Universität Wien ehrt Leon Zelman
04. Juli 2006Leon Zelman. Fotograf: Heribert Corn
Leon Zelman - Inbegriff für den "Jewish Welcome Service" und für das Jahrbuch "Das jüdische Echo"
Am Mittwoch, 5. Juli 2006, 16 Uhr, wird der Präsident des "Jewish Welcome Service", Prof. Dr. Leon Zelman, im Großen Festsaal der Universität Wien mit dem Goldenen Doktordiplom ausgezeichnet. Zelman, Synonym für den "Jewish Welcome Service", ermöglichte mit seinem Engagement tausenden vertriebenen Jüdinnen und Juden einen Besuch in der alten Heimat.
Leon Zelman (geb. 1928 in Szczekociny in Polen) ist international vor allem durch den "Jewish Welcome Service", den er mitbegründete und dem er bis heute als Präsident vorsteht, bekannt. In den letzten 25 Jahren engagierte sich Zelman unermüdlich dafür, von den Nationalsozialisten aus Österreich vertriebenen Jüdinnen und Juden einen Besuch in der alten Heimat möglich zu machen. Rund 4000 jüdische Menschen kamen in dieser Zeit auf Vermittlung des "Jewish Welcome Service" nach Wien. Damit machte er nicht nur international auf die jüdische Kultur in Österreich aufmerksam, sondern trug auch wesentlich zum besseren Verständnis des Judentums in Österreich bei.
Zelman wurde für sein Lebenswerk bereits mehrfach ausgezeichnet: Im Mai 2006 erhielt er den Ehrenpreis des Presseclubs Concordia, im Oktober 2005 das "Große Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich" und im April 2005 den "Goldenen Rathausmann" der Stadt Wien.
Leon Zelman - Biografie und publizistische Tätigkeit
Zelman war gerade zwölf Jahre alt, als er gemeinsam mit seiner Familie in das Lodzer Ghetto deportiert wurde. Dort verlor er seine Eltern. 1944 wurden er und sein Bruder in das Konzentrationslager Auschwitz überstellt. Sein Bruder starb dort. Er selbst kam in das Lager Ebensee des Konzentrationslagers Mauthausen, wo er im Mai 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit wurde. Von den KZ-Aufenthalten geschwächt und an verschiedenen Krankheiten leidend, gelang es Zelman dank der medizinischen Betreuung durch die amerikanische Besatzungsmacht zu überleben. Auf Anraten eines amerikanischen Militärrabbiners ging er im April 1946 nach Wien und begann 1949 mit dem Studium. Am 29. April 1952 reichte Zelman am damaligen Institut für Zeitungswissenschaft seine Dissertation zum Thema "Der Film als Beeinflussungsmittel der öffentlichen Meinung" ein, die von Eduard Luwig als Erstbegutachter approbiert wurde; am 7. April 1954 promovierte er an der Universität Wien.
Jahrbuch "Das jüdische Echo"
Während des Studiums war Zelman führender Funktionär der Jüdischen Hochschülerschaft. 1951 gründete er deren Mitteilungsblatt "Das jüdische Echo" mit. Als Chefredakteur entwickelte er es zu einem umfang- und einflussreichen Jahrbuch, zu einem europäischen Forum für Kultur und Politik. Unter Zelmans Leitung wurde "Das jüdische Echo" eine wichtige Stimme im öffentlichen Diskurs über die Annahme und Akzeptanz der eigenen Geschichte. Die Liste namhafter Beiträge aus Wissenschaft, Journalismus und Literatur unterstreicht die Bedeutung dieses Jahrbuches.
50 Jahre nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Ebensee veröffentlichte Zelman 1995 - "aufgezeichnet von Armin Thurnher" - das autobiografische Buch "Ein Leben nach dem Überleben" (Verlag Kremayr & Scheriau, neu aufgelegt 2005), das 1998 in englischer Übersetzung bei Holmes & Meier in New York erschien. Inhalt sind autobiographische Berichte von seiner Kindheit im polnischen Stetl, von den Schrecken des Lodzer Ghettos, dem Überleben nach der Befreiung in Mauthausen und seinem Leben und seiner Arbeit in Wien.
Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien
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M +43-664-602 77-175 30