Gedenkveranstaltung "Vertriebenes Recht" und Ausstellungseröffnung mit Bundesministerin Maria Berger
18. November 2008Benjamin Frostig in einem Ausschnitt der Installation von Karen Frostig. (printtaugliches Download siehe Textende)
Am Dienstag, 25. November 2008, 16.30 Uhr, wird im Juridicum der Universität Wien die Ausstellung "Erinnerungen im Exil – Exiled Memories" im Rahmen der Gedenkveranstaltung "Vertriebenes Recht" eröffnet. Aus diesem Anlass sprechen neben Maria Berger, Bundesministerin für Justiz, Clemens Jabloner, Präsident des Verwaltungsgerichtshofes, und Irmgard Griss, Präsidentin des Obersten Gerichtshofes. Durch die Installation in der Aula des Juridicums führt die Kunsthistorikerin und Künstlerin Karen Frostig, Tochter eines 1938 geflüchteten Juristen aus Wien. Otto Tausig liest aus Zeitzeugnissen. Das Streichquartett der Wiener Akademischem Philharmonie beendet das Programm mit Musik von Egon Wellesz.
Die Gedenkveranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs in St. Pölten und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) organisiert.
Mit der Installation "Erinnerung aus dem Exil – Exiled Memories" gedenkt die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Ereignisse rund um das Jahr 1938 und ihrem intellektuellen Verlust. Während des Wintersemesters 2008/09 wird die Ausstellung im Juridicum gezeigt. Für das Sommersemester 2009 ist eine Ringvorlesung geplant, welche die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die einzelnen, an der Fakultät gelehrten Fächer im Detail beleuchten wird. Dabei wird auch zu untersuchen sein, inwieweit die Jurisprudenz als eine den Maßstäben der Menschlichkeit verpflichtete Wissenschaft oder als regimehöriger Hilfsdienst verstanden worden ist.
Die Koordination der Veranstaltung übernahm Vizedekan Richard Potz gemeinsam mit Stefan Schima und Wolfgang Wieshaider vom Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht an der Universität Wien.
Künstlerische Aufarbeitung: "Erinnerung im Exil – Exiled Memories"
Nach dem Tod der letzten drei Holocaust-Überlebenden ihrer Familie im Jahr 2004 erhielt die New Yorker Kunsthistorikerin und Künstlerin Dr. Karen Frostig ein Bündel von 68 Briefen ihrer im Konzentrationslager ermordeten Großeltern. Frostigs Großeltern schrieben an deren Sohn Benjamin Frostig, der 1936 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien zum Doktor der Rechte und Wirtschaft promoviert hatte und ab 1938 im Exil in Kuba lebte. Im Zuge ihres Restitutionsansuchens an die Republik Österreich begann Karen Frostig mit der Rekonstruktion ihrer Familiengeschichte. Neben dem Schicksal der ermordeten Großeltern begann sie, die Vertreibung ihres Vaters Benjamin Frostig, damals junger Jurist, nach seiner Haft im November 1938 zu erforschen. Der nicht immer reibungslose Kontakt zu Österreich intensivierte sich, inzwischen hat Frostig die österreichische Staatsbürgerschaft.
Die Ergebnisse ihrer Aktivitäten führten zur Konzeption einer Installation in zwölf Tafeln mit dem Titel "Erinnerung im Exil – Exiled Memories". In drei mittels einer Digitalisierungstechnik übereinander gelagerten Ebenen werden Ausschnitte aus Briefen, Fotos und Motiven von Massenerschießungen gezeigt. Entstanden ist damit eine Zeitreise von 1938, dem Beginn des Exils der Familie, bis 2008.
Gedenkveranstaltung "Vertriebenes Recht"
Auswirkungen des Anschlusses 1938 auf die Rechtswissenschaften in Wien
Zeit: Dienstag, 25. November 2008, 16.30 - 20.00 Uhr
Ort: Juridicum, 1010 Wien, Schottenbastei 10-16
Die Veranstaltung ist kostenfrei und ohne Anmeldung zugänglich.
Die Ausstellung ist bis 12. Dezember in der Aula des Juridicums zu besuchen.
Kontakt:
Ilia Dib
Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Universität Wien
T +43-1-42 77-358 16
M +43-699-146 48 288
ilia.dib(at)univie.ac.at
Rückfragehinweis:
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at
Bildbeschreibung:
Ausschnitte der Installation "Erinnerung im Exil – Exiled Memories" von Karen Frostig.
Copyright: Karen Frostig