Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien vergibt Oskar-Morgenstern-Medaille an Thomas Piketty

V.l.n.r.: Thomas Piketty und Nikolaus Hautsch

Führender Ökonom in Fragen bezüglich Eigentums- und Vermögensverteilung erhält sechste Medaille

Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien hat am 25. Oktober 2023 zum sechsten Mal die Oskar-Morgenstern-Medaille verliehen. Der diesjährige Preisträger ist der französische Wirtschaftswissenschafter Thomas Piketty, Professor an der EHESS (L’École des hautes études en sciences sociales) und an der Paris School of Economics. Piketty ist führender Experte in den Bereichen der historischen und aktuellen Entwicklung der Eigentums- und Vermögensverteilung und sozialer Ungleichheit und erlangte mit einigen seiner Publikationen nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit bereits großes Aufsehen.

In seinen historischen und theoretischen Arbeiten über das Zusammenspiel zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, der Verteilung von Einkommen und Vermögen und politischen Konflikten untersuchte Piketty vor allem die Rolle politischer, sozialer und steuerlicher Institutionen bei der historischen Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung.

Mit seinem 2014 erschienenen Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" erlangte Thomas Piketty große Aufmerksamkeit und wurde auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Das Buch wurde nicht nur innerhalb von Fachkreisen, sondern auch in den allgemeinen Medien für ein Ökonomiebuch außergewöhnlich viel diskutiert. Die Fragen nach der gerechten Verteilung von Vermögen und Einkommen sowie der effizienten und notwendigen Überwindung des Kapitalismus wurden durch die Arbeit von Thomas Piketty wieder ins Zentrum des gesellschaftlichen Diskurses gerückt. Der Ausgangspunkt für die Analyse von Piketty ist: Sollten der Kapitalismus und exzessive Vermögenskonzentration nicht reformiert und überwunden werden, dies potenziell gefährdend für unsere Demokratie sein könnte. Neben zahlreichen anderen Publikationen und Büchern verfasst Thomas Piketty auch regelmäßig Beiträge für die französische Zeitung "Le Monde".

Thomas Piketty ist Co-Direktor des "World Inequality Lab" und der "World Inequality Database" und einer der Initiator*innen des Manifests für die Demokratisierung Europas. Das World Inequality Lab ist eines der renommiertesten Forschungslabore, das sich auf die Untersuchung der weltweiten Ungleichheit fokussiert. Das WIL beherbergt die World Inequality Database, die umfangreichste öffentliche Datenbank zur globalen Ungleichheitsdynamik.

Fragen der gerechten Verteilung von Vermögen und Einkommen sollen wieder in den Fokus kommen

Wir sind als Gesellschaft mit einer wachsenden Ungleichheit konfrontiert, die in den vergangenen Jahren wieder rapide angestiegen ist. Die United Nations (UN) haben die Dringlichkeit in der Bekämpfung von Ungleichheit zu einer ihrer obersten Prioritäten erhoben, in dem sie diese als eines der 17 UN Sustainable Development Goals (SDGs) definiert haben. Zur Lösung dieses Problems sind Wissenschafter*innen, wie Thomas Piketty gefragt, welche mit ihrer Forschung einen erheblichen Beitrag dazu leisten, einerseits die Komplexität dieser gesellschaftlichen, sozialen und ökonomischen Problematik besser zu verstehen und andererseits Lösungsansätze dafür bieten. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften schließt sich der United Nations an und möchte mit der Auszeichnung an Thomas Piketty die Frage nach der gerechten Verteilung von Vermögen und Einkommen sowie der effizienten und notwendigen Überwindung des Kapitalismus wieder in den Fokus des gesellschaftlichen Diskurses rücken. Des Weiteren soll die Auszeichnung auch die Arbeit und das Wirken von Thomas Piketty würdigen. Die Oskar-Morgenstern-Medaille wird am 25. Oktober um 13:00 Uhr in der Sky Lounge der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften verliehen. Anschließend gibt es noch einen Vortrag des Preisträgers mit dem Titel "A brief history of equality" und die Möglichkeit für Interviews (unter Voranmeldung). 

Über die Oskar-Morgenstern-Medaille

Der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien ist es ein Anliegen, Forschung auf höchstem Niveau zu betreiben und das Ansehen internationaler Spitzenforschung zu fördern: Die Oskar-Morgenstern-Medaille, benannt nach Oskar Morgenstern, Mitbegründer der Spieltheorie und bis 1938 Professor an der Universität Wien, wurde 2013 zur Ehrung  große Wirtschaftswissenschafter*innen und zur Feier des 250-jährigen Bestehens der Fakultät ins Leben gerufen. Die bisherigen Preisträger*innen sind Roger B. Myerson (2013), Robert F. Engle (2015), Ernst Fehr (2017), Sir Christopher A. Pissarides (2019) und Muriel Niederle (2021). Die Medaille ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre von der Fakultät verliehen.

Rückfragehinweis

Simone Vanek, BA

Öffentlichkeitsarbeit, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Universität Wien
1090 - Wien, Oskar-Morgenstern-Platz 1
+43-664-60277-37040
simone.vanek@univie.ac.at