Soziologin Arlie Hochschild (Berkeley) hält Vortrag in Wien
29. September 2010Arlie Hochschild (Foto privat)
Thema: Das Zur-Ware-Werden von Gefühlen Am Freitag, 8. Oktober 2010, 19 Uhr, hält Arlie Hochschild, Professorin für Soziologie an der University of California, Berkeley, im Rahmen der Wiener Vorlesungen den öffentlichen Vortrag "The Commodity Frontier, the Avatar and Emotional Life". Die renommierte Soziologin hält sich aufgrund des Workshops "Vermarktlichung von Gefühlen", organisiert von Birgit Sauer, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, in Österreich auf.
Abstract zum Vortrag
Im Zentrum des Vortrags von Arlie Hochschild stehen bezahlte Dienstleistungen, die in den privatesten und intimsten Bereichen unseres Lebens angesiedelt sind. Laut Hochschild leben wir heute an einer Kommodifizierungs-Grenze, an der vieles "zur Ware wird". Einerseits finden wir unbezahltes Privatleben, andererseits Waren und Dienste, für die wir bezahlen. Diese Grenze wird durchlässiger und dehnt sich auf viele Bereiche des modernen Lebens aus. Hochschild bezieht sich auf Interviews mit KundInnen und deren Liebes-Coaches, HochzeitsplanerInnen, Leihmüttern, SauberkeitserzieherInnen, ErziehungsberaterInnen, KinderbetreuerInnen, AltenpflegerInnen, ManagerInnen und Begräbnis-OrganisatorInnen.
Indem sich diese Kommodifizierungs-Grenze verschiebt, ändern wir auch unser Tun, unser Denken und unser Fühlen. Wenn wir DienstleisterInnen engagieren – so Hochschild – gehen wir dadurch eine "Avatar-ähnliche" und damit virtuelle Beziehung zwischen uns selbst und symbolisch besetzten Ereignissen ein. Wir werden zu ManagerInnen unseres Privatlebens.
Dies stellt uns vor neue Herausforderungen: Kommodifizierung, das Zur-Ware-Werden, birgt die Gefahr, uns von unseren persönlichen Sinnbildern loszulösen. Durch "Marktmechanismen der Verteidigung" – wie Hochschild es nennt – binden wir uns instinktiv wieder an diese Sinnbilder. Arlie Hochschild illustriert die verschiedenen Mechanismen der Verteidigung und der Wieder-Anbindung. Diese, so argumentiert sie, brauchen wir für ein modernes Leben. Jedoch müssen wir ihre Logik auch "durchschauen", um die Kräfte zu erfassen, welche diese Mechanismen überhaupt erforderlich machen.
Zur Biografie von Arlie Hochschild
Arlie Hochschild ist Professorin für Soziologie an der University of California, Berkeley. Sie prägte den Begriff der Emotionsarbeit und ist u.a. Autorin der Bücher "The Managed Heart" (Das gekaufte Herz), "The Second Shift" (Der 48-Stunden-Tag), "The Time Bind" (Keine Zeit. Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet). Ihre Arbeiten wurden in 14 Sprachen übersetzt.
Vortrag von Arlie Hochschild:
The Commodity Frontier, the Avatar and Emotional Life (Vortrag in englischer Sprache)
Zeit: Freitag, 8. Oktober 2010, 19.00 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr
Ort: Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), 1090 Wien, Otto-Wagner Platz 3
Eintritt frei, Anmeldung unter: katharina.hajek(at)univie.ac.at
Kontakt
Mag. Dr. Ulrike Zartler-Griessl
Institut für Soziologie
Universität Wien
1090 Wien, Rooseveltplatz 2
T +43-1-4277-482 44
ulrike.zartler(at)univie.ac.at
Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at