Tagung über das Unbewusste im Alltag anlässlich des 150. Geburtstags von Sigmund Freud

Vom 23. bis 25. November findet die vom Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien mitorganisierte Tagung "Kulturanalyse – Psychoanalyse – Sozialforschung" statt. Zum 150. Geburtstag von Sigmund Freud diskutieren u.a. die international bekannten und viel gelesenen Autoren Eli Zaretsky und Klaus Theweleit am Museum für Volkskunde in Wien. Die Tagung ist öffentlich zugänglich, Interessierte sind willkommen.

Auf den ersten Blick scheinen Psychoanalyse und Europäische Ethnologie (Volkskunde) wenig gemeinsam zu haben. Doch dieser Eindruck täuscht. "Die Fachbereiche Volkskunde, Europäische Ethnologie und Anthropologie haben schon früh psychoanalytische Einsichten zur Analyse von Kultur und Gesellschaft genutzt", erklärt Elisabeth Timm, Assistentin am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien, und weiter, "die Verbindungen waren früher sogar noch viel enger als heute. Sigmund Freud arbeitete ja als Kulturtheoretiker, und gleichzeitig gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Volkskunde ein Interesse an psychologischen Fragestellungen."

Internationale Tagungsgäste

Den Auftakt des Symposiums macht eine Diskussionsrunde zum Thema "Kulturwissenschaftliche Begegnung mit der Psychoanalyse" (Do, 23.11., 17.30 Uhr). Der Mitbegründer der Ethnopsychoanalyse Mario Erdheim diskutiert mit Ina-Maria Greverus, die das Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Frankfurt/Main gründete. Dritter Teilnehmer der Runde ist der Volkskundler und Religionsexperte Martin Scharfe.

Am zweiten Tag spricht Eli Zaretsky, Professor an der New School University in New York und in viele Sprachen übersetzter Buchautor, über sein Spezialgebiet, die Geschichte der Psychoanalyse. In seinem Vortrag "A Future for Psychoanalysis" (Fr, 24.11., 9 Uhr) rekonstruiert der Historiker die Psychoanalyse als Teil des großen Modernisierungsprozesses der bürgerlichen Gesellschaften im 19. und 20. Jahrhundert. Zaretskys Buch über die Geschichte der Psychoanalyse erschien gerade in der deutschen Übersetzung "Freuds Jahrhundert". Anschließend referiert Regina Becker-Schmidt, Professorin am Psychologischen Institut der Universität Hannover, über die sozialpsychologische Genderforschung: "Zweigeschlechtlichkeit als Ordnungsmacht für Subjekt und Gesellschaft".

In der Abschlussdiskussion "Kultur und Politik: Gesellschaftspolitische Relevanz psychoanalytischer Zugänge" (Sa, 25.11., 11.30 Uhr) kommt neben Helmut Dahmer, Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt, auch der deutsche Literaturwissenschafter und Erfolgsautor Klaus Theweleit zu Wort, der einer breiteren Öffentlichkeit durch sein Buch "Männerphantasien" (1977) bekannt ist. Theweleit wird auf seine jüngste Publikation "absolute(ly) Sigmund Freud" zu sprechen kommen. Dieses 2006 erschienene Werk beschreibt Freud in Pop und Popkultur. Der Erfinder des Ödipus-Komplexes wird in Songtexten von Madonna, Harry Belafonte, Alanis Morissette oder Greenday gespiegelt.

Die Tagung wird veranstaltet vom Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien, dem Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz und dem Verein für Volkskunde/Österreichisches Museum für Volkskunde in Wien.

Programm (PDF) unter http://www.volkskundemuseum.at/bilder/Tagungsprogramm_Freud_Symposium.pdf

Tagung "Kulturanalyse – Psychoanalyse – Sozialforschung"

23. bis 25. November 2006 (Donnerstag bis Samstag)

Österreichisches Museum für Volkskunde, Laudongasse 15-17, 1080 Wien

Tagungsgebühr: Gesamte Tagung: 20 Euro, Studierende: 10 Euro; Tageskarte: 10 Euro, Studierende: 5 Euro.

Rückfragehinweis

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

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