Naht ein autoritäres Jahrhundert?

Internationale Zeitgeschichte-Tagung auf Bundesforste-Schloss Eckartsau

Von Mittwoch, 5. September, bis Freitag, 7. September, tagen internationale ExpertInnen aus den Bereichen Zeitgeschichte und politischer Bildung in Schloss Eckartsau nahe Wien. Über 50 renommierte WissenschafterInnen wie Margaret MacMillan (Oxford University) und Wolfgang Merkel (Humboldt Universität zu Berlin) diskutieren die Gefahr eines Rückfalls in den Autoritarismus anhand der politischen Zäsuren 1918 und 1938. Ein Highlight der Tagung ist ein Kamingespräch mit Altbundespräsident Heinz Fischer und der Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa am Mittwoch, 5. September, um 17 Uhr.

Schauplatz des internationalen wissenschaftlichen Symposions "1918-1938-2018: Dawn of an Authoritarian Century?" ist ein historischer Ort: Schloss Eckartsau war im November 1918 der Rückzugsort des letzten Kaisers von Österreich, Karl I., und seiner Familie, während in Wien eine demokratische Republik errichtet wurde. Vor diesem historischen Hintergrund bietet das Schloss, das heute den Österreichischen Bundesforsten gehört, einen einzigartigen Erinnerungsort an die Zeitenwende 1918/1919. Schloss Eckartsau und seine Geschichte erinnern aber auch daran, wie schnell in der Zwischenkriegszeit die demokratischen Strukturen wieder zusammengebrochen sind.

"Wir setzen bei unserer Tagung inhaltlich ganz bewusst im Jahr 1918 an", sagt Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien und Organisator der Tagung: "Nur auf diese Weise ist es möglich, die komplexe und mehrfach unterbrochene Entwicklung der parlamentarischen demokratischen Systeme seit dem Ersten Weltkrieg über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus bis heute zu rekonstruieren. Es ist aber auch wichtig, ohne jede Gleichsetzung oder Aufrechnung auch die Langzeitwirkungen der kommunistischen Regime zu thematisieren."

Die Tagung soll dabei über die zeithistorische Fachdiskussion hinausreichen: Sie findet in grenzüberschreitender Zusammenarbeit mit der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) statt und leistet so einen Beitrag zur "Third Mission" der Universität Wien, also der Vermittlung und Umsetzung von aktuellen Forschungsergebnissen und Lehrinhalten in der Gesellschaft. "Wir ForscherInnen müssen auch die Frage nach der Vermittlung unserer Ergebnisse reflektieren", so Rathkolb, "und deshalb stellt die Kooperation mit der weltweit größten öffentlichen Institution für politische Bildung eine einzigartige Möglichkeit für uns dar."

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung macht deutlich, dass er das aktuelle Wiederaufleben autoritärer Tendenzen im internationalen Maßstab als einen weiteren Impuls sieht, HistorikerInnen und ExpertInnen aus dem Bereich der politischen Bildung für drei Tage nach Eckartsau zur Diskussion zu laden. Und er ergänzt: "Mit dem Wissen um die europäische Zwischenkriegszeit, der damaligen Verächtlichmachung der parlamentarischen Demokratie wollen wir mit dieser Tagung den Blick für derartige Entwicklungen schärfen und ihre Erkenntnisse für die grenzübergreifende politische Bildung fruchtbar machen."

Ein Highlight der Tagung, die auf Englisch abgehalten wird, ist das Kamingespräch mit Altbundespräsidenten Heinz Fischer und der Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa von Memorial Moskau am Mittwoch, 5. September, um 17 Uhr. Eva Nowotny, Universitätsratsvorsitzende der Universität Wien, wird mit Scherbakowa und Fischer die Frage "The Historical Burden of 1918 for Europe Today: Are We at the Dawn of an Authoritarian 21st Century?" diskutieren – und dabei insbesondere auf die Verantwortung von Wissenschaft, Politik und zivilgesellschaftlichem Engagement eingehen, um einen solchen Rückfall zu verhindern.

Weitere KooperationspartnerInnen:
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institute for Human Sciences IWM (Wien), Leo Baeck Institute - New York/Berlin, Österreichische Bundesforste sowie der Beirat für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018.

Konferenz "1918-1938-2018: Dawn of an Authoritarian Century?"
Zeit:
Mittwoch, 5. September, bis Freitag, 7. September
Ort: Schloss Eckartsau, 2305 Eckartsau

Weitere Informationen zur Tagung sowie das vollständige Programm unter: https://eckartsau2018.univie.ac.at

Kontakt für Anmeldungen und kostenlose Akkreditierung von MedienvertreterInnen: eckartsau2018.zeitgeschichte(at)univie.ac.at

Wissenschaftlicher Kontakt

Mag.a Linda Erker

Institut für Zeitgeschichte
1090 - Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 6
eckartsau2018.zeitgeschichte@univie.ac.at

Rückfragehinweis

Stephan Brodicky

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