Erster Westbalkan Science Day an der Universität Wien

Unterlagen zum Pressegespräch

Am 13. November 2006 findet erstmals der Westbalkan Science Day in Österreich statt. Über 150 WissenschafterInnen aus Südosteuropa und Österreich nehmen an dem restlos ausgebuchten Informationsaustausch teil. Die Universität Wien unterstützt als Gastgeberin dieser Veranstaltung die Entwicklung eines gesamteuropäischen Forschungsraums.

Die Universität Wien war von Anfang an darum bemüht, den bildungspolitischen Prozess zur Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Westbalkanländern aktiv zu unterstützen. Nach ersten Maßnahmen zum Wiederaufbau der universitären Infrastruktur in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens seit 1996 ging es der Universität Wien um Maßnahmen zur Entwicklung neuer Curricula und Studienstrukturen, wovon die erfolgreiche Beteiligung der Universität Wien am europäischen Bildungsprogramm Tempus/Cards zeugt. Auf dieser Basis werden nun nachhaltige wissenschaftliche Kooperationen angestrebt, um damit die Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Forschungsraumes voranzutreiben.

Integration der Westbalkanländer in den europäischen Forschungs- und Hochschulraum

Ein Beispiel dieser Bemühungen ist die im März 2006 an der Universität Wien abgehaltene Konferenz "Strengthening Higher Education and Research in South East Europe – Priorities for Regional and European Cooperation". Ü ber 100 Rektoren, Vizerektoren und DekanInnen aus Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro, Kroatien, Slowenien und Mazedonien arbeiteten mit VertreterInnen der Europäischen Kommission, des Europäischen Rats, der European University Association (EUA) und des Centre Européen pour l'Enseignement Supérieur (CEPES) UNESCO-Eckpunkte für einen Aktionsplan in Vorbreitung zum Treffen der EU-BildungsministerInnen aus.

Ein wichtiges Resultat dieses Ministertreffens und ein weiterer Meilenstein hin zu einem gemeinsamen Forschungsraum mit Südosteuropa ist der von der Universität Wien unterstützte, im ersten Halbjahr 2006 beschlossene "Pakt für Bildung mit dem Westbalkan". Wichtige Punkte dieses Übereinkommens sind, dass die Staaten der Westbalkanregion bereits ab 2007 an den EU-Mobilitätsprogrammen wie ERASMUS teilnehmen können und gleichberechtigte Partner am Programm "Lebenslanges Lernen" der EU sind.

Der Entwicklungsplan der Universität Wien und der Westbalkan

Durch ihre Tradition, ihr Selbstverständnis und der geografischen Lage im Zentrum Europas ergibt sich für die Universität Wien der Anspruch, eine führende Forschungsuniversität in Europa zu sein. Um dieser Rolle gerecht zu werden, engagiert sich die Universität Wien – wie im Entwicklungsplan dokumentiert – im Bereich des Wissenstransfers mit den Balkanländern.

Doktoratsprogramm "Transformation Processes in Central Europe"

Seit Beginn dieses Wintersemesters bietet die Universität Wien zwölf strukturierte Doktoratsprogramme (Initiativkollegs) an. In dem von Heinz Fassmann, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie, geleiteten Initiativkolleg "Kulturen der Differenz: Transformationsprozesse im zentraleuropäischen Raum. Gegenwärtige Perspektiven, historische Kontexte" setzen sich zwölf internationale DoktorandInnen (u.a. aus Kroatien und Serbien) mit den Veränderungsprozessen in Ost- und Mitteleuropa und den Transformationsprozessen im zentraleuropäischen Raum auseinander. Der kulturelle, politische und soziale Wandel in Europa nach 1989 wird fachübergreifend und kulturwissenschaftlich aufgearbeitet.

Universitärer Forschungsschwerpunkt "Europäische Integration und südöstliches/östliches Europa"

Die europäische Integration und Südosteuropa ist einer der insgesamt fünf universitären Forschungsschwerpunkte der Universität Wien. Im Vordergrund stehen di e Prozesshaftigkeit und der Beschleunigungseffekt der Europäischen Integration in Zusammenhang mit der genannten Region, bei der die grundlegenden Fragen der Integration durch spezifische Analysen behandelt werden.

Mit dem Wintersemester 2006/07 begrüßte die Universität Wien die ersten neun StipendiatInnen im Rahmen des von ihr entwickelten Pilotprojektes "Human Resources Development Programme for selected SEE-universities" (SEE steht für South Eastern European) zur gezielten Förderung von exzellenten NachwuchswissenschafterInnen südosteuropäischer Universitäten auf der Ebene des Doktorats bzw. des Diplomarbeitsstadiums. Die Vergabe dieses Stipendiums, das einen bis zu neunmonatigen Forschungsaufenthalt an einem ausgewählten Institut der Universität Wien finanziert, ist pro Studienjahr auf zehn Personen limitiert. Die Ausschreibung erfolgt ausschließlich aufgrund konkreter, bereits existierender Wissenschaftskooperationen. Die Universität Wien leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der ‚Regions of Knowledge’, eine "Pilot Action" des Europäischen Parlaments.

Exemplarische Südosteuropa-Projekte in Lehre und Forschung an der Universität Wien

Politikwissenschaft

Seit Februar 2005 ist Dieter Segert Professor für Transformationsprozesse in Mittel-, Südost- und Osteuropa am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Transformation politischer Systeme in Osteuropa im Vergleich, die politische Geschichte und das Erbe des europäischen Staatssozialismus, die Parteienentwicklung in Osteuropa und die EU-Erweiterung sowie die EU-Reform.

Elsa Hackl vom Institut für Politikwissenschaft arbeitet im Auftrag des bm:bwk an einer Studie über die Attraktivität österreichischer Universitäten für Studierende aus Mittel-, Südost- und Osteuropa.

Helmut Kramer, Professor am Institut für Politikwissenschaft, forschte mit dem jungen Politologen Vedran Dzihic über den Einfluss der internationalen Gemeinschaft in Bosnien. Dzihic beschäftigt sich nun mit der Studie "Mythos Europa – Europavorstellungen im Kontext sich wandelnder Staatlichkeit in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien".

Sieglinde Rosenberger und Birgit Sauer, Professorinnen am Institut für Politikwissenschaft, leiten ein EU-Projekt im 6. Rahmenprogramm. Sie untersuchen kulturelle Aspekte zum Tragen des Kopftuchs bzw. Schleiers. Titel: "VEIL. Values. Equality and Differences in Liberal Democracies. Debates about Female Muslim Headscarves in Europe". Darüber hinaus arbeitet Sauer auch in dem Projekt "Gendered Migration and Trafficking. A Comparison of Austria, Slovenia, Croatia and Serbia-Montegengro" mit.

In dem Universitätsschwerpunkt-Projekt "Governing Difference – a challenge for new democracies in Central and Eastern European Countries" beschäftigen sich die Politologinnen Rosenberger und Sauer sowie die Juristin Holzleitner mit Fragen des Westbalkans.

Soziologie

Am Institut für Soziologie haben Forschungen zu Fragen des Balkans eine lange Tradition. So entwickelte Rudolf Richter, Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften, gemeinsam mit der Paul-Lazarsfeld-Gesellschaft den "Südost-Europa-Barometer". Es handelt sich dabei um ein Instrumentarium zur Analyse von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Transformationsprozessen.

Dr. Christoph Reinprecht arbeitet derzeit an der von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen Studie "INVOLVE – Ehrenamtliches Engagement von Migranten und Migrantinnen". Darüber hinaus sind Forschungsprojekte über bosnische Flüchtlinge in Wien in Planung.

Die Fakultät für Sozialwissenschaften arbeitet mit der Universität Sarajewo an der Entwicklung von Curricula zusammen.

Forschungsbereich "Osteuropäische Geschichte"

Das Institut für Osteuropäische Geschichte hat eine lange Tradition an der Universität Wien und veröffentlicht u.a. seit 1955 die Buchreihe "Wiener Archiv zur Geschichte des Slawentums und Osteuropas" (Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar, bisher 17 Bände). Das Institut arbeitet international vernetzt, z.B. mit der Commission internationale des Études Historiques Slaves, der Association Internationale d'études du Sud-Est Européen (AIESEE), dem deutschen Verband der Osteuropahistoriker und der Münchener Südosteuropa-Gesellschaft.

Inhaltlich setzen sich zahlreiche ForscherInnen am Institut mit der Westbalkanregion auseinander: Eva Anne Frantz, Armina Galijaš, Horst Haselsteiner, Alojz Ivanišević, Max D. Peyfuss, Oliver Jens Schmitt, Arnold Suppan und Marija Wakounig.

Zeitgeschichte

Am Institut für Zeitgeschichte leitet Carola Sachse das Projekt "Ergänzungsraum Südosteuropa. Konzepte und Strategien des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags und die Europapolitik im Zeichen der Südosterweiterung". Untersuchungsgegenstand sind Strategien zur europäischen Raum- und Wirtschaftsordnung der Zwischenkriegszeit. Die Länder Südosteuropas sollten einerseits als Ressourcen für Agrarprodukte und Erze, andererseits als Absatzmarkt für deutsche und österreichische Industrieprodukte genutzt werden.

Slawistik

Die Möglichkeiten, die Sprachen Südosteuropas an der Universität Wien zu erlernen, sind traditionell groß. Das Studienangebot für die Sprachen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Slowenisch erstreckt sich über das Diplom- und Lehramtsstudium bis hin zum Doktoratsstudium. Am Zentrum für Translationswissenschaft ist die Ausbildung zum Dolmetschen und Übersetzen möglich. Das Sprachenzentrum der Universität Wien bietet zahlreiche Kurse zu den Sprachen der Balkanländer an.

Botanik

Manfred A. Fischer vom Department für Botanische Systematik und Evolutionsforschung erforscht im Rahmen des vom FWF geförderten Projekts "Artbildung auf dem Balkan – das Beispiel Veronica", wie Pflanzenfamilien, -gattungen und -arten im Lauf der Erdgeschichte gewandert sind und welche geografischen und klimatischen Faktoren dabei maßgeblich waren.

CEEPUS (Central European Exchange Programme for University Studies)

Die Universität Wien ist in sechs Programmen mit Partnern aus den Westbalkanländern vertreten bzw. koordinierend tätig:

· Netzwerk "Sprache und Literatur im mitteleuropäischen Kontext“ von Herbert van Uffelen, stv. Vorstand des Instituts für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft (wurde 2005 mit dem Ministerpreis ausgezeichnet)

· "Cognitive Science, Knowledge Studies and Knowledge Technologies“, ein wissenschaftstheoretisches Netzwerk von Markus F. Peschl, Vorstand des Instituts für Wissenschaftstheorie

· "eBologna", ein translationswissenschaftliches Netzwerk von Gerhard Budin, Leiter des Zentrums für Translationswissenschaft

· "BIN-Net", ein Netzwerk für Wirtschaftsinformatik von Dimitris Karagiannis, Leiter des Instituts für Knowledge and Business Engineering

· Am Projekt "Geosciences in Central and Southeastern Europe" ist das Department of Geological Sciences der Universität Wien beteiligt

· Im "Network in Integrative Language and Intercultural Learning of Slavic Languages and Cultures in Central European Context" ist das Institut für Slawistik der Universität Wien vertreten

TEMPUS/CARDS (ein Hochschulprogramm der Europäischen Union mit den nicht-assoziierten Staaten in Südosteuropa)

Die Universität Wien ist in vier von europaweit 32 Netzwerken vertreten:

· "Journalist´s Education and Training in Croatia", ein Journalisten-Ausbildungsprojekt, das von Thomas A. Bauer vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien koordiniert wird

· Darüber hinaus ist die Universität Wien an dem Projekt "Establishment of Public Relations Offices at Croatian Universities" beteiligt.

· Das Programm "Sport Science Curricula in Albania & Bologna Process (BOLALBA)" koordiniert das Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport der Universität Wien.

· Beteiligung der Universität Wien am Projekt "Education Quality Improvment by E-Learning Technology"

Rückfragehinweis

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

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