Zwei neue FWF-Spezialforschungsbereiche für die Universität Wien

Mathematiker Nathanael Berestycki und Physiker Oliver Heckl von der Universität Wien koordinieren die Forschungsbereiche

Der Wissenschaftsfond (FWF) fördert insgesamt drei neue Spezialforschungsbereiche, zwei davon entfallen auf die Universität Wien, am dritten ist die Uni Wien beteiligt. Einer der neuen Spezialforschungsbereiche erweitert die Grenzen der Mathematik an der Schnittstelle von Wahrscheinlichkeiten und Kombinatorik und wird vom Mathematiker Nathanael Berestycki von der Universität Wien koordiniert. Ein weiterer Spezialforschungsbereich liegt im Bereich der Physik mit dem Ziel, die Messgenauigkeit physikalischer Methoden (Spektroskopie) zu steigern und wird von Physiker Oliver Heckl von der Universität Wien koordiniert. Insgesamt fördert der FWF drei neue Spezialforschungsbereiche mit jeweils 3 bis 4 Millionen Euro. 

Mit diesen Förderungen zielt der FWF darauf ab, exzellente Forschungsnetzwerke hervorzubringen. Österreichs Forschungsstätten erhalten die Möglichkeit, vielversprechende Forscher*innen fest zu verankern und das eigene Forschungsprofil zu schärfen.

Spezialforschungsbereich "Diskrete Zufallsstrukturen: Abzählung und Grenzobjekte"

Im Zentrum dieses Forschungsnetzwerkes unter der Leitung von Nathanael Berestycki stehen zufällige diskrete Strukturen, die allgegenwärtig in vielen Bereichen der modernen Mathematik, aber auch essenziell für die Beschreibung diverser Phänomene in der mathematischen Physik sind. Sie spielen zum Beispiel eine Schlüsselrolle, um Phasenübergänge zu verstehen, die physikalische Systeme bei abrupten Veränderungen durchmachen – wie Wasser beim Übergang vom flüssigen zum festen Zustand, wenn die Temperatur unter null fällt. Dazu werden in diesem Spezialforschungsbereich verschiedene zweidimensionale Modelle betrachtet, wie das berühmte Dimer Model und planare Graphen. Es werden dabei probabilistische und kombinatorische Sichtweisen vereint, um fundamentale Fragen über diese Modelle zu beantworten. Wie können sie abgezählt werden, entweder exakt oder näherungsweise? Wie kann man ihre Zufallsgeometrie unter geeigneter Skalierung verstehen? Wie kann man die faszinierende Beobachtung erklären, dass die gleichen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten in ganz verschiedenen Kontexten immer wieder auftreten? Solche Fragen haben tiefliegende Verbindungen zur mathematischen Physik, von topologischen Phasenübergängen bis hin zur Liouville-Quantengravitation, die untersucht werden.

Spezialforschungsbereich "Kohärente Metrologie jenseits elektrischer Dipolübergänge (COMB.AT)"

Im Spezialforschungsbereich COMB.AT, einem ambitionierten Projekt in der optischen Metrologie, erforscht ein Team unter der Leitung von Oliver Heckl fundamentale physikalische Konstanten auf einem bisher unerreichten Niveau der Präzision. Mit einer innovativen Methode, die Licht mit Orbitaldrehimpuls (OAM) einsetzt, zielt COMB.AT darauf ab, die Messgenauigkeit in der molekularen und nuklearen Spektroskopie zu steigern. Diese Forschung verbindet die Expertise von führenden theoretischen und experimentellen Physiker:innen, die im Zuge des SFB gemeinsam an der Grenze des wissenschaftlichen Verständnisses arbeiten. COMB.AT konzentriert sich auf elektrisch-dipolverbotene Übergänge, die mithilfe von Licht mit OAM untersucht werden können. Das eröffnet ein neues Paradigma für die Präzisionsmessung und die Entwicklung innovativer nuklearer und molekularer Uhren. Diese wegweisende SFB-Kooperation ermöglicht so, langfristig angelegte und interdisziplinäre Forschungsthemen zu bearbeiten, um die Grenzen der optischen Metrologie und Spektroskopie entscheidend zu erweitern und wissenschaftliche Infrastruktur für exzellente Forschung zu schaffen.

Weitere Beteiligungen und Verlängerungen anderer Projekte

Ein weiterer Spezialforschungsbereich entwickelt eine neuartige theoretische Perspektive auf die Einbettung der Sprachfähigkeit und Grammatik natürlicher Sprachen in das kognitive System. Dieser Bereich wird von der Uni Graz geleitet, die Universität Wien ist hier an der Forschung auch beteiligt. 

Außerdem wurde die Förderung für vier bestehende Spezialforschungsbereiche vom FWF verlängert. Dazu zählt etwa der Bereich "Gezielter Proteinabbau – von kleinen Molekülen zu komplexen Organellen", der vom Zellforscher Sascha Martens von der Universität Wien geleitet wird. An zwei weiteren verlängerten Spezialforshungsbereichen "Stammzellenmodulation in neuronaler Entwicklung und Regeneration" und "RNAdeco: chemische Dekoration von RNA" ist die Uni Wien beteiligt. 

Über die Spezialforschungsbereiche

Mit einer Spezialforschungsbereich-Förderung können 5 bis 15 Wissenschafter*innen ein international sichtbares Forschungsnetzwerk bilden, um Forschungsfragen mehrheitlich an einem Standort zu vertiefen. Das Programm adressiert besonders multi- bzw. interdisziplinär angelegte Forschungsthemen.