Vier START-Preise für die Universität Wien

Gleich vier junge Forscher*innen der Uni Wien konnten das FWF-Kuratorium von ihrem exzellenten Forschungsprojekt überzeugen.

Der Wissenschaftsfonds FWF gab am 22. Juni 2023 die diesjährigen START–Preisträger*innen bekannt. An der Universität Wien sind es vier Nachwuchswissenschafter*innen, die sich über die begehrte Auszeichnung von rund 1,2 Millionen Euro freuen können.

Insgesamt konnten heuer acht Wissenschafter*innen in dem hochkompetitiven Auswahlprozess aus 126 Anträgen reüssieren. Seitens der Universität Wien sind es die Umweltmikrobiologin Barbara Bayer, die Zell- und Entwicklungsbiologin Stephanie Ellis, der Mathematiker Clemens Sämann und der Physiker Marcus Sperling. Mit dem Erhalt des START-Preises 2023 haben die jungen Forscher*innen eine besonders wichtige Stufe ihrer wissenschaftlichen Karriereleiter erklommen: Sie erhalten die Möglichkeit, auf längere Sicht und finanziell abgesichert ihre Forschungen zu planen.

Barbara Bayer: Die Rolle des Treibhausgases Methan im Klimawandel verstehen

Mikroorganismen in aquatischen Ökosystemen produzieren laufend Methan und bauen es wieder ab. Doch man weiß noch nicht genau, wie viel des potenten Treibhausgases aquatische Ökosysteme emittieren. Deshalb möchte die Umweltmikrobiologin und START-Preisträgerin Barbara Bayer herausfinden, welche Prozesse genau dahinterstehen. Besonders wichtig sei es hierbei auch zu untersuchen, wie die Überdüngung von Seen und Meeren den natürlichen Methankreislauf beeinflusst.

"Der Preis erlaubt mir einen weiteren Schritt in die Unabhängigkeit, denn nun kann ich meine eigene Forschungsgruppe aufbauen. Mit dem großzügigen Forschungsbudget werden wir auch aufwendige und besonders innovative Methodiken anwenden können", freut sich Bayer. "Als ersten Schritt werden wir Methanmessungen in österreichischen Seen und auch  nahe der französischen Mittelmeerküste, sowie an der Ostsee durchführen."

Barbara Bayer ist Postdoctoral Researcher am Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien. Im Jahr 2019 promovierte sie am Institut für Limnologie und Bio-Ozeanografie der Universität Wien und arbeitete danach zwei Jahre als Research Fellow an der University of California, Santa Barbara.

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Stephanie  J. Ellis: Wie Hautzellen über ihre Nachbarn wachen

Stephanie J. Ellis ist Zell- und Entwicklungsbiologin. Sie erforscht, wie Hautzellen die "Fitness" ihrer Nachbarn überprüfen, um sie gegebenenfalls auszusortieren. Bislang sind die Prinzipien hinter dieser Qualitätskontrolle ungeklärt. Um sich der Frage zu widmen, wurde Ellis nun mit dem START-Preis 2023 ausgezeichnet – als eine von zwei Frauen, die die renommierte Förderung in diesem Jahr erhielten.

"Ich fühle mich sehr geehrt, diese Auszeichnung zu erhalten. Der START-Preis gibt mir die Freiheit, modernste, aufstrebende Technologien in meine Forschung einzubeziehen. Mit meinem 'hohes-Risiko, hohe-Belohnung'-Ansatz möchte ich die Art und Weise aufdecken, wie Zellen mit anderen Zellen kommunizieren, um beschädigte Zellen zu erkennen und aus dem Gewebe zu entfernen, bevor sie die Möglichkeit haben, Krankheiten zu verursachen", erklärt Ellis. Auch seitens des Teams sei die Freude groß: "Der START-Award entlastet auch mein Team erheblich – es kann nun kreativer sein, mehr Fehler machen und viele neue Dinge ausprobieren – und genau das ist es was Wissenschaft ausmacht", betont Ellis.

Stephanie Ellis schloss 2014 ihr Doktorat in Zell- und Entwicklungsbiologie an der University of British Columbia in Kanada ab. Bis 2021 war sie als Postdoktorandin an der Rockefeller University in New York City tätig. Seit 2022 ist Ellis Junior-Gruppenleiterin an den Max Perutz Labs in Wien.

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Clemens Sämann: Eine neue Mathematik, die schwarze Löcher besser verstehbar macht

Der Mathematiker und START-Preisträger Clemens Sämann versucht, einen neuen Blickwinkel auf Einsteins Relativitätstheorie zu eröffnen. Er hat mit seinen Kolleg*innen einen Weg gefunden, den Ansatz der metrischen Geometrie auf die allgemeine Relativitätstheorie anzuwenden – eine Kombination, die bisher nicht in Betracht gezogen wurde. Die Forschung könnte etwa zu neuen Erkenntnissen über das Wesen von schwarzen Löchern führen.

"Der Preis ermöglicht es mir, eine eigene Forschungsgruppe zu gründen, um meine derzeitige Forschung weiter zu führen und sogar weiter auszubauen. Besonders freue ich mich, dass ich nun wieder an die Universität Wien zurückkehren kann. Hier gibt es ein perfektes Forschungsumfeld und viele Synergien, da viele Kolleginnen und Kollegen an ähnlichen und verwandten Gebieten arbeiten. Derzeit habe ich eine befristete Stelle an der University of Oxford und mein Ziel ist es, nun an der Universität Wien eine langfristige Stelle zu bekommen", erzählt Sämann erfreut.

Clemens Sämann schloss 2015 sein Doktorat in Mathematik an der Universität Wien ab, wo er sich auch 2019 habilitierte. Bis 2022 war er Postdoc an der Universität Wien und im Rahmen des Schrödinger-Programms des Wissenschaftsfonds FWF zwei Jahre lang an der University of Toronto tätig. Aktuell ist Sämann als Postdoctoral Research Associate am Mathematical Institute der University of Oxford tätig.

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Marcus Sperling: Dimensionenübergreifende Quantentheorien

Der Physiker und START-Preisträger Marcus Sperling untersucht eine fundamentale Theorie in der Physik – die Quantenfeldtheorie. Er entwickelt neue mathematische Methoden, um die kompliziertesten Aspekte davon Stück für Stück zu verstehen, und steigt dabei sogar in höhere Dimensionen auf. Damit möchte der Forscher zum grundlegenden Verständnis unserer Welt beitragen.

"Der START-Preis ist ein Gütesiegel für meine Forschungsarbeit und ein unvergleichbarer Meilenstein in meiner bisherigen Laufbahn. Sie wurde als innovativ, fachlich bedeutend und förderwürdig eingestuft. Die langfristige finanzielle Unterstützung ermöglicht mir zum einen, ein Team aufzustellen, mit dem ich gemeinsam mein Forschungsthema vortreiben werde. Zum anderen bietet er Möglichkeiten für internationale Kollaborationen, die sowohl zu neuen Forschungsideen führen als auch die Relevanz und den Einfluss meiner Arbeit deutlich erhöhen", erzählt Sperling. "Für mein Team bedeutet der START-Preis die Möglichkeit, in ein junges, dynamisches, und globales Forschungsfeld einzutauchen und zum Erkenntnisgewinn an der Grenze zwischen Physik und Mathematik beizutragen", so Sperling.

Marcus Sperling ist Physiker forscht derzeit am Shing-Tung Yau Center an der Southeast University in Nanjing in China an supersymmetrischen Quantenfeldtheorien an der Schnittstelle von Physik und Mathematik. Nach einem PhD an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität in Hannover arbeitete er als Postdoc an der Universität Wien und danach am Yau Mathematical Sciences Center an der Tsinghua University in Beijing, China.

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