Neue Core Facility: Stoffkreisläufe am Neusiedler See und im Pürgschachen Moor im Blick

Daten zeigen klimarelevante Veränderungen - Eröffnung der Wetlands-Core Facility am 19. September in Illmitz

Die neue Core Facility „Long Term Wetland Ecosystem Research“ untersucht Ökosystemfunktionen von Mooren und generell Feuchtgebieten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Kohlenstoff- und Wasserkreislauf im Schilfgürtel des Neusiedler Sees und dem alpinen Pürgschachen Moor. Im Rahmen der offiziellen Eröffnungsfeier am 19. September werden auch Daten zum Neusiedler See und den klimarelevanten Auswirkungen der aktuellen Trockenheit präsentiert. Interessierte sind herzlich eingeladen (Bustransfer ab Wien wird organisiert).

Dass der Klimawandel und der Zustand von Mooren oder Feuchtgebieten wie dem Neusiedler See eng zusammenhängen, liegt auf der Hand. Um dieses komplexe Zusammenspiel unter den verschiedenen Witterungs- und Klimabedingungen zu erforschen, braucht es jedoch relativ aufwändige Forschungsinfrastruktur – und einen langen Atem: „Um die Folgen des Klimawandels für diese besonders sensiblen Ökosysteme abschätzen zu können, reicht es nicht, hin und wieder ein kurzes Projekt durchzuführen – da geht es um Monitoring über lange Zeiträume hinweg“, betont der Geoökologe Stephan Glatzel von der Universität Wien. Mit der Gründung der Core Facility „Long Term Wetland Ecosystem Research“ (LTWER) am Institut für Geographie und Regionalforschung, die am 19. September nun offiziell eröffnet wird, leistet die Universität Wien einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung dieser Ökosystemprozesse.

Von der Kohlenstoffsenke zur Kohlenstoffquelle

Die Forschungsinfrastruktur für die Analyse von Feuchtgebietsprozessen ist sowohl für die Wissenschaft als auch für die Gesellschaft von großer Bedeutung: "Feuchtgebiete sind die wichtigsten Kohlenstoffsenken der Welt und können bei unsachgemäßer Bewirtschaftung zu den wichtigsten Kohlenstoffquellen werden", erklärt Stephan Glatzel, der die neue Core Facility leitet.

So zeigt sich etwa an den Daten aus dem Pürgschachen Moor, einem alpinen ombrotrophen Moor (Hochmoor), dass dieses zwar in feuchten Jahren als Senke für Klimagase fungiert, nicht jedoch in trockenen Jahren. „Auch die Entwässerung der Moorböden für die Landwirtschaft schadet der Kohlenstoffspeicherung und damit der Klimabilanz des Moores“, erklärt Glatzel. Langfristig wäre es auch für die Landwirtschaft besser, wenn man den Moorböden die Möglichkeit lassen würde, Wasser zu speichern, um Dürren zu überstehen.

Verdichtung des Schilfs am Neusiedler See

Im Rahmen der Eröffnungsfeier am 19. September werden in Illmitz auch entsprechende Daten zum Schilfgürtel des Neusiedler Sees präsentiert. „Durch den sinkenden Wasserstand des Neusiedler Sees in den letzten drei Jahren wächst der Schilfgürtel immer mehr zu – dadurch steigt die Photosynthese-Rate des Schilfgürtels und gleichzeitig nimmt die Methanemission aufgrund der trockeneren Verhältnisse ab“, erklärt Pamela Baur von der Arbeitsgruppe Geoökologie. Insgesamt entwickelte sich der Schilfgürtel daher in den letzten Jahren (2019-2021) von einer starken Kohlenstoffquelle zu einer schwachen.

„Im Sinne einer nachhaltigen Forschung ist die LTWER Core Facility somit ein wichtiges Bindeglied zwischen Forschung und Entscheidungsträger*innen“, betont Core Facility-Leiter Glatzel. Auch bei der Eröffnungsfeier, die am 19. September in der biologischen Station Neusiedlersee in Illmitz stattfindet, sind neben Wissenschaftler*innen auch Journalist*innen, Expert*innen aus der Naturschutz-Praxis, Stakeholder aus Politik und Verwaltung sowie die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen.

Eröffnungsfeier der Core Facility "Long Term Wetland Ecosystem Research"

Wann: 19. September 2022, 14:00 Uhr
Wo: Biologische Station Neusiedlersee, Seevorgelände 1, 7142 Illmitz

Infos und Programm sowie Registrierung (bis spätestens 12.9., Bustransfer ab Wien möglich)

Abb. 1: Die Core Facility „LongTerm Wetland Ecosystem Research“ (LTWER) konzentriert sich auf die Untersuchung von Ökosystemprozessen und insbesondere des Kohlenstoff- und Wasserkreislaufs. Im Bild der Eddy-Kovarianz Messturm am Standort Neusiedler See. © Pamela Baur

Abb. 2: Weiterer Eddy-Kovarianz Messturm im Pügschachen Moor. © Simon Drollinger

Wissenschaftlicher Kontakt

Univ.-Prof. Dipl.-Geogr. Dr. Stephan Glatzel

Institut für Geographie und Regionalforschung
Universität Wien
1090 - Wien, Dr. Josef-Holaubek-Platz 2 (UZA II)
+43-1-4277-486 60
stephan.glatzel@univie.ac.at

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