Preise und Auszeichnungen im Juni und Juli 2024

Die Universität Wien gratuliert allen Mitarbeiter*innen und Studierenden, die für ihre wissenschaftlichen Arbeiten und Leistungen ausgezeichnet wurden. Lesen Sie hier einen Überblick über aktuelle Ehrungen und Preisverleihungen.

Friedrich Stadler zum auswärtigen Mitglied der Turiner Akademie der Wissenschaften gewählt

Der Philosoph Friedrich Stadler, Professor i.R. am Institut für Zeitgeschichte und am Institut für Philosophie der Universität Wien, wurde zum auswärtigen Mitglied der Turiner Akademie der Wissenschaften gewählt.

Stadler ist Gründer (1991) und wissenschaftlicher Leiter des Instituts Wiener Kreis (bis 2018) sowie Gründer (2017) und wissenschaftlicher Leiter der Gesellschaft Wiener Kreis. Zu seinen Auszeichnungen zählen u.a. das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2014), die Patočka Medaille der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (2016) sowie die George-Sarton-Medaille für Wissenschaftsgeschichte der Universität Gent (Belgien, 2017). 

Zu Friedrich Stadlers Forschungsschwerpunkten zählen u.a. die moderne Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftstheorie und die Geschichte, Theorie und Methodologie der Kulturwissenschaften. Seine besondere Expertise liegt in der Erforschung des Wiener Kreises.

Philip Verdross erhält den "Heinzel-Mondi-Sappi Award for Resource Efficiency"

Philip Verdross vom Institut für Materialchemie an der Fakultät für Chemie wurde mit dem Heinzel-Mondi-Sappi Preis ausgezeichnet. Dieser Preis zeichnet herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus, die einen nachweislich positiven Einfluss auf die Zukunft der Zellstoff- und Papierindustrie haben. Verdross konnte im Rahmen seiner Dissertation seine Forschungsergebnisse zu "Black liquor-based epoxy resin: Thermosets from untreated kraft lignin" im Chemical Engineering Journal (CEJ) veröffentlichen und erhielt dafür den Heinzel-Mondi-Sappi Research Award 2024 (Kategorie: Resource Efficiency). 

Lignin wird überwiegend als Brennstoff verwendet. Im Zuge seiner Forschungsarbeit konnte der Materialchemiker mit der Herstellung von duroplastischen Harzen aus Lignin einen vielversprechenden Weg zur Wiederverwertung dieses Biomaterials aufzeigen. Philip Verdross arbeitet derzeit am Institut für Materialchemie an der Fakultät für Chemie an seiner Dissertation, unter der Betreuung von Alexander Bismarck und Robert T. Woodward. 

Die Unternehmen Heinzel Group, Mondi Group und Sappi vergeben jährlich den Heinzel-Mondi-Sappi Award an Forschende unter 35 Jahren, die außergewöhnliche wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der nachhaltigen Verwertung von Holz, Zellstoff und Papier veröffentlicht haben. 

Institut für Materialchemie & Forschung
Vienna Doctoral School in Chemistry

2. Platz des Forschungspreises des Kuratoriums für Verkehrssicherheit für Gerald Steindl

Gerald Steindl, Projektmitarbeiter am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft, hat den 2. Platz des Forschungspreises des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) erhalten. Ein wesentlicher Teil des Forschungspreises ist es, den prämierten Teilnehmer*innen zu helfen, ihre Projekte umzusetzen. Das KFV unterstützt deshalb alle Gewinner*innen nicht nur finanziell, sondern auch mit seinem Wissen und seinem Netzwerk, denn die Gewinnerprojekte haben ein großes Potential, die Sicherheit der Menschen zu erhöhen. 

Steindl konnte mit seinem KI-basierten Assistenzsystem für die Sportart Schwimmen den 2. Platz belegen. Aktuell gibt es beim Schwimmen wenig technische Unterstützung für Personen mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung. Betroffenen bleibt somit oft nichts anderes übrig, als in Begleitung schwimmen zu gehen. "Das auf Künstlicher Intelligenz basierende Assistenzsystem 'SWIM ASSIST' informiert Betroffene zeitgerecht über ihre Entfernung zum Beckenrand. Damit werden Unfälle durch Zusammenstöße am Beckenrand verhindert und es ist zugleich ein wichtiger Beitrag für Inklusion und Teilhabe dieser Personen am gesellschaftlichen Leben", sagt Preisträger Gerald Steindl.

Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft
KFV-Forschungspreis 2024

Silvia Bulgheresi und Ulrich Technau zu neuen EMBO Mitgliedern ernannt

EMBO ist eine internationale Organisation, die Forschung aus den Lebenswissenschaften in Europa fördert. Die mittlerweile über 2.000 Mitglieder der Organisation sind bedeutende Lebenswissenschafter*innen, die einen hervorragenden Beitrag auf diesem Gebiet geleistet haben. 2024 feiert EMBO das 60-jähriges Bestehen, und es sind insgesamt 120 neue Mitglieder - 100 neue Mitglieder und 20 assoziierte Mitglieder aus 37 Ländern - mit 9. Juli 2024 aufgenommen worden.

Von der Universität Wien wurden Silvia Bulgheresi vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie und Ulrich Technau vom Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie zu Mitgliedern der European Molecular Biology Organization (EMBO) ernannt.

Silvia Bulgheresi ist seit 2020 assoziierte Professorin und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit marinen Nematoden-Bakterien-Symbiosen und multizelluläre Bakterien, die die Mundhöhle bewohnen. Ihre Gruppe versucht zu verstehen, ob Wirt-Symbionten-Interaktionen grundlegende zelluläre Prozesse wie Zellteilung, Chromosomenorientierung und Chromosomenfaltung beeinflussen können.

Ulrich Technau ist seit 2007 Professor für Entwicklungsbiologie an der Universität Wien. Seine Gruppe erforscht die Evolution der Vielfalt und Komplexität von Tieren, mit einem Schwerpunkt auf Nesseltieren. Technau ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Er erhielt kürzlich einen ERC Advanced Grant für sein Projekt "EVONeuroMuscle".

Markus Muttenthaler vom Institut für Biologische Chemie wurde von der französischen "Société de Chimie Thérapeutique" (SCT) mit dem internationalen Evotec-Preis für herausragende Leistungen im Moleküldesign ausgezeichnet. Der Chemiker erhielt den Preis aufgrund seiner bahnbrechenden Beiträge zur Entwicklung einer neuen Klasse oraler Peptidmedikamente zur Behandlung chronischer Bauchschmerzen. "Unser Ansatz eröffnet neue Wege für die Entwicklung oraler Peptidtherapeutika, die auf lokalisierte Rezeptoren abzielen und die Behandlung für Magen-Darm-Erkrankungen grundlegend verändern könnten", sagt Muttenthaler.

Magen-Darm-Erkrankungen wie entzündliche Darmerkrankungen (IBD) und das Reizdarmsyndrom (IBS) betreffen zusammen mehr als 10 Prozent der Weltbevölkerung und sind die Hauptursache für Bauchschmerzen. Bislang bleibt die Schmerzbehandlung eine Herausforderung, da die verschriebenen Analgetika kaum wirksam sind und opioidbasierte Medikamente mit problematischen Nebenwirkungen einhergehen. Markus Muttenthaler, der das Neuropeptide Research Lab leitet, entwickelte mit seinem Team eine Reihe von darmstabilen Oxytocin-Analoga, die lokal im Magen-Darm-Trakt wirken, indem sie auf den Oxytocin-Rezeptor abzielen und bei chronischen Bauchschmerzen hochreguliert werden. Seine Forschung ebnet auch den Weg für die künftige Entwicklung oraler Peptidtherapeutika zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen.

Neuropeptide Research Lab
Institut für Biologische Chemie
Evotec Prize for Excellence in Molecular Design

Nuno Maulide zum Mitglied der Lissabon Akademie der Wissenschaften gewählt

Nuno Maulide, Professor am Institut für Organische Chemie, wurde als korrespondierendes Mitglied im Ausland der Akademie der Wissenschaften von Lissabon gewählt. Über diese Auszeichnung freut sich der gebürtige Portugiese Maulide besonders, da sie "von der Heimat" kommt. In Lissabon startete auch die Karriere des Chemikers, der dort 1998 sein Chemiestudium am Instituto Superior Técnico begann. Zu seinen weiteren Stationen zählten u.a. die belgische Université catholique de Louvain, das École polytechnique in Paris und die Katholieke Universiteit Leuven, wo er 2007 promovierte. Nach seiner Promotion 2007/08 folgte ein Aufenthalt an der Stanford University als Postdoktorand und 2013 habilitierte er sich an der Ruhr-Universität Bochum und wurde anschließend an die Universität Wien berufen.

Maulide, der seit 2020 auch das neu eröffnete Christian Doppler Labors für Entropieorientiertes Drug Design an der Universität Wien leitet, wurde 2018 vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten als österreichischer Wissenschafter des Jahres ausgezeichnet. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der stereoselektiven Synthese organischer Verbindungen. Dabei werden Moleküle mit chemischen Verfahren so aufgebaut, dass eine bestimmte Struktur entsteht, was etwa für die Medikamentenherstellung relevant ist.