Konstruierte Geschichte: Tagung "Historia als Kultur"
16. September 2010Thomas Wallnig (Dieses und weitere Bilder zum Download am Textende)
Von 23. bis 25. September 2010 findet an der Universität Wien die internationale Tagung "Historia als Kultur. Geschichtsschreibung und Geschichtsforschung um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession" statt. Zentrales Thema der Konferenz ist die Konstruktion und Dekonstruktion von Geschichte in verschiedenen politischen und konfessionellen Kontexten Alteuropas. START-Preisträger Thomas Wallnig vom Institut für Geschichte der Universität Wien forscht zu diesem Thema in einem FWF-Projekt.
"Wie konnten in der Geschichtswissenschaft um 1700 der kritische und relativierende Umgang mit der eigenen Vergangenheit einerseits und das bewusste Konstruieren von Geschichtsbildern zu politischen Zwecken andererseits koexistieren?", fragt Thomas Wallnig, Historiker an der Universität Wien. Wie die eigene Geschichte politisch instrumentalisiert und zugleich kritisch hinterfragt wurde, ist zentrales Thema der internationalen Tagung "Historia als Kultur. Geschichtsschreibung und Geschichtsforschung um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession". "Damit möchten wir ein Nachdenken über den Umgang mit Tradition anregen – vor allem im Hinblick auf den Zeitraum am Übergang vom Barock zur Aufklärung ", erklärt Wallnig.
Neue Sicht auf europäische Geschichtskulturen
Ziel der internationalen Tagung ist es, zur Entwicklung einer neuen Sicht auf europäische Geschichtskulturen um 1700 beizutragen. Dabei reichen die Themen der über 20 Vorträge von konfessionellen Auffassungsunterschieden von Geschichtlichkeit bis zur Analyse von Praktiken der Gelehrsamkeit. Der renommierte US-amerikanische Wissenschaftshistoriker Mordechai Feingold referiert am 23. September, 18.30 Uhr, über "Erudition and Orthodoxy in Early Modern Europe" (einleitende Worte von Georg Winckler, Rektor der Universität Wien). Anthony Grafton aus Princeton spricht am 24. September, 18.30 Uhr, zum Thema "Church History in Early Modern Europe: Tradition and Innovation in Research".
Tradition und Religion
Welche Bedeutung hatte der kritische Umgang mit einer lebendigen Tradition für den religiösen Bereich? Gingen Protestanten mit Tradition anders um als Katholiken? "Im Rahmen der Tagung werden diese Fragen erstmals im Hinblick auf die süddeutsch-österreichische Gelehrsamkeit um 1700 diskutiert", so Wallnig, der die internationale Tagung im Rahmen des FWF-START-Projekts "Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik" organisiert.
Forschung über die Brüder Pez
Der Historiker beschäftigt sich seit Jahren mit der umfangreichen Korrespondenz der Melker Benediktinermönche Bernhard (1683-1735) und Hieronymus (1685-1762) Pez. Diese planten ein Lexikon sämtlicher Schriftsteller ihres Ordens. Dabei entstand ein Briefverkehr mit Forschern aus ganz Europa, der im Mittelpunkt des FWF-Projektes steht: Die über 1000 erhaltenen Briefe zählen zu den aussagekräftigsten Quellen der österreichischen Gelehrsamkeitsgeschichte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Neben der Edition wird der im Stift Melk befindliche Pez-Nachlass (rund 12 Archivkartons und 60 Handschriften) vollständig digitalisiert, inhaltlich erschlossen und über eine Webseite der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Internationale Tagung: "Historia als Kultur. Geschichtsschreibung und Geschichtsforschung um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession"
Zeit: Donnerstag, 23. September bis Samstag, 25. September 2010
Ort: Universität Wien, Marietta-Blau-Saal
Dr.-Karl-Lueger Ring 1, 1010 Wien
Eintritt frei
Webseite des Projekts "Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik. Die Korrespondenz der Brüder Pez": http://www.univie.ac.at/monastische_aufklaerung/
Konferenzprogramm (PDF): http://www.univie.ac.at/monastische_aufklaerung/cms/upload/Historia_als_Kultur_Tagungsprogramm.pdf
Kontakt
Dr. Thomas Wallnig
Institut für Geschichte
Universität Wien
1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 9
T +43-1-4277-408 91
thomas.wallnig(at)univie.ac.at
Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at
Bildbeschreibungen:
Thomas Wallnig, Foto privat
Ripa1625_Historia: "Historia" aus Cesare Ripa Iconologia von 1625, UB Wien
BP_Thesaurus: Titelbild aus dem Thesaurus anecdotorum novissimus, Institut für Österreichische Geschichtsforschung
Tagungsprogramm