Industriemathematiker Helmut Neunzert hält IDee Lecture
02. Mai 2011
Industriemathematiker Helmut Neunzert (Foto privat)
Am Mittwoch, 11. Mai 2011, 18 Uhr, findet in der Aula am Campus der Universität Wien eine weitere IDee Lecture statt. Auf Einladung des Interdisziplinären Dialogforums hält der deutsche Industriemathematiker Helmut Neunzert den Vortrag "Kopfwerk und Handwerk – auch eine Art von Interdisziplinarität". Neunzert, der Mitglied der Jury des Wittgenstein-Preises war, ist Professor für mathematische Grundlagen von Physik und Technik an der TU Kaiserslautern und hat zahlreiche Projekte in der Industriemathematik initiiert.
IDee Lectures, die Vortragsreihe des Interdisziplinären Dialogforums (ID) der Universität Wien, unterstützen die Vernetzung von Natur-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Ziel ist es, einen Freiraum für Innovation und Ideen sowie für Austausch und Diskussion über disziplinäre und fakultäre Grenzen hinweg zu schaffen.
Zum Vortrag von Helmut Neunzert
Hightech-Verfahren werden wissenschaftlich untersucht und simuliert. Wie ist das jedoch bei handwerklichen Herstellungsmethoden wie etwa dem Glasmachen oder dem Edelsteinschleifen? Wie verträgt sich Handwerk mit Wissenschaft – mit Kopfwerk?
Das Verhältnis von Kopfwerk zu Handwerk spielte schon in der Geschichte eine große Rolle. Der New Yorker Historiker Myles W. Jackson untersuchte in seinem Buch "Fraunhofers Spektren. Die Präzisionsoptik als Handwerkskunst" (2010) das Zusammenspiel des Erfahrungswissens der Benediktinermönche mit Joseph von Fraunhofers wissenschaftlichen Untersuchungen, die einen echten "Quantensprung" in der Herstellung optischer Instrumente bewirkt hatten.
Kopfwerk und Handwerk sind nicht nur ein ökonomisches Erfolgsrezept, sondern die Basis von Naturwissenschaft und Technik, wie der Philosoph Max Scheler bereits 1920 meinte. Heute bedeutet dies, dass sich mathematisches Modellieren und Scientific Computing immer mehr auch der Prozesse annehmen, die auf Empirie basieren. 2001 gründete Neunzert das Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM). Dort arbeitete er an der Herstellung von Produkten wie Glaswolle oder an Verfahren wie das Edelsteinschleifen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Mathematik und Empirie führt zu Fortschritten im Handwerk.
Helmut Neunzert hat seit 1974 den Lehrstuhl für mathematische Grundlagen von Physik und Technik an der Technischen Universität Kaiserslautern inne. 1995 gründete er ein Institut, das 2001 das erste Fraunhofer Institut für Mathematik wurde. An ihm ist er heute noch beratend tätig. Er hat weltweite Kontakte zu zahlreichen Unternehmen und initiierte weit über 100 industriemathematische Projekte. Zu Österreich hat er enge Beziehungen: Neunzert war in der Jury des Wittgenstein-Preises, ist Ehrendoktor der Johannes-Kepler-Universität in Linz und Ehrenmitglied der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft.
Vortrag von Helmut Neunzert
"Kopfwerk und Handwerk – auch eine Art von Interdisziplinarität"
Zeit: Mittwoch, 11. Mai 2011, 18 Uhr
Ort: Aula am Campus der Universität Wien, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Der Besuch des Vortrags ist ohne Anmeldung und bei freiem Eintritt möglich.
Rückfragehinweis
Michaela Messer
Interdisziplinäres Dialogforum
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-182 27
M +43-664-602 77-182 27
michi.messer(at)univie.ac.at
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