Experte für Buntbarsche erforscht neue Arten in Afrika

Anton Lamboj, Biologe der Universität Wien, erforscht im Westen Afrikas neue Buntbarscharten. Obwohl insgesamt an die 1.500 verschiedene Buntbarsche bereits wissenschaftlich beschrieben sind, findet Lamboj, einer der profundesten Kenner dieser formen- und farbenreichen Fischgruppe, laufend neue Arten. Buntbarsche sind nicht zuletzt wegen ihrer Farbenvielfalt auch immer öfter in den heimischen Aquarien anzutreffen.

Für Cichliden – so der wissenschaftliche Name für Buntbarsche – gelten die üblichen Regeln der Tierwelt nicht, denn unterschiedliches Aussehen innerhalb einiger Buntbarscharten ist völlig normal. Durch eine Reaktion in ihren pigmenthaltigen Zellen gelingt es den Fischen sogar, ihre Hautfarbe oder Musterung je nach Stimmungslage zu wechseln. Wenn sie unter Stress stehen, sind Tilapia snyderae beispielsweise grau oder braun. Fühlen sie sich wohl, sind sie am Großteil des Körpers knallrot. "Fallweise", erklärt Lamboj, "kommt es auch zu einer Verkreuzung von Buntbarscharten unter natürlichen Bedingungen. Die Fortpflanzungsbarriere zwischen zwei Arten ist häufig ein recht zuverlässiges Kriterium für eine Unterscheidung von Arten. Nicht so bei vielen Cichliden."

Wie viele Cichlidenarten es insgesamt gibt, darüber streiten die ExpertInnen: zwischen 2.500 und 4.500. Etwa 1.500 sind bislang wissenschaftlich korrekt beschrieben. Der Diskussionsprozess für eine Aufnahme in die offizielle Artenliste dauert mitunter mehrere Jahre. "Sind die Kriterien gut, geht es aber auch schneller", meint Lamboj. Seit er sich vor 18 Jahren der Erforschung der Buntbarsche verschrieben hat, ist für ihn das Entdecken und Beschreiben neuer Arten fast schon zur Routine geworden. 15 sind es mittlerweile, und spätestens im Herbst sollen einige neue Arten hinzukommen. Die Publikationen dazu befinden sich gerade in Arbeit.

Forschungsort – Lake Bermin in Kamerun

Zurzeit untersucht der Buntbarschexperte Cichliden aus kleineren Kraterseen im Westen Kameruns. Die meisten der Buntbarsche dort sind nur wenig erforscht und kommen ausschließlich in diesen Gewässern vor. Einer dieser Seen ist der Lake Bermin nahe der Grenze zu Nigeria. Allein neun unterschiedliche Cichlidenarten leben hier auf engstem Raum nebeneinander. Noch ist unklar, wie es ohne geografische Barriere zu dieser ungewöhnlichen Aufspaltung der Arten kommen konnte. Ein Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage könnte in den Farben und Farbmustern der Fische zu finden sein. Durch die Untersuchung der Gene, welche die Bildung der Sehpigmente der Fische (Opsine) steuern, hofft der Wissenschafter und sein Team, mehr über die Farbwahrnehmung der Buntbarsche im Lake Bermin zu erfahren. Es ist möglich, dass die Farbwahrnehmung einen starken Einfluss auf die Partnerwahl und damit die Fortpflanzung besitzt.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Cichliden liegt im tropischen Afrika und Teilen von Amerika. Einige wenige Arten sind zudem aus Asien bekannt. Lamboj hat sich für seine Forschung vorwiegend auf West- und Zentralafrika spezialisiert. Eine Region mit wenig Infrastruktur, unwegsamen Gelände und unsicheren politischen Verhältnissen. Das sind auch die Gründe, warum es dort noch viele weiße Flecken auf der biologischen Landkarte gibt. "Wir haben in dieser Region eine wesentlich schlechtere Formenkenntnis als beispielsweise in Südamerika oder Asien", erklärt Lamboj. "Die Diversität an Arten in den letzten verbliebenen Urwaldregionen dürfte aber ebenso hoch sein wie im Amazonasgebiet." Und einige unentdeckte Buntbarscharten dürften auch noch darunter sein.

Kontakt:

Mag. Dr. Anton Lamboj

Department für Evolutionsbiologie

Universität Wien

1090 Wien, Althanstraße 14

T +43-1-4277-545 37

anton.lamboj(at)univie.ac.at

http://www.univie.ac.at/evolutionsbiologie/

Rückfragehinweis:

Mag. Alexandra Frey

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

T +43-1-4277-175 31

Alexandra.frey@univie.ac.at

http://public.univie.ac.at