Das Jagdverhalten ausgestorbener Raubtiere

Das Innenohr stellt eines der wichtigsten Sinnesorgane von Wirbeltieren dar. Es ist nicht nur für das Gleichgewicht zuständig, seine Form lässt auch darauf schließen, wie sich ein Lebewesen fortbewegt. ForscherInnen der Universität Wien schließen daraus auf das Jagdverhalten fossiler Raubtiere.

Vor rund 60 Millionen Jahren, im sogenannten Paläozän, entwickelte sich die sehr erfolgreiche Säugetiergruppe der Raubtiere. So hat etwa der älteste Hund vor ca. 40 Millionen Jahren gelebt und ist nicht zu vergleichen mit den heutigen Arten. Er war klein, schlank gebaut und in der Lage, auf Bäume zu klettern. Etwa 15 Millionen Jahre später trat dessen Nachfahre, Epicyon haydeni, mit der Größe eines Grizzlybären auf.

Hetzjäger und Lauerjäger

Das Jagdverhalten heutiger Raubtiere unterscheidet sich sehr im Vergleich zu ihren ausgestorbenen Vorfahren – manche sind Hetzjäger wie der Wolf, die Afrikanischen Wildhunde oder Geparden, andere lauern dagegen ihrer Beute auf (wie die meisten Katzenartigen). Durch Beobachtungen kennt man das Verhalten dieser Tiere sehr gut, es stellt aber eine enorme Herausforderung dar, das Jagdverhalten für fossile Raubtiere zu rekonstruieren.

Rückschlüsse auf das Jagdverhalten

Paläontologin Julia Schwab und ihren KollegInnen an der Universität Wien beschäftigen sich in einer aktuellen Studie deshalb mit dem Innenohr heutiger und ausgestorbener Raubtiere, um so Rückschlüsse auf das Jagdverhalten fossiler Arten ziehen zu können. Das Innenohr stellt eines der wichtigsten Sinnesorgane der Wirbeltiere dar. Es ist zum einen für das Hören und zum anderen mit den drei Bogengängen für das Gleichgewicht und die Lage des Körpers im Raum zuständig. Auf Grund seiner Gestalt kann es daher mit verschiedenen Fortbewegungsmustern korreliert werden.

Mikro-Computertomografie

Mittels Mikro-Computertomografie (CT) konnten die WissenschafterInnen einen detaillierten Einblick in die innere Anatomie des Schädels von Raubtieren und insbesondere über das knöcherne Labyrinth bekommen. Letzteres repräsentiert den Hohlraum, in dem sich das eigentliche Sinnesorgan befindet. Sein indirekter Beleg ermöglicht in Kombination mit modernen Analysemethoden und dem Vergleich zu heutigen Arten eine genaue Rekonstruktion von Fortbewegungsweisen der fossilen Raubtiere und hilft dabei deren Jagdverhalten zu verstehen.

Lebensweise ausgestorbener Raubtiere

"Schnelle Jäger, wie der Wolf oder auch der Gepard, entwickelten größere Bogengänge, da sich ihre Laufgeschwindigkeiten schneller der Beute anpassen müssen als generalisierte Jäger, wie der Fuchs", so Schwab. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Länge der Hörschnecke (Cochlea) des Innenohrs, da anhand dessen zwischen katzenartigen und hundeartigen Raubtieren unterschieden werden kann. Die Studie setzt einen ersten Schritt um die Lebensweise ausgestorbener Raubtiere besser verstehen zu können. 

Die Publikation "Carnivoran hunting style and phylogeny reflected in bony labyrinth morphometry" (AutorInnen: Julia A. Schwab, Jürgen Kriwet, Gerhard W. Weber, Cathrin Pfaff ) erschien am 11.1.2019 in Scientific Reports.


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