Strukturwandel in der Wiener City: Regionalforscher der Universität Wien präsentiert neue Studie

Laut der aktuellen Studie von Gerhard Hatz vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien vollzieht sich in der Wiener Innenstadt gerade ein beachtlicher Strukturwandel. Die kürzlich im Rahmen der Plattform Zielgebiet City präsentierte Untersuchung ergab zum einen eine Produktkonzentration auf Fashion und Styling Produkte sowie Lokale und Bars, zum anderen eine räumliche Konzentration auf die zentralen Achsen Kärntner Straße, Graben und Kohlmarkt. Abseits hat sich die Zahl der leeren Geschäfte verdoppelt, besonders betroffen ist das ehemalige Textilviertel.

Für die Studie unter der Leitung von Gerhard Hatz, Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, wurden 2.900 Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe der Wiener Innenstadt nach Geschäftstyp, Verkaufsfläche und Standort differenziert. Zur Analyse der Veränderungen wurden Vergleichsdaten aus dem Jahr 1996 herangezogen.

Ergebnisse: Weniger, dafür große Geschäfte
Die Verkaufsfläche für Fashion und Style Produkte (Mode und Schmuck) hat sich in der Innenstadt (Kärntner Straße, Graben und Kohlmarkt) erhöht, die Anzahl der Geschäfte in diesem Sektor ist jedoch zurückgegangen. Auf mehr als 80 Prozent der Verkaufsflächen werden Fashion und Style Produkte angeboten (Anteil 1996: knapp über 60 Prozent). Während denkmalgeschützte Fassaden ein vielfältiges traditionelles Einkaufsambiente simulieren, verliert die Wiener City etwa im Bereich der Kärntner Straße ihren "exklusiven" Geschäftscharakter.

Shopping als Freizeiterlebnis
Eine wesentliche Rolle beim Strukturwandel in der Wiener City spielt die Zunahme von Bars und Restaurants. Zahlenmäßig rangiert der Geschäftstyp "Lokal" nach "Fashion & Style" an zweiter Stelle, flächenmäßig hat er die Mode- und Schmuckgeschäfte jedoch bereits überholt. Seit dem Vergleichsjahr 1996 hat sich die Zahl von Restaurants und Bars in der City um 20 Prozent erhöht. Das ist ein deutlicher Hinweis auf den zunehmenden Freizeit- und Entertainmentcharakter der Wiener Innenstadt und den Bedeutungswandel des Einkaufens als Freizeiterlebnis.
 
Ein weiterer Trend ist die steigende Bedeutung des "Styling"-Faktors bei Einzelhandel und Dienstleistungsbetrieben in der Wiener Innenstadt. Die Anzahl von so genannten "Styling Diensten" (Kosmetik Institute, Hair Stylisten aber auch Day Spa’s) hat sich zwischen 1996 und 2009 um mehr als 60 Prozent erhöht. In der City eröffnen immer mehr Day Spa‘s, eine Entwicklung, die ihren Ausgang in den USA genommen hat.

Abseits der zentralen Einkaufsachsen kontinuierlicher Rückgang
Geschäfte und Dienstleistungen, welche nicht in dieses neue Entertainment-Schema der City passen, wandern ab. Dazu gehören neben Buchhandlungen auch Raumausstatter, Bankfilialen und Reisebüros. Einzig die Sektoren Kunst-(Handwerk) und Antiquitäten konnten sich in der Wiener Innenstadt stabil halten. Abseits der zentralen Einkaufsachsen ist ein kontinuierlicher Rückgang vor allem von kleineren Boutiquen festzustellen. Im gesamten ersten Bezirk hat sich der Anteil leerer Geschäfte von 1996 bis 2009 von drei auf sieben Prozent erhöht, im Textilviertel wird bereits ein Viertel aller Geschäftslokale nicht mehr benutzt.

Die komplette Studie finden Sie unter: http://homepage.univie.ac.at/Gerhard.Hatz/Shopping_WienerCity2009.pdf

Kontakt
Ass.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Hatz
Institut für Geogrpahie und Regionalforschung
Universitaet Wien
1010 Wien, Universitaetsstraße 7
T +43-1-4277-486 31
gerhard.hatz(at)univie.ac.at
http://homepage.univie.ac.at/Gerhard.Hatz

Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at

Gerhard Hatz (Copyright: Universität Wien)