"Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte" - Internationale Tagung in Wien

Am 26. und 27. März 2008 veranstalten die Universitätsbibliothek Wien und die Wienbibliothek im Rathaus in Kooperation mit der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare und der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich die Tagung "Bibliotheken in der NS-Zeit" zum Thema Bücherraub und zur aktuellen Provenienzforschung. Den Auftakt zur Tagung bildet ein Vortrag des deutschen Experten Jürgen Babendreier.

Seit den 1990er Jahren ist das Schicksal von in der NS-Zeit entzogenem Kulturgut verstärkt Gegenstand von Provenienzforschung in österreichischen und deutschen Bibliotheken. Anstoß zu dieser Tagung gaben die jüngsten Forschungen und Projekte an diversen Bibliotheken und die verstärkten Bemühungen an der Universitätsbibliothek Wien zur Provenienzforschung. 20 Vortragende aus fünf Nationen berichten von ihren Erfahrungen und bieten die Möglichkeit zur Diskussion über nationale und regionale Grenzen hinweg.

Erster Höhepunkt der Tagung ist der Vortrag des deutschen Buchhistorikers Jürgen Babendreier über die Suche nach geraubten Büchern in österreichischen und deutschen Bibliotheken am Dienstag, 25. März 2008, um 19.00 Uhr im Großen Lesesaal der Universitätsbibliothek Wien.

Für die Tagung am 26. und 27. März 2008 kommen internationale ReferentInnen wie Sem Sutter (Chicago), Dov Schidorsky (Jerusalem) und Andrzej Mezynski (Warschau), aber auch Expertinnen und Experten aus dem gesamten deutschen Sprachraum nach Wien. Die Vorträge reichen von Berichten aktueller Provenienzforschung über die Geschichte verschiedenster Bibliotheken in der NS-Zeit bis zum Bücherraub in den besetzten Gebieten. Ein eigener Themenblock widmet sich der Provenienzforschung an Wiener Bibliotheken.

Maria Seissl, Direktorin der Universitätsbibliothek Wien, initiierte das Projekt Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien im Jahr 2004: „Die Universitätsbibliothek Wien stellt sich als erste Universitätsbibliothek Österreichs aktiv der Aufarbeitung ihrer Geschichte während der NS-Zeit und der kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Beständen.“

"Das Projekt der Universitätsbibliothek steht in einer Reihe mit zahlreichen Initiativen der Universität Wien, die sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Universität Wien während und nach der NS-Zeit beschäftigen", sagt Rektor Georg Winckler. Der Kongress ergänzt die bisherigen Arbeiten im Bereich der UB um den Austausch mit anderen Institutionen und bereichert dadurch das Projekt insgesamt.

"In der Wienbibliothek wurden seit 1999 in einem dreigliedrigen Rechercheverfahren alle Erwerbungsvorgänge der Jahre 1938-1946, sämtliche Akten der Bibliothek in den Jahren 1938-1950 sowie rund 40.000 Druckwerke der Erwerbungsjahre 1938-1946 hinsichtlich ihrer Vorbesitzervermerke überprüft. Knapp 2.400 inventarisierte Objekte und 24 zuvor nicht erschlossene Kartons wurden bislang an die Rechtsnachfolger der ursprünglichen Eigentümerinnen und Eigentümer restituiert. Der Erfahrungsaustausch im Rahmen der österreichischen und internationalen Provenienzforschung, der gerade auch auf derartigen Tagungen stattfindet, hat dabei wertvolle Anregungen und Hinweise geliefert", meint dazu Sylvia Mattl-Wurm, Direktorin der Wienbibliothek.

Im Herbst 2008 erscheint der Tagungsband mit den Beiträgen der Vortragenden im Verlag Vienna University Press.

Die Vorträge des Kongresses sind frei zugänglich. Um Anmeldung wird gebeten.

Programm: http://www.ub.univie.ac.at/provenienzforschung/tagung_2008.html

Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte

Zeit: Dienstag, 25. bis Donnerstag, 27. März 2008

Orte:
Dienstag, 25.3., 19.00: Großer Lesesaal, Universitätsbibliothek Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien
Mittwoch, 26.3., 9.00-17.30: Universität Wien, Kleiner Festsaal, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien
Donnerstag, 27.3., 9.00-17.30: Rathaus, Nordbuffet, Eingang Felderstraße, 1010 Wien

Kontakt
Dr. Stefan Alker
Universitätsbibliothek Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-150 64
stefan.alker(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
alexandra.frey(at)univie.ac.at