Universitätsbibliothek Wien und Naturfreunde Wien: Bücher-Restitution und Schenkung

130 Jahre Naturfreunde – Podiumsdiskussion und Ausstellungseröffnung

Am Mittwoch, 2. April, gibt die Universitätsbibliothek Wien 21 Bücher an die Naturfreunde Wien zurück, die aus der Zwangsauflösung des Vereins in der austrofaschistischen Diktatur stammen und während des NS-Regimes von der Sportwissenschaft erworben wurden. In der Folge übergeben die Naturfreunde Wien dieses Bücherkonvolut anschließend offiziell wieder in die Bestände der Universitätsbibliothek Wien.

Insgesamt werden 21 Bücher von der Universitätsbibliothek restituiert, die den Naturfreunden Wien mit dem Verbot des sozialdemokratischen Touristenverein "Die Naturfreunde" 1934 entzogen wurden. Sie gelangten 1935 in den Besitz der austrofaschistischen Nachfolgeorganisation der Naturfreunde, dem Touristenverein "Bergfreunde". Deren Eigentum übernahm nach dem "Anschluss" 1938 größtenteils der Reichsverband für deutsche Jugendherbergen, darunter auch das Vereinshaus mit der Bibliothek in Wien-Sechshaus. Der nationalsozialistische Reichsverband verwertete die Bücher als Altpapier, jedoch wurden auch einige Bücher über einen Buchhändler weiterverkauft. So gelangten zwischen 1940 und 1943 der Bücherbestand in die heutige Fachbereichsbibliothek Sportwissenschaften. "Die 21 Bücher sind die einzigen derzeit bekannten Reste der 1934 entzogenen Naturfreunde-Bibliothek", erklärt Gunnar Mertz, Zeithistoriker und Dissertant am Institut für Zeitgeschichte, der sich in einem Jubiläumsfondsprojekt mit der Geschichte der Naturfreunde befasst.

Markus Stumpf, der Leiter der NS-Provenienzforschung der UB Wien, ergänzt dazu: "Wir haben die Forschungen mit unseren eigenen Erhebungen wesentlich unterstützen können, so dass wir als Ergebnis diese in der austrofaschistischen Diktatur entzogenen und im Nationalsozialismus weiterverwerteten Bücher zurückgeben können."

Nach dem Festakt wird im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Rolle des Sports und der Bergvereine in den faschistischen Perioden und der bis heute andauernden unterschiedlichen Behandlung der daraus resultierenden Restitutionen in Österreich erörtert.

"Die Naturfreunde Wien sind für die intensive Forschung durch Herrn Mertz dankbar, konnte doch dadurch geklärt werden, welchen Weg die dem Verein enteigneten Bücher genommen haben", führt Rudolf Schicker, Vorsitzender der Naturfreunde Wien aus. Gleichzeitig ist der Verein dafür dankbar, dass "wir durch die historische und bibliographische Aufarbeitung unseren Buchbestand der Universität Wien zu Forschungszwecken zur Verfügung stellen können." Die Tradition des Sportvereins für die arbeitende Bevölkerung wird dadurch gewürdigt.

Anlässlich des 130-jährigen Gründungsjubiläums der Naturfreunde wird die Sonderausstellung "Hand in Hand durch Berg und Land – 130 Jahre Naturfreunde" in der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien eröffnet. Darin wird die Geschichte der Naturfreunde beleuchtet.

Ausstellungsdauer: 2. bis 11. April 2025

Podiumsdiskussion

Ort: Fachbereichsbibliothek Zeigeschichte, Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1, 1090 Wien

Zeit: Mittwoch, 2. April, 18.30 Uhr

Weitere Informationen: 

Abb. 1: Die restituierten Bücher C: Marc Drews

Abb. 2: Titelblatt eines restituierten Buches C: Marc Drews

Wissenschaftlicher Kontakt

Prof. Mag. MSc Markus Stumpf

Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte
1090 - Wien, Spitalgasse 2, Hof 1 (Campus)
T +43-1-4277-16710
markus.stumpf@univie.ac.at

Rückfragehinweis

Mag. Alexandra Frey

Media Relations Manager
Universität Wien
1010 - Wien, Universitätsring 1
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