Punktgenaue Schneeprognosen durch neuen Zoomfaktor

Diesen Winter liefert das Informationssystem MetGIS, das vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien entwickelt wurde, erstmals punktgenaue Schneeprognosen. Mit einer neuen Zoomfunktion für Landschaftsausschnitte, etwa für die Großglocknerstraße, können ganz gezielt detaillierte Vorhersagen erstellt werden. Das Programm wurde u.a. mit Unterstützung des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und der ASFINAG entwickelt.

Schnee am Berg, Regen im Tal. Gerade in Gebirgsregionen gibt es oft ganz unterschiedliche Wetterlagen auf kleinem Raum. Detaillierte Wetterprognosen können die Arbeit von Straßendiensten erheblich erleichtern. So müssen die Salzstreufahrzeuge etwa nur dann ausrücken, wenn die Prognose einen Temperaturrückgang vorhersagt, oder der Einsatz von Schneeräumfahrzeugen kann durch genaue Schneeprognosen früher und daher ökonomischer geplant werden.

Neu: High-Tech-Verknüpfung von meteorologischen und geographischen Daten
Das Prognoseprogramm MetGIS baut direkt auf dem methodischen Ansatz des in den USA entwickelten Vorgängermodells "WELS-System" auf, das zu den ersten Systemen zählte, die meteorologische Daten mit geographischen Informationen verbanden. Die Meteorologen Reinhold Steinacker und Gerald Spreitzhofer griffen diese Grundidee auf und entwickelten ein modernes meteorologisch-geographisches Informationssystem (MetGIS).

Detaillierte Schneeprognosen für Sicherheit auf Autobahn und Schnellstraße
"Gerade die ASFINAG hat im Winter großes Interesse, dass unser Modell optimierte Prognosen für die Autobahnen und Schnellstraßen in der Alpenregion erstellen kann", erklärt Projektleiter Reinhold Steinacker: "Daher liegen der Schwerpunkt und die besondere Stärke des Systems in der Schneeprognose. Generell ist das Programm für alle Jahreszeiten in unterschiedlichen geographischen Lagen verwendbar."

Wie der neue Zoomfaktor am Beispiel "Tirol" funktioniert
Im Zuge der Projektentwicklung arbeiteten Steinacker und Spreitzhofer mit KollegInnen aus den USA, Südamerika, Europa und Japan zusammen. "Unser System arbeitet mit 'Downscaling'. Das ist ein spezielles Verfahren, um Prognosen zu verfeinern und sie auch für sehr kleine Gebiete in hoher Auflösung darzustellen. Gerade im Gebirge mit den vielen Höhendifferenzen ist eine gute Auflösung sehr wichtig", so der Meteorologe Spreitzhofer.

Je nach Auftrag wird ein Gebiet erarbeitet und in das – kostenpflichtige und mit Passwort geschützte – MetGIS-System eingebaut. Eine neue Region kann innerhalb von nur ein bis zwei Wochen erschlossen werden. Basis sind globale Wetterdaten aus den USA. "In diesen groben Prognosen ist etwa Tirol nur durch wenige Gitterzellen in der Größe von Bezirken repräsentiert. Im Zuge des physikalischen Downscalings verbinden wir diese Daten mit hochgenauen Topografie-Karten", erklärt Reinhold Steinacker: "Anschließend können wir Tirol in hunderte oder sogar tausende Gitterzellen mit den jeweiligen unterschiedlichen Wetterlagen der Höhe entsprechend aufteilen."

Anwendung: Benutzerfreundlich in ganz Österreich und auch international
Die meteorologischen Daten sind so aufbereitet, dass die Grafiken einfach abzulesen sind. Die Parameter wie Temperatur, Niederschlagsmenge und -art, Schneefallgrenze oder Windstärke, können über zwei grafische Modi dargestellt werden: entweder als Farbkarte oder mit Zahlenwerten an beliebigen Punkten. Der Vorhersagezeitraum reicht bis zu 36 Stunden in die Zukunft. Jede Prognose wird alle sechs Stunden aktualisiert.

Derzeit wird das System in allen neun österreichischen Bundesländern, in Südamerika sowie in Teilen der Pyrenäen verwendet. Kunden sind Lawinenwarndienste, Verkehrsleitzentralen, Skigebiete und sogar eine Kupfermine.

Mehr Information und Beispielprognosen unter: http://www.univie.ac.at/AMK/metgis/

Artikel in der Online-Zeitung der Universität Wien

Kontakt
O. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker
Vizedekan der Fakultät für Geowissenschaften,
Geographie u. Astronomie
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA II)
T +43-1-4277-537 30
reinhold.steinacker(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis:
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
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T  +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
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