Homo Oeconomicus: Der Mensch als rationaler Egoist? Internationale Tagung im Rahmen des Charles Darwin Jahres 2009
02. Dezember 2009Copyright: Ingrid Linhart
Am Donnerstag, 10. Dezember 2009, findet an der Universität Wien die Tagung "Der Mensch – rationaler Egoist?" statt. Internationale WissenschafterInnen aus unterschiedlichen Disziplinen stellen sich die Frage, ob das Bild des rationalen Nutzenmaximierers überhaupt noch stimmt. Und wenn nicht, was den Menschen sonst antreibt.
Die wirtschaftsmathematische Verhaltensanalyse, die auf den Nobelpreisträger für Ökonomie, Gary S. Becker, zurückgeht, charakterisiert den Menschen als "rationalen Egoisten". Und das nicht nur in der Wirtschaft, wo es um Geldwerte geht, sondern auch im sozialen Bereich, wo es um immaterielle Werte geht (Suchtverhalten, Kriminalität, Heirat, Kinderkriegen u.ä.). Das Konzept des rationalen Nutzenmaximierers ist formal und mathematisch detailliert ausgearbeitet und dient als Leitkonstrukt in der Betriebswirtschaftslehre (Institutionenökonomik). Es prägt aber auch das Denken in den Natur- und Sozialwissenschaften.
Nutzen, Intuition und Fairness
Bei dem Versuch, verhaltensbezogene Kalküle zu messen, stößt die Wissenschaft an ihre Grenzen. Wie kann ideeller, also nicht-monetärer Nutzen bewertet werden? Wie differenziert man Gegenwarts- und Zukunftswerte, beispielsweise bei Investitionen oder bei Sparvorhaben? Gleichzeitig zeigen Experimente, dass sogar Spitzenkräfte der Wirtschaft intuitiv entscheiden. Und im Falle, dass Menschen in Anwesenheit anderer zu unerwartetem Gewinn kommen, wird der Gewinn meistens fair von der Person geteilt. Diese Beispiele zeigen, dass der einfache "Homo Oeconomicus" weder den wissenschaftlichen Befunden noch der Verhaltensrealität entspricht. Ein Umdenken scheint unausweichlich.
Podiumsdiskussion
Die Tagung ist kostenfrei und richtet sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an ein breites öffentliches Publikum. Internationale WissenschafterInnen diskutieren die Frage des Konzepts des Nutzenkalküls aus der Perspektive ihres jeweiligen Fachgebiets. Dabei treffen die Mathematik auf die Biologie, die Wirtschaftswissenschaften auf die Psychologie und die Anthropologie auf die Philosophie.
Im Anschluss an die Kurzvorträge findet um 17 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema "Begriffskritik zur Ökonomik" statt. Die Moderation übernehmen John Dittami, Leiter des Departements für Verhaltensbiologie der Universität Wien, und Eckehart Köhler, ehemaliger Mitarbeiter vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Wien.
Die Tagung wird unterstützt von Charles-Darwin-Jahr 2009 der Stadt Wien und Bank Austria.
Tagung: Der Mensch – rationaler Egoist?
Vom Nutzenkalkül in den Wirtschafts-, Verhaltens- und Lebenswissenschaften
Ökonomik, Verhaltensbiologie, Sozialwissenschaften, Anthropologie und Philosophie im Dialog
Zeit: Donnerstag, 10. Dezember 2009, 9 bis 17 Uhr. Kurzvorträge, 17 Uhr Podiumsdiskussion
Ort: Juridicum der Universität Wien, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien
Anmeldung und Programm: http://vcc.univie.ac.at
Kontakte
O. Univ.-Prof. Dr. John Dittami
Leiter des Departments für Verhaltensbiologie
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA 1)
T +43-1- 4277-544 60
M +43-664-602 77-544 60
john.dittami(at)univie.ac.at
Prof. DDDr. Felix Tretter
Isar-Amper-Klinikum
Klinikum München Ost
T +49-89-4562-3709
felix.tretter(at)iak-kmo.de
Rückfragehinweis
Lisa Hellmann, Bakk.
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 35
lisa.hellmann(at)univie.ac.at