BotanikerInnen der Universität Wien veröffentlichen grundlegendes Werk zur Pollen-Terminologie
09. April 2009Acacia myrifolia - Bizarre Schönheit: So sieht der Pollen der Acacia myrtifolia unter dem Elektronenmikroskop aus.
Fragt man Menschen, was ihnen zu Pollen einfällt, so antworten die meisten: "Heuschnupfen" oder "Die Pollen werden aber auch jedes Jahr aggressiver!". Pollenkörner sind jedoch nicht nur Allergieauslöser, sondern – als Entstehungsort und Transportbehälter des männlichen Erbgutes – für Pflanze, Mensch und Tier notwendig. Ohne ihre genetische Information können weder Samen noch Früchte entstehen. Ein kürzlich von WissenschafterInnen der Universität Wien veröffentlichtes Buch versammelt neueste Erkenntnisse der Pollenforschung.
So vielfältig die Pflanzen, so vielgestaltig ist ihr Pollen – häufig von bizarrer Schönheit, die sich dem Betrachter jedoch erst im Elektronenmikroskop erschließt. Die Palynologie, die Wissenschaft vom Pollen, erforscht die Vielfalt und den anatomischen Aufbau sowie die Entstehungsprinzipien und Übertragungsmechanismen von Pollen. Sie dient als Grundlage für viele weitere Bereiche der Wissenschaft, wie z.B. Geologie, Klimatologie, medizinische Allergieforschung oder Forensik.
Pollen-Terminologie
Um Merkmale vergleichen und kategorisieren zu können, braucht es eine gemeinsame Sprache bzw. ein gemeinsames Verständnis von Fachbegriffen. Die Gesamtheit dieser Konventionen zur Merkmalsbeschreibung – die Terminologie – stellt seit jeher in den beschreibenden Wissenschaften eine unverzichtbare Grundlage dar.
Eine interdisziplinäre Gruppe der Universität Wien hat nun mit ihrem kürzlich bei Springer Wien erschienenen Buch zur Pollen-Terminologie (engl. Originaltitel: "Pollen Terminology. An illustrated Handbook") ein wichtiges Werk vorgelegt. Das vorhandene wissenschaftliche Fundament wurde, basierend auf den neuesten Erkenntnissen der Palynologie, überarbeitet und in optisch ansprechender Weise mit den Methoden des 21. Jahrhundert illustriert. Es handelt sich um eine gemeinsame Publikation von sieben WissenschafterInnen vom Department für Palynologie und Strukturelle Botanik der Fakultät für Lebenswissenschaften sowie dem Institut für Paläontologie der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie.
Mehr als 1.000 Pollenfotos
Der terminologische Teil des Buches wird von mehr als 1.000 licht- und elektronenmikroskopischen Fotos ergänzt. Eine Einführung in die Palynologie sowie ein ausführliches Pflanzen- und Literaturverzeichnis komplettieren das Werk. Gewidmet ist das Buch u.a. dem Wiener Paläontologen Prof. Wilhelm Klaus, der in den 1950er Jahren als weltweit erster Wissenschafter Pollen zur Aufklärung eines Verbrechens herangezogen hat.
Buch und Datenbank für Pollenliebhaber
Das Buch richtet sich nicht nur an Studierende und WissenschafterInnen, sondern an alle, die einen Blick in die Vielfalt und Schönheit des Pollens werfen möchten. Weitere Informationen über Pollen bietet die Website Palynological Database (PalDat) unter http://www.paldat.org. Betreut von den AutorInnen des Buches und finanziert vom Verein zur Förderung der palynologischen Forschung in Österreich, liefert diese Datenbank kostenlose Informationen zu Pollen von mehr als 1.100 Pflanzenarten, anschaulich bebildert mit annähernd 10.000 Fotos.
Literaturhinweis:
Hesse, M.; Halbritter, H.; Zetter, R.; Weber, M.; Buchner, R.; Frosch-Radivo, A., Ulrich, S. : Pollen Terminology: An illustrated handbook. Wien, Springer Verlag 2009. (264 Seiten, gebunden; ISBN: 978-3-211-79893-5)
Mehr Information unter: http://www.springerlink.com/content/978-3-211-79893-5
Kontakt:
Univ.-Prof. i.R. Dr. Michael Hesse
Department für Palynologie und Strukturelle Botanik
Universität Wien
1030 Wien, Rennweg 14
T: +43-1-4277-540 00
michael.hesse(at)univie.ac.at
http://www.botanik.univie.ac.at
Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
alexandra.frey(at)univie.ac.at