studie zeigt, dass weltweit bereits 13.168 Pflanzenarten durch den Menschen "exportiert" wurden – das entspricht rund 3,9 Prozent der weltweiten Flora. Zum Vergleich: In ganz Europa sind nur etwa 12.000 Pflanzenarten heimisch, in Österreich sind es etwa 3.000 Arten. Mit beinahe 6.000 nicht-heimischen Arten weist Nordamerika die größte Zahl an eingebürgerten Pflanzenarten auf, gefolgt von Europa mit über 4.000 Arten. Im Verhältnis zu ihrer Fläche verzeichnen allerdings Inseln den größten Zuwachs an importierten Pflanzenarten.

"Im Zuge der Kolonialisierung anderer Erdteile haben EuropäerInnen viele ihnen vertraute Pflanzen in anderen Erdteilen eingeführt, mitunter auch mit dramatischen Folgen für die dortigen Arten", erläutert Franz Essl. So etwa der Stechginster (Ulex europaeus), den die europäischen SiedlerInnen nach Neuseeland gebracht haben. Millionen Dollar werden zur Beseitigung aufgebracht. (Foto: Pieter Pelser)

Die Länder der nördlichen Hemisphäre sind die größten "Pflanzenexporteure", allen voran Europa und der nicht-tropische Teil Asiens. "Unsere Studie zeigt, dass die biologische Globalisierung ein weltweites Phänomen geworden ist – die Auswirkungen auf heimische Arten, aber auch auf Land- und Forstwirtschaft, sind jedoch teilweise unvorhersehbar." (sb)

Das Paper "Global exchange and accumulation of non-native plants" (AutorInnen: M. van Kleunen, W. Dawson, F. Essl et al.) erschien am 19. August 2015 im Journal "Nature".