"VIRUS atlas": COVID-19, Arbeitslosigkeit und Bevölkerungsstruktur auf einen Blick

Kartographische Darstellungen zeigen aktuelle Infektionen und Reproduktionsraten auf Bezirksebene

Forscher*innen der Arbeitsgruppe Kartographie und Geoinformation der Universität Wien präsentieren mit dem "VIRUS atlas" innovative kartographische Darstellungen zu COVID-19 in Österreich, die einen verbesserten räumlichen Eindruck des Sachverhaltes möglich machen. Teil davon ist ein Ampelsystem basierend auf den Reproduktionszahlen der letzten vier Tage auf Bezirksebene. Zusätzlich werden auch Daten zu Arbeitslosigkeit und Demographie regional auf einen Blick sichtbar.

Wie hoch ist die Reproduktionszahl in meinem Wohnbezirk? Wie viele ältere Menschen leben wo? Und wie entwickelt sich die Arbeitslosigkeit in den verschiedenen Regionen? "Mit dem 'VIRUS atlas' haben wir eine innovative kartographische Darstellung entwickelt, mit der man die aktuelle COVID-19-Situation auf einen Blick sichtbar machen kann", erklärt Karel Kriz vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, der die Entwicklung des "VIRUS atlas" leitet.

Innovative kartographische Darstellung
Im Gegensatz zu den weitverbreiteten flächenbezogenen kartographischen Darstellungen, auch Flächenkartogramme genannt, wo Werte auf administrative Einheiten visualisiert werden, ermöglichen sogenannte regelmäßige Rasterdarstellungsverfahren eine differenziertere Wahrnehmung und Interpretierbarkeit der gleichen Daten, erklärt Kriz: "Ein Hauptproblem der Flächenkartogramme ist, dass große Gebiete mit geringer Bevölkerungszahl überbetont werden – das verursacht eine sehr starke visuelle Gewichtung und manipuliert dadurch gewissermaßen den Fokus des Betrachters." Setzt man aber den darzustellenden Wert in Bezug zur Grundmenge, beispielsweise zur Bevölkerungszahl oder zur Gesamtzahl an Erkrankten im Gebiet, und verteilt diese dann auf vordefinierte, gewichtete Bevölkerungszentren, bekommen die Betrachter*innen einen besseren räumlichen Eindruck des Sachverhaltes. 

Ampelsystem
Im aktuellen "VIRUS atlas" wird so über ein Ampelsystem anhand einer Österreichkarte gezeigt, wo derzeit wie viele Fälle auftreten und wie sich die Reproduktionsraten aktuell entwickeln. Dabei werden die Daten – im Gegensatz zu den meisten Infografiken – nicht nur flächendeckend auf die Bundesländer und Bezirke, sondern zusätzlich auf die Bevölkerungsschwerpunkte hinuntergebrochen – "also auf die Regionen, in denen die Menschen tatsächlich wohnen", sagt Kriz. "Ziel ist es, der Bevölkerung und auch den Entscheidungsträger*innen ein Instrument in die Hand zu geben, um die aktuelle Gefährdungslage einschätzen zu können." Entscheidend dafür ist jedoch die transparente Offenlegung der verwendeten Methodik, die beispielsweise der von der Bundesregierung geplanten Ampelkarte zugrunde liegt.

Eine erste Version des "VIRUS atlas" wurde am Institut für Geographie und Regionalforschung bereits seit April getestet; im Juli ging die Arbeitsgruppe nun mit einer verbesserten Version online: Zahlreiche Karten liefern Informationen zu COVID-19-Fällen in Österreich, der effektiven Reproduktionszahl der vergangenen vier Tage auf Bezirksebene sowie einen zeitlichen Rückblick über die Fallzahlen. Auch Kennwerte der Bevölkerung – unter anderem zur Altersstruktur sowie Sterbefällen – wurden kartographisch aufbereitet.

Gesundheit nur eine Dimension
In der Rubrik Arbeitsmarkt enthält der Atlas zudem kartographische Darstellungen der Gesamtzahl aller arbeitslos vorgemerkten Personen und der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr. Eine wichtige Rubrik, sagt Florian Korn, der ebenfalls an der Erstellung des "VIRUS atlas" mitwirkt: "Schließlich stellt die gesundheitliche Gefahr nur eine Dimension der Corona-Krise dar – die finanziellen Folgen der Arbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise haben jedenfalls auch langfristig spürbare Folgen, die sich regional sehr unterschiedlich darstellen."

Es ist angedacht, in weiteren Versionen ab Herbst auch Daten zu anderen gesundheitlichen Folgen – beispielsweise zu Influenza oder der Entwicklung von Herzinfarkten – sowie zu Wirtschaftskenndaten wie der Zahl der Insolvenzen zu integrieren. "Dafür gilt es jedoch noch offene Fragen bezüglich der Datenverfügbarkeit und Bereitstellung, respektive der Verfügbarkeit von Ressourcen für die Weiterentwicklung und Betrieb des Atlas zu klären", so Kriz. Das Prinzip des "VIRUS atlas" könne jedoch auf viele Bereiche und auch andere Länder umgelegt werden.

https://map.geo.univie.ac.at/virus_atlas/ 

Wissenschaftlicher Kontakt

Ass.-Prof. Mag. Dr. Karel Kriz

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