Wie lassen sich autoritäre Tendenzen bekämpfen?
07. März 2024Neue Studie zeigt deutlichen Rückgang bei Zufriedenheit mit Funktionieren der Demokratie in Österreich
Eine wachsende Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in Österreich und ein steigender Wunsch nach einem starken Führer in ganz Europa – dies sind nur einige Ergebnisse der Studie, die Zeithistoriker Oliver Rathkolb von der Universität Wien für das Wiener Institut für Kultur- und Zeitgeschichte in Auftrag gegeben hat: In acht europäischen Ländern wurden mittels Befragung 2022 Geschichtsbilder und demokratische Dispositionen der Bevölkerung erhoben. Doch wie lassen sich die autoritären Entwicklungen in Europa reduzieren, wie demokratische Prinzipien stärken? Bei der Matinee DEMOKRATIE HAT ZUKUNFT am 17. März im Burgtheater diskutieren Oliver Rathkolb (Universität Wien), Misha Glenny (IWM), Cathrin Kahlweit (SZ) und Sylvia Kritzinger (Universität Wien) über den Zustand der Demokratie in Europa und erörtern Zukunftsszenarien. Es moderiert Markus Müller-Schinwald (Ö1).
Burgtheater: Literarische Reflexionen europäischer Autor*innen zu Demokratie und Autoritarismus lesen die Burgtheater-Schauspieler*innen Annamária Láng, Tobias Moretti, Martin Schwab und Marie-Luise Stockinger. Die neuen Texte wurden für die Matinee geschrieben von Jean-Baptiste Del Amo (Frankreich), Sabine Gruber (Italien), Michal Hvorecký (Slowakei), Dorota Masłowska (Polen), Terézia Mora (Ungarn), Kathrin Röggla (Deutschland), Antonio Scurati (Italien), Gerhild Steinbuch (Österreich) und Tena Štivičić (Großbritannien).
Zentrale Studienergebnisse: Zufriedenheit mit der Demokratie vs. Misstrauen gegenüber Politker*innen
Bei der Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in ihrem Land zeigt sich, dass diese in einzelnen Ländern im Jahresvergleich konstant liegt (Deutschland, Frankreich, Ungarn), in Italien zunimmt und in anderen Ländern abnimmt (Österreich, Polen, Tschechien). Vor allem in Österreich zeigt sich 2022 mit einem Minus von 16 % gegenüber 2019 ein besonders großer Rückgang hinsichtlich der Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie.
Zudem zeigt sich, dass in manchen Ländern die Zufriedenheit mit der Demokratie im eigenen Land größer ist als mit jener in der EU (z.B. Deutschland, Frankreich, Österreich); in anderen ist hingegen die Zufriedenheit mit der Demokratie in der EU größer als mit jener im eigenen Land, vor allem in Polen und Ungarn.
Gleichzeitig fällt ein großes Misstrauen gegenüber Politiker*innen auf: Der Aussage „Die meisten Politiker*innen sind vertrauenswürdig“ stimmen in allen Ländern nur sehr wenige Personen zu, die größte Zustimmung findet sich mit 19 % in Deutschland, die geringste in Tschechien und Ungarn mit jeweils 9 %.
Autoritarismus: Steigende Zustimmung zu einem starken Führer
Bei der Frage nach dem starken Führer, der sich nicht um ein Parlament und Wahlen kümmern muss, zeigt sich, dass die Zustimmung zu dieser Aussage in Deutschland und Österreich am geringsten ist (17 % bzw. 16 %). Dies kann einerseits aus der Geschichte, andererseits mit der Verwendung des Begriffs „Führer“ erklärt werden, der im deutschen Sprachgebrauch anders verwendet wird als z.B. „leader“ in Italien oder UK. Im Ländervergleich besonders hoch ist die Zustimmung zur Aussage in Italien (46 %) und Frankreich (41 %) – und auffallend ist, dass in allen Ländern (die auch 2019 untersucht wurden) die Zustimmung zum starken Führer steigt.
Informationen zur Veranstaltung:
Burgtheater
17. März 2024, 11 Uhr
Es diskutieren:
Misha Glenny, Rektor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM)
Cathrin Kahlweit Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa
Sylvia Kritzinger, Professorin am Institut für Staatswissenschaften der Universität Wien
& Oliver Rathkolb, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und Wiener Institut für Kultur und Zeitgeschichte (VICCA)
Moderation: Markus Müller-Schinwald, Ö1
Es lesen:
Annamária Láng, Tobias Moretti, Martin Schwab, Marie-Luise Stockinger
Sie hören Texte von: Jean-Baptiste Del Amo (Frankreich), Sabine Gruber (Italien), Michal Hvorecký (Slowakei), Dorota Masłowska (Polen), Terézia Mora (Ungarn), Kathrin Röggla (Deutschland), Antonio Scurati (Italien), Gerhild Steinbuch (Österreich) und Tena Štivičić (Großbritannien).
Karten um € 8,– (ermäßigt € 6,–) sind erhältlich unter www.burgtheater.at
In Kooperation mit dem Wiener Institut für Kultur- und Zeitgeschichte (vicca) und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien
Mit freundlicher Unterstützung der Alfred Landeckerstiftung Berlin, des Fritz Bauer Instituts Frankfurt/Main, des Vereins zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte, der Stadt Wien Kultur, des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und des Zukunftsfonds
Medienpartner Ö1
Bei Interviewwünschen, Fragen zum Projekt und Kartenanfragen für Ihre Berichterstattung wenden Sie sich gerne an presse@burgtheater.at oder presse@univie.ac.at
Rückfragehinweis
Mag. Alexandra Frey
Media Relations ManagerUniversität Wien
1010 - Wien, Universitätsring 1
+43-1-4277-17533
+43-664-8175675
alexandra.frey@univie.ac.at