Gebündelte Tropenforschung an der Universität Wien
| 22. Februar 2011
Gemeinsam mit Reinaldo Aguilar – einem hervorragenden Feldbotaniker und Kenner der Flora der Region - besichtigen Werner Huber und Wolfgang Wanek verschiedene geeignete Standorte im Primär- und Sekundärwald in der Osa-Region in Costa Rica.
Erstes Treffen (2008) zwischen Vertretern der Universidad de Costa Rica (Henning Jensen, dortiger Vizerektor für Forschung), der Universität Wien (Fritz Schiemer und Anton Weissenhofer) sowie der Universität Innsbruck (Leo Füreder).
Seit vielen Jahren forschen WissenschafterInnen der Universität Wien an der Tropenstation La Gamba in Costa Rica. Bisher sind daraus mehr als 50 Bakkalaureatsarbeiten, Diplomarbeiten und Dissertationen sowie über 20 Publikationen in Fachjournals und zwei Monografien entstanden. Seit Anfang 2010 bündelt eine interdisziplinäre Forschungsinitiative der Fakultät für Lebenswissenschaften die Aktivitäten der Universität Wien und anderer Einrichtungen im Bereich Tropen- und Regenwaldforschung. Vor kurzem wurde in diesem Rahmen ein Kooperationsvertrag zwischen der Universität Wien und der Universidad de Costa Rica unterzeichnet.
Vor etwa zwei Jahren startete die Fakultät für Lebenswissenschaften eine Initiative zur koordinierten Tropen- und Regenwaldforschung, die in der Formulierung der interdisziplinären, integrierten Forschungsinitiative "Biodiversität und Ökosystemleistungen in tropischen Regenwäldern und menschlich genutzten Lebensräumen in der Region um den Golfo Dulce in Costa Rica (La Gamba, Regenwald der Österreicher)" mündete. Seit über einem Jahr wird diese Initiative vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gefördert.
Daueruntersuchungsflächen am Golfo Dulce
Die erste Projektphase beinhaltet die Platzierung von etwa 30 Daueruntersuchungsflächen zu je einem Hektar an verschiedenen Primär- und Sekundärwaldstandorten in der Golfo Dulce Region. Sie sollen in weiterer Folge als "Kondensationskeim" für österreichische (und internationale) Tropenforschung zur Verfügung stehen. Ab Sommer 2011 werden die Untersuchungsflächen mit Hilfe von KollegInnen der Universidad Nacional aus Costa Rica eingerichtet, wobei die Gelände- und Vegetationsstruktur aufgenommen und alle Bäume mit Durchmesser in Brusthöhe größer 10 cm markiert und deren Art bestimmt werden.
"In etwa einem Jahr sollen diese Flächen gemeinsam mit einer Basischarakterisierung der Böden, Mikroklima und Vegetation für alle interessierten WissenschafterInnen zur Verfügung stehen", ist Projektleiter Wolfgang Wanek vom Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung zuversichtlich.
Österreichischer Tropenworkshop im Sommer
Die verschiedenen Forschungsfragen und Forschungsansätze sollen bei einem Tropenworkshop im Sommer 2011 gebündelt werden. Ausgehend von genauen Untersuchungen zu Klima, Geologie und Böden der Region stehen die Diversität und Funktion von Fauna, Flora und Mikroben dieser Tropenwälder im Mittelpunkt.
"Die für die wissenschaftliche Projektforschung notwendigen Mittel werden im Rahmen von interdisziplinären Projekten eingeworben, etwa beim FWF", so Wanek: "Hiermit soll hochwertige wissenschaftliche Forschung im Bereich Tropenbiologie in La Gamba und eine Schwerpunktbildung im Bereich Tropenbiologie in Österreich gefördert werden."
Universitäre Kooperationen mit Costa Rica
Gemeinsam mit den beiden Leitern der Tropenstation, Werner Huber und Anton Weissenhofer vom Department für Strukturelle und Funktionelle Botanik, führte Wolfgang Wanek im Februar und März 2011 intensive Untersuchungen der Golfo Dulce Region durch. Weiters wurden fruchtbare Gespräche mit WissenschafterInnen der beiden wichtigsten Universitäten Costa Ricas – der Universidad de Costa Rica und der Universidad Nacional – geführt: "Zusammen haben wir die Basis für den Erfolg für diese Forschungsinitiative gelegt, und in den letzten Wochen geeignete Untersuchungsflächen gefunden", so Wanek.
Im Zuge dieser Forschungsinitiative wurde die Kooperation mit der Universidad de Costa Rica, der größten Universität Costa Ricas, intensiviert, um die österreichische Tropenforschung in La Gamba zu fördern. Nun ist eine weiterer wichtiger Schritt in diesen Bemühungen abgeschlossen: Der Kooperationsvertrag zwischen der Universität Wien und der Universidad de Costa Rica wurde im November 2010 vom Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften, Horst Seidler, und der Rektorin der Universidad de Costa Rica, Yamileth Gonzalez Garcia, unterzeichnet. (red)
Buchtipps:
Weber A., W. Huber, A. Weissenhofer, N. Zamora & G. Zimmermann. 2001: An introductory Field Guide to the Flowering Plants of the Golfo Dulce Rainforests - Corcovado Nationalpark and Piedras Blancas Nationalpark ("Regenwald der Österreicher"). Linz: OÖ Landesmuseum
Weissenhofer A., Huber W., Mayer V., Pamperl S., Weber A., Aubrecht G. (Hrsg.). 2008: Natural and Cultural History of the Golfo Dulce Region, Costa Rica. Linz: OÖ Landesmuseum