Hunde reagieren auf "ungleiche" Behandlung
09. Dezember 2008Friederike Range mit Hund und Wolf. Copyright: Friederike Range, Universität Wien; Druckfähiges Download am Textende.
Kognitionsforscherin der Universität Wien veröffentlicht dazu im Fachjournal "PNAS"
Friederike Range, Kognitionsforscherin der Universität Wien, beschäftigt sich mit dem Verhalten von Hunden. Sie untersucht, inwiefern Hunde, wenn sie für die gleiche Leistung unterschiedlich belohnt werden, sensibel auf diese "Ungerechtigkeit" reagieren und als Folge die Kooperation einstellen. Die aktuelle Studie erscheint im renommierten Fachmagazin "PNAS".
Kooperation wird als die Zusammenarbeit mehrerer Individuen zur Erreichung eines gemeinsamen Zieles definiert. Eine wichtige Vorbedingung für die Evolution von Kooperation ist die Entwicklung einer Sensibilität für Kosten und Nutzen der Kooperationspartner. Untersuchungen haben gezeigt, dass Affen aufhören zu kooperieren, wenn der Kooperationspartner für denselben Aufwand eine bessere Belohnung bekommt.
Friederike Range und ihr Team wollten wissen, wie es mit dem Empfinden von Ungerechtigkeit bei Hunden aussieht. In der Studie wurde untersucht, ob zwei Hunde, die sich gut kennen, sensibel auf die Ungleichheit einer Belohnung, also des Nutzens reagieren, wenn sie unterschiedlich für das "Pfote geben" belohnt werden.
In den Versuchen haben sich die zwei Hunde sehr unterschiedlich verhalten, wenn einer der beiden bei der Aufgabe "Pfote geben" Futter bekam, der andere aber nicht. In einem Fall bekamen beide Hunde, die in einem Raum waren, zur Belohnung Futter, im zweiten Fall bekam einer der beiden Hunde kein Futter für dieselbe Aufgabe. In einem Kontrollversuch war ein Hund alleine im Raum und erhielt kein Futter für das Pfote geben. Während die Hunde brav Pfote gegeben haben, wenn beide Hunde belohnt wurden oder auch wenn ein Hund ohne Futter in Abwesenheit des Partners getestet wurde, haben sie die Kooperation verweigert, wenn der Partner belohnt wurde, sie selber aber nicht. Der Kontrollversuch hat gezeigt, dass die Verweigerung unabhängig ist von einer allgemeinen Frustration durch das Ausbleiben einer Belohnung.
Hauptsache Belohnung – egal welche
In einem zweiten Experiment konnte bestätigt werden, dass das Verhalten der Tiere nicht nur etwas mit dem Ausbleiben einer Belohnung zu tun hatte, sondern wirklich durch ungleiche Behandlung der beiden Hunde hervorgerufen wurde. "Die Hunde nahmen es nicht besonders übel, wenn beide kein Futter für das 'Pfote geben' bekommen haben. Sobald aber einer Futter bekam und der andere nicht, hat der letztere 'gestreikt'", erklärt Friederike Range.
Im Gegensatz zu den Studien mit den Affen differenzierten die Hunde in Ranges Studie jedoch nicht die Qualität des Futters. Auch gegenüber dem Aufwand des Partners waren sie unsensibel. Friederike Range abschließend: "Diese Ergebnisse zeigen, dass Hunde eine gewisse – wenn auch weniger konsequente – Kosten/Nutzen-Analyse durchführen, indem sie auf die Ungleichheit einer Belohnung reagieren."
Kontakt:
Dipl.-Biologin Dr. Friederike Range
Department für Neurobiologie
und Kognitionsforschung
1090 Wien, Althanstraße 14
M + 43 676 930 80 94
friederike.range(at)univie.ac.at
http://cleverdoglab.univie.ac.at
www.wolfscience.at
Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
M +664 335 98 73
alexandra.frey(at)univie.ac.at
http://www.univie.ac.at/175
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