Die Tropenstation La Gamba im Regenwald der Österreicher in Costa Rica

Die Unterlagen zum Pressegespräch

1993 gründete der Verein Regenwald der Österreicher am Rande des Nationalparks Piedras Blancas eine Forschungsstation. D urch das Engagement vieler Einzelpersonen und Institutionen entwickelte sich die Tropenstation in La Gamba zu einer leistungsfähigen Forschungsstätte in Costa Rica. Neben den wissenschaftlichen Projekten, u.a. in den Fachbereichen Botanik, Zoologie, Bodenkunde und Ökologie , unterstützt die Forschungsstation die Entwicklungszusammenarbeit in der Region. Mit 1. Dezember 2006 übergibt der Verein Regenwald der Österreicher die Tropenstation dem der Universität Wien nahe stehenden Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba.

Die Tropenstation La Gamba in Costa Rica ist eine Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungsinstitution , die einen wertvollen Beitrag zur Erforschung eines des letzten noch erhaltenen Tieflandregenwaldes mit einer außergewöhnlichen Fülle an Pflanzen- und Tierarten leistet. Dass sie heute eine leistungsfähige Forschungsstation ist, ist vor allem dem Engagement der jungen Wissenschafter Werner Huber und Anton Weissenhofer (beide Universität Wien), in weiterer Folge auch der Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur zu verdanken. Die Tropenstation ist eine ideale Basis für Forschungsprojekte, Feldpraktika und Exkursionen. Für interessierte Laien besteht die Möglichkeit, an organisierten Naturstudienreisen teilzunehmen. Bisher nutzten mehr als 600 Personen die Tropenstation La Gamba als Ausgangspunkt, um den Regenwald der Österreicher zu erkunden.

Wissenschaftliche Arbeiten

Die Tropenstation wird von WissenschafterInnen und Studierenden aus Österreich und aller Welt sowie von LehrerInnen an Universitäten und Höheren Schulen genutzt. Seit 1995 sind über 50 Bakkalaureats-, Diplomarbeiten bzw. Dissertationen in der Tropenstation La Gamba betreut worden. Zurzeit führen an die 30 StudentInnen wissenschaftliche Arbeiten im Regenwald der Österreicher unter Nutzung der Einrichtungen der Forschungsstation durch. (Exemplarische Forschungsthemen siehe Anhang)

Ausstattung: Forschungsstation mit botanischem Garten

Die Tropenstation befindet sich an der Pazifikküste am Rande des Nationalparks Piedras Blancas in Costa Rica, in unmittelbarer Nähe des Dorfes La Gamba. In der Station arbeiten sieben MitarbeiterInnen aus dem Ort La Gamba, sodass die Station eine der größten Arbeitsgeber der Gemeinde ist. Zur wissenschaftlichen Grundausstattung zählt neben diversen optischen Geräten, einem Labor und einem 30 Meter hohen Beobachtungsturm auch eine Bibliothek. Die Station verfügt über drei Arbeitsgebäude für ca. 20 Personen mit entsprechender Infrastruktur für Übernachtungen. In nahe gelegenen Gebäuden können weitere Personen beherbergt werden, sodass auch die Unterbringung größerer Gruppen möglich ist.

Die Häuser sind in den drei Hektar großen botanischen Garten eingebettet, in dem viele tropische Nutzpflanzen wie Caimito, Sauersack oder Maniok wachsen. Auf dem Gelände werden aber auch Pflanzen unter tropischen Freilandbedingungen für wissenschaftliche Untersuchungen angebaut.

Forschungsstation unterstützt Entwicklungszusammenarbeit

Die Tropenstation La Gamba unterstützt seit Jahren aktiv Projekte in der Region, um die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung zu verbessern, so z.B. Wiederaufforstungsprogramme und nachhaltige Landbewirtschaftung.

Um die Ausbildung von SchülerInnen aus La Gamba zu fördern, initiierte die Tropenstation La Gamba 2003 ein Schulprojekt, um Kindern den Ausbildungsweg bis zur Matura zu finanzieren. Zurzeit wird neun Kindern der Besuch eines so genannten Colegio – dieser Schultyp entspricht einer österreichischen BHS mit Berufsausbildung – ermöglicht. Gefördert werden sozial bedürftige SchülerInnen, die während des gesamten Förderzeitraumes einen bestimmten Notendurchschnitt nachweisen. Die Auswahl der SchülerInnen erfolgt in Absprache mit den LehrerInnen der Volksschule in La Gamba.

Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba

Bisher wurde die Tropenstation La Gamba vorwiegend vom Verein Regenwald der Österreicher erhalten. Da dies nicht zu den Kernaufgaben des Vereins zählt, wurde der Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba gegründet. Mit 1. Dezember 2006 wird die Tropenstation von diesem der Universität Wien nahe stehenden Förderverein übernommen und zusammen mit der Universität betrieben.

Die positive Bilanz in Bezug auf tropenrelevante Wissenschafts-, Ausbildungs- und Fortbildungstätigkeit erfordert auch neue Finanzierungsmittel. Für den Betrieb dieses österreichischen „Forschungsbrückenkopfs“ in den Tropen sind Personal- und Sachkosten aufzubringen. Diese können zu einem geringen Teil selbst erwirtschaftet werden. Zur Sicherung der materiellen Grundlage für den Fortbestand der Station werden u.a. Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsoring aus privater Hand sowie zusätzliche Förderungsmittel aus öffentlicher Hand herangezogen.

Der Verein steht allen Personen offen, die sich in irgendeiner Form für Tropen, Regenwälder, Costa Rica, Lateinamerika, Naturschutz und sanften Tourismus interessieren. Die Station La Gamba dient nicht nur der wissenschaftlichen Erforschung des Regenwaldes der Österreicher im Nationalpark Piedras Blancas, sondern ermöglicht auch Exkursionen für regenwaldbegeisterte Laien.

Weitere Information unter www.lagamba.at

Kontakt

Univ.-Prof. Dr. Roland Albert

Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung

Universität Wien

1090 Wien, Althanstraße 14

T +43-1-4277-542 04

roland.albert(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

T +43-1-4277-175 30

M +43-664-602 77-175 30

veronika.schallhart(at)univie.ac.at

Exemplarische Forschungsthemen in der Tropenstation La Gamba

Zoologie

In der Zoologie beschäftigen sich Walter Hödl, Professor am Department für Evolutionsbiologie, und seine Diplomandin Ulli Karpfen, mit Glasfröschen. Harald Krenn, ebenfalls vom Department für Evolutionsbiologie, beschäftigt sich mit Schmetterlingen, die Blütenpollen als zusätzliche Nahrungsquelle nutzen. Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Verhalten, das innerhalb der Tagfalter nur bei den Vertretern der Gattungen Heliconius bekannt ist. Die Diversität von Fischen in Fließgewässern und die Biologie von Gewässern sind die Forschungsthemen des Limnologen Friedrich Schiemer.

Botanik

Michael Kiehn, Leiter des Departments für Biogeographie, war 1992 der erste Wissenschafter der Universität Wien im Regenwald der Österreicher. Sein Forschungsthema ist die Diversität der artenreichen Pflanzenfamilie Rubiaceae. Veronika Mayer vom Department für Palynologie und strukturelle Botanik hat eine viel beachtete Arbeit über Ameisen-Pflanzen-Interaktionen fertig gestellt. Anton Weber, ebenfalls vom Department für Palynologie und strukturelle Botanik, beschäftigt sich mit Bestäubungsbiologie und hat zusammen mit Werner Huber und Anton Weissenhofer zahlreiche Diplomarbeiten vor Ort betreut und einen Pflanzenführer der Region herausgegeben.

Ökologie

Andreas Richter und Wolfgang Wanek, Professoren am Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung, beschäftigen sich mit Stoffkreisläufen, Nährstoffaufnahme und Nährstoffzyklen im Tropenwald. Sie betreuen zahlreiche Diplomarbeiten auf diesem Arbeitsgebiet.

Pharmakognosie

Reinhard Länger vom Department für Pharmakognosie beschäftigt sich mit den traditionell verwendeten Heilpflanzen in und um La Gamba und hat versucht, das noch vorhandene Wissen zu dokumentieren. Ergänzend dazu wurde in der Tropenstation ein Heilpflanzengarten angelegt. Die Auswertung der Informationen und wissenschaftliche Bewertung ist noch im Gang.

Ethnologie

„Mit den Augen der Einheimischen“ – der Blick der ansässigen Bevölkerung in La Gamba auf ausländische TouristInnen steht im Vordergrund der ethnologischen Arbeiten von Martina Fahrnberger vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie.

Zu den Bildern:

Esquinas-Regenwald, Copyright: Verein Regenwald der Österreicher

Rotaugenfrosch, Copyright: Richard Kunz

Heliconie mit Kolibri, Copyright: Richard Kunz

Passiflora-Blüte mit paarenden Fahnenwanzen, Copyright: Richard Kunz

Michael Schnitzler, Copyright: Verein Regenwald der Österreicher

Alvaro Ugalde, Copyright: Verein Regenwald der Österreicher

Esquinas Rainforest Lodge (Luftaufnahme) , Copyright: Verein Regenwald der Österreicher

Tropenstation La Gamba (Casa principal), Copyright: Universität Wien