Neues ESA-Weltraumteleskop "CHEOPS" für Exoplaneten erfolgreich gestartet

Heute Mittwoch, 18. Dezember, ist die Exoplaneten-Weltraummission CHEOPS mit österreichischer Beteiligung erfolgreich in den Weltraum gestartet. Damit wird eine neue Ära der Vermessung von Exoplaneten – Planeten um ferne Sonnen – eingeläutet. Der Satellit ist ein weiterer Meilenstein der ESA (European Space Agency) zur Erforschung unserer Ursprünge. CHEOPS wird Exoplaneten viel detaillierter als vorhergehende Missionen ausmessen. Die Universität Wien hat Steuersoftware auf dem Satelliten entwickelt und trägt wissenschaftlich zu den Beobachtungen bei.

Der Start erfolgte um 9:54 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Unter lautem Getöse brachte eine Sojus-Fregat-Rakete CHEOPS (CHaracterising ExOPlanets Satellite) in die Umlaufbahn um die Erde, die der Satellit nun regelmässig alle ca. eineinhalb Stunden umkreist. Der Satellit wurde von einem internationalen Konsortium unter der Leitung der Universität Bern und der ESA gebaut und entwickelt. Sein Hauptinstrument ist ein Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 30 cm, das an eine sehr empfindliche Kamera gekoppelt ist. In Österreich haben das Institut für Astrophysik der Universität Wien, das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die RUAG Space Austria durch Beiträge in der Softwareentwicklung, Hardwarekomponenten und der Wissenschaftsplanung zum Erfolg der Mission beigetragen.

Im All kann CHEOPS unter günstigen Bedingungen während der kommenden dreieinhalb bis fünf Jahre mehrere hundert bereits grob bekannte Exoplaneten unter die Lupe nehmen. Diese Planeten kreisen um andere Sterne, sind also sogenannte Exoplaneten. In den letzten Jahrzehnten hat man bereits über 4000 solche Objekte nachgewiesen.

Fremdartige Planeten im Fokus des Teleskops
Exoplaneten sind wegen der alles dominierenden Strahlkraft ihrer Sterne kaum sichtbar. Zieht jedoch ein Planet vor seinem Stern vorbei, wird seine Helligkeit kurzzeitig vermindert. Mit solchen "Transitmessungen" kann man direkt auf den Durchmesser des Planeten schließen.

In unserem Sonnensystem unterscheiden wir erdähnliche Gesteinsplaneten wie die Erde, Venus oder Mars von Gasriesen wie Jupiter und Saturn. Exoplanetensysteme enthalten aber auch neue Planetentypen wie zum Beispiel riesige Gasplaneten, sogenannte heiße Jupiter, die ihre Bahn viel näher am Stern ziehen als die Erde an der Sonne. "Super-Erden", im Gegensatz dazu, sind Gesteinsplaneten, die deutlich größer als die Erde sind. Möglich sind sogar Planeten, die überwiegend aus Wasser bestehen. "Mit den hochpräzisen Durchmesserbestimmungen durch CHEOPS und bekannten Planetenmassen können wir zwischen all diesen Klassen unterscheiden", sagt Theresa Lüftinger, österreichische Vertreterin im CHEOPS-Wissenschaftsteam.

Elektronik und Software aus Österreich an Bord
Das Weltraumteleskop CHEOPS ist mit einer hochgenauen Kamera ausgerüstet. Diese beinhaltet eine Datenverarbeitungseinheit, die alle Beobachtungsabläufe kontrolliert und steuert, sowie die gewonnenen Beobachtungsdaten für die Übertragung zur Erde vorbereitet. Die gesamte Steuersoftware wurde am Institut für Astrophysik der Universität Wien in der Arbeitsgruppe von Franz Kerschbaum unter der Leitung von Roland Ottensamer entwickelt. "Die von uns entwickelte Software ist eines der komplexesten und leistungsfähigsten Systeme zur Instrumentensteuerung, die die Europäische Weltraumagentur ESA jemals eingesetzt hat. Erst durch sie kann CHEOPS seine wichtigen Aufgaben selbsttätig durchführen. Die eingesetzten Softwaretechniken erlauben CHEOPS auch eine enorme Steigerung an Menge und Qualität der Daten, die gewonnen werden können."

Die korrespondierende Computerhardware stammt vom Institut für Weltraumforschung (IWF), Graz. Auch die RUAG Space Austria, Österreichs größtes Weltraumunternehmen, ist dabei: Sie liefert die Stromversorgung für das CHEOPS-Teleskop. All diese von Österreich beigetragenen Komponenten zählen zu den wichtigsten des Satelliten.

Franz Kerschbaum ergänzt: "Unsere über mehr als eineinhalb Jahrzehnte aufgebaute Expertise in computerisierter Weltraumintelligenz macht uns zum ersten Ansprechpartner für viele zukünftige, einschlägige Weltraumprojekte im Europäischen Raum und darüber hinaus. Die langjährige Unterstützung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und ESA Prodex hat uns zu einem wichtigen Player in diesem wachsenden Segment anwendungsorientierter Forschung gemacht."

Der österreichische Beitrag zur CHEOPS-Mission wurde gefördert von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF).

PRESSEBILDER UND INFORMATION:
ESA Cheops launch media kit
https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Cheops/Cheops_launch_media_kit

Wissenschaftlicher Kontakt

Dr. Theresa Lüftinger

Institut für Astrophysik
Universität Wien
+43-1-4277-518 73
theresa.rank-lueftinger@univie.ac.at

Univ.-Prof. Dr. Franz Kerschbaum

Institut für Astrophysik
Universität Wien
1180 - Wien, Türkenschanzstraße 17
+43-1-4277-518 56
+43-664-602 77-518 56
franz.kerschbaum@univie.ac.at

Univ.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Manuel Güdel

Institut für Astrophysik
Universität Wien
1180 - Wien, Türkenschanzstraße 17
+43-1-4277-538 14
+43-664-602 77-538 14
manuel.guedel@univie.ac.at

Dr. Roland Ottensamer

Institut für Astrophysik
Universität Wien
+43-1-4277-518 83
roland.ottensamer@univie.ac.at

Rückfragehinweis

Mag. Alexandra Frey

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