Weltweite Klimafolgenforschung mit GLORIA

Neue Kooperation zwischen der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Ein neuer Kooperationsvertrag zwischen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien sichert das weltweite, ökologische Forschungsprojekt GLORIA nun auch langfristig. Ziel von GLORIA ist es, Veränderungen im Hochgebirge in Folge des Klimawandels über lange Zeiträume hinweg zu beobachten. Begründet hat diese Forschungsinitiative ein Team um Georg Grabherr, Vizedekan der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien. GLORIA liefert mit seinen Beobachtungen klare Beweise in der Klimawandeldebatte. Prognosen werden dadurch verlässlicher.

Hochgebirge, vor allem die alpine Zone über der Waldgrenze und die Ewigschneestufe, bieten ein einmaliges Feld für die Klimafolgenforschung. Hier leben Pflanzen und Tiere an den Kältegrenzen des Lebens, d.h. Klimaänderungen – Erwärmung im speziellen – manifestieren sich besonders klar. Es ist auch jener Lebensbereich, der von direkten Nutzungseingriffen durch den Menschen wenig oder gar nicht beeinflusst ist, im Gegensatz zum Kulturland oder Wirtschaftswäldern. Das Monitoring von klimainduzierten Veränderungen in der alpinen Zone, unterstützt durch Computermodelle und Experimente, ist daher eines jener Forschungsfelder, das sichere Aussagen zur ökologischen Wirkung des Klimawandels zulässt.

GLORIA hat weltweit über 50 Dauerbeobachtungsstationen
Begonnen hat das internationale Monitoringprogramm GLORIA (Global Observation Research Initiative in Alpine Environments) mit dem Pilotprojekt GLORIA-Europe, das von der Europäischen Kommission unterstützt und in 18 europäischen Gebirgsregionen umgesetzt wurde. Inzwischen haben mehr als 50 Arbeitsgruppen, von den Anden bis zum Polaren Ural, von der Sierra Nevada Kaliforniens bis zum Hengduan Shan in China, Dauerbeobachtungsstationen in ausgewählten Bergregionen nach einem standardisierten Methodenkanon angelegt.

Durch die neue Kooperation übernimmt das GLORIA-Koordinationsteam eine internationale Führungsrolle im Bereich der ökologischen Klimafolgenforschung im Hochgebirge. Die Arbeitsgruppe ist am Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien verankert. Als solche ist sie auch Teil der Forschungsstelle "Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck und Wien. Das GLORIA-Team koordiniert das Netzwerk mit den lokalen Arbeitsgruppen, moderiert Kooperationen (z.B. mit UNESCO, FAO, EEA) und betreut die zentrale Datenbank sowie die Auswertung der Daten.

GLORIA liefert konkrete Nachweise für die ökologischen Folgen des Klimawandels
Darüber hinaus führt das Wiener GLORIA-Team selbst Forschung durch, u. a. an der GLORIA Master-Station Schrankogel (3.496m) in den Tiroler Alpen. Dort wurde durch den Vergleich an mehreren hundert Beobachtungsflächen zwischen den Jahren 1994 und 2004 nachgewiesen, dass die an Kälte angepassten Pflanzenarten der höchsten Lagen bereits abnehmen.

Weitere Information unter: www.gloria.ac.at

Kontakt
O. Univ.-Prof. Mag. Dr. Georg Grabherr
Vizedekan der Fakultät für Lebenswissenschaften
Leiter des Departments für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie
1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA I)
T +43-1-4277-543 70
M +43-664-602 77-543 70
georg.grabherr(at)univie.ac.at

Rückfragehinweise
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at

Dr. Marianne Baumgart
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
1010 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
T +43-1-515 81-1219
marianne.baumgart(at)oeaw.ac.at


Copyright der Bilder: Harald Pauli, Universität Wien

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Das Vorkommen des Alpen-Mannsschild ist auf die Hochlagen der Alpen beschränkt. Ein Rückgang dieses 'Kältespezialisten' konnte am Schrankogel (Tirol) bereits festgestellt werden.

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