Franz Essl: "Die Menschheit steht an einem Wendepunkt"
| 07. Januar 2020Welche Arten werden überleben? Im Video zur Semesterfrage gibt Franz Essl anhand von Kakteen in der Wachau ein Beispiel, wie sich die Biodiversität aufgrund des Klimawandels ändern wird. Politiker*innen rät er, dass sie Umweltprobleme wichtiger nehmen sollten als bisher.
Franz Essl, Biodiversitätsforscher der Universität Wien, sagt im Video zur Semesterfrage: "Wir Menschen haben die Evolution abgelöst. Unsere Aktivitäten entscheiden darüber, welche Arten an welchen Orten das 21. Jahrhundert überleben werden."
Weiters erklärt er: "Der umfassende globale Umweltwandel hat zwei Seiten einer Medaille: Die erste ist, dass viele Arten stark zurückgehen, gefährdet sind und vom Aussterben bedroht sind – als Folge von Umweltzerstörungen und Lebensraumzerstörungen. Die andere Seite ist, dass Arten als Profiteure der biologischen Globalisierung den Menschen folgen und in anderen Kontinenten eingeschleppt werden. Diese sogenannten Neobiota können dann gravierende ökologische aber auch ökonomische Probleme verursachen. Klimawandel und Neobiota sind eineiige Zwillinge. Sie gehören untrennbar zusammen und sie verstärken einander."
Auch in Österreich finden sich laut Essl Neobiota: "Ein Beispiel dafür sind Kakteen, die Opuntia Arten, die auch in Österreich, etwa in der Wachau mittlerweile wild vorkommen und die von den heißen, trockenen Sommern der letzten Jahre stark profitiert haben."
Abschließend betont Essl im Video: "Die Menschheit steht an einem Wendepunkt. Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen müssen Umweltprobleme noch viel wichtiger nehmen als bisher. Und die Rolle der Wissenschaft ist es, sie dabei mit fundierten Informationen zu unterstützen."
EVENT-TIPP: Podiumsdiskussion zur Semesterfrage
Am Montag, 13. Jänner 2020, findet im Großen Festsaal der Universität Wien die Abschlussveranstaltung zur Semesterfrage "Wie schützen wir die Artenvielfalt?" statt. Katrin Böhning-Gaese hält den Impulsvortrag und diskutiert mit Franz Essl, Alice Vadrot, Luc Bas und Kathi Schneider unter der Moderation von Martin Kotynek (DerStandard).
Franz Essl lehrt und forscht am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien. Er gilt als führender Experte in der Neobiota-Forschung, gehört zu den Forscher*innen, deren Arbeiten besonders häufig zitiert werden ("Highly Cited Scientists"), und ist auch im Leitungsteam des neu gegründeten österreichischen Biodiversitätsrats.
Die Außenaufnahmen für die Videos zur Semesterfrage "Wie schützen wir die Artenvielfalt?" wurden im Botanischen Garten der Universität Wien gedreht.