Uni Wien passt Übersetzungsprogramm auf Österreich an

Um auf die Charakteristika der österreichischen Sprache sowie die Schwerpunkte des österreichischen EU-Ratsvorsitzes einzugehen, hat das Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien ein maschinelles Übersetzungssystem weiterentwickelt.

Ein maschinelles Übersetzungssystem anlässlich des österreichischen EU-Ratsvorsitzes – der "EU Council Presidency Translator" – geht speziell auf Ausdrücke der österreichischen Verwaltungssprache oder Themen wie Digitalisierung und Migration ein. Das Übersetzungssystem basiert auf neuronaler Maschinenübersetzung. Dafür wird ein künstliches neuronales Netzwerk mit Daten gefüttert und kann dann einen Text in eine andere Sprache übersetzen.

Flüssige Übersetzungen

Das Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien hat für den österreichischen EU-Vorsitz gezielt österreichische Daten – Texte, Sätze und einzelne Begriffe – gesammelt und der Übersetzungssoftware zugeführt. So kann das selbstlernende Programm nun österreichische Webseiten, Tagesordnungen oder Presseaussendungen flüssig übersetzen, erklärte die für das Projekt zuständige Uni Wien-Translationswissenschafterin Vesna Lusicky.

Bereits erprobt

Der "EU Council Presidency Translator" wurde ursprünglich von der Sprachtechnologie-Firma "Tilde", die Sitze in Litauen, Lettland und Estland hat, für die aufeinanderfolgenden Präsidentschaften Estlands, Bulgariens und Österreichs in Kooperation mit der Uni Wien entwickelt und bereits unter bulgarischem Vorsitz angewandt.

Software offen zugänglich

Die Hauptzielgruppe sind Delegierte, die sich Texte, Presseaussendungen oder Tagesordnungen im Vorfeld zu Sitzungen ansehen wollen. Die Übersetzungssoftware ist offen zugänglich, kann also auch von MedienvertreterInnen, BesucherInnen und BürgerInnen verwendet werden.

Österreichische Wortwahl

Das Programm unterscheidet sich von anderen wie beispielsweise "Google Translate", indem es nicht jedes Wort einzeln, sondern Texte im Kontext übersetzt. Lusicky merkte an, das bisherige Programme keine österreichische Wortwahl berücksichtigt hätten, weil für die deutsche Sprache mehr Daten aus Deutschland vorhanden wären. So beschränkte sich auch "eTranslation", das Übersetzungsprogramm der europäischen Kommission, auf die bundesdeutsche Sprachebene.

Ohne DolmetscherInnen geht es nicht


Trotz der Fortschritte im Bereich maschinellen Lernens und Übersetzung seien DolmetscherInnen weiter notwendig, sagte Lusicky. "Eine Tagesordnung kann man eine Maschine übersetzen lassen, für wichtige Dokumente wie Verträge werden aber immer Menschen zum Einsatz kommen", zeigte sich die Sprachforscherin überzeugt. Für die direkte Übersetzung von Ratssitzungen wird das Übersetzungssystem nicht verwendet. Und auch die Webseite des österreichischen Ratsvorsitzes wurde nicht maschinell, sondern von DolmetscherInnen übersetzt. (APA/red)