Archäologen der Universität Wien analysieren Längseer Einbaum-Funde

Zwei Boote aus der Bronzezeit, die man 2011 und 2012 aus dem Kärntner Längsee barg, werden an der Universität Wien untersucht und restauriert.

Vor einigen Jahren machte ein Hobbytaucher im Längsee in Kärnten einen nicht alltäglichen Fund. Im unmittelbaren Uferbereich in nur sechs Meter Tiefe fand er Reste eines hohlen Baumes, der über Jahrtausende in Seekreide im Seeboden gesteckt und unentdeckt geblieben war. Unweit der ersten Fundstelle entdeckte er weitere Reste eines Bootsrumpfs.

Gemeinsam mit der Universität Wien, dem Landesmuseum, dem Bundesdenkmalamt, Einsatzkräften der Wasserrettung und den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) als Eigentümer und Seebetreuer wurden die prähistorischen Fundstücke mittels Spezialeinsatz geborgen. Danach wurden die Einbäume an die Universität Wien überstellt,  wo sie nun im Rahmen der Interdisziplinären Forschungsplattform Archäologie (VIAS) untersucht und detailgetreu restauriert werden.

Bestimmung mittels C14-Analyse


Zur Altersbestimmung wird die so genannte C14-Analyse herangezogen, mit der anhand des Zerfalls von Kohlenstoff 14 Pflanzen- und Holzreste genau datiert werden können. Proben des ersten Einbaums wurden bereits ausgewertet. "Das Boot vom Längsee ist ein Relikt aus der Bronzezeit und wurde vor etwa 3.500 Jahren gebaut", erklärt Otto Cichocki, Paläontologe und Leiter des Bereichs Dendrochronologie an der Universität Wien. "Der Baumstamm wurde zwischen 1630 und 1460 vor Christus ausgehöhlt. Er ist rund vier Meter lang und 60 Zentimeter breit."

Bestimmt werden konnte auch die Baumart. "Es handelt sich um eine Erle. Erlen bevorzugen feuchte Standorte an stehenden oder fließenden Gewässern", erklärt Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl. Ihr Holz wird unter Wasser besonders hart und dauerhaft, früher wurde es häufig als Pfahlholz, aber auch für Wasserleitungen oder Brunnentröge verwendet. Die Proben des zweiten Einbaums sind noch nicht zur Gänze ausgewertet. Bereits jetzt lässt sich jedoch sagen, dass das zweite Boot aus Tannenholz gefertigt ist.  

Aufwändige Konservierung und Restaurierung

Der Untersuchung folgt ein aufwändiger Konservierungsprozess, bei dem die Einbäume zunächst in Becken mit entmineralisiertem Wasser gelagert und entsäuert werden (Osmosebad). Dann müssen die über die Jahrtausende instabil gewordenen Zellwände des Holzes verstärkt werden, da sonst beim Trocknen der Rumpf zerreißen und stark schrumpfen würde.

Ist dieser Prozess erfolgreich beendet, kann mit der langsamen Trocknung begonnen werden, nach deren Abschluss der Bootsrest aus den Teilstücken rekonstruiert, museal präsentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. (red)