Bewusste Handlungskontrolle: Illusion oder Wirklichkeit?

Kognitionswissenschaftliche Tagung an der Universität Wien

Am Freitag, 18. November, veranstaltet die Forschungsplattform "Cognitive Science" der Universität Wien ein interdisziplinäres Symposium zum Thema "Handlung, Wahrnehmung und Vorhersage". Die renommierten Kognitionswissenschafter Chris Frith und Patrick Haggard vom University College London und Anthony Little von der University of Bath stellen ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor und diskutieren sie mit ForscherInnen der Universität Wien aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Anthropologie, Neurobiologie, Psychologie, aber auch Philosophie.

Seit den Experimenten von Benjamin Libet in den 1980ern wird die alte Frage, ob unser Bewusstsein unsere Handlungen kontrolliert oder ob dies nur eine Illusion ist, auf Grundlage von neurowissenschaftlichen Ergebnissen neu diskutiert. Eine Vielzahl neuer Forschungsergebnisse zu Handlung, Wahrnehmung und Vorhersage haben die Debatte weiter befeuert.

"Mit dem Symposium bringen wir ForscherInnen zusammen, die diesen Zusammenhang in verschiedener Hinsicht neu beleuchten", sagt Michael Schmitz vom Institut für Philosophie der Universität Wien: "Ist unsere Handlungserfahrung selbst illusionär oder repräsentiert sie akkurat, wie das Gehirn Handlungen verursacht? Was folgt daraus für menschliche Verantwortung? Wie nehmen wir unsere Umwelt bezüglich unserer Handlungsmöglichkeiten wahr und wie wiederum die Folgen unserer Handlungen?"

Die Tagung wird von der Forschungsplattform "Cognitive Science" der Universität Wien organisiert. Dort arbeiten seit 2011 WissenschafterInnen mehrerer Disziplinen und Fakultäten fächerübergreifend zusammen. "Wir loten neue Forschungsfelder aus und gehen interdisziplinär an unsere Fragestellungen heran", so Markus Peschl, Philosoph und Leiter der Forschungsplattform der Universität Wien.

Drei Hauptvorträge stehen im Mittelpunkt des Symposiums. Patrick Haggard hat die Libet-Experimente weiterentwickelt und wird u.a. die Frage diskutieren, ob sich spontane Handlungen durch unbewusste Vorbereitungsprozesse erklären lassen. Er kritisiert die Hypothese, dass diese sich auf zufällige Schwankungen in der Gehirnaktivität reduzieren lassen. Patrick Haggard befasst sich in seinem Vortrag weiters damit, wie wir die Folgen unserer eigenen Handlungen wahrnehmen. Dieses Thema wird eine noch wichtigere Rolle im Beitrag von Chris Frith spielen, der sich mit den Geschichten beschäftigen wird, die wir uns erzählen, um uns die Natur und die Ursachen unserer Handlungen begreiflich zu machen. Dabei wird er illustrieren, inwiefern diese Geschichten von der zu Grunde liegenden physiologischen Realität bestimmt werden oder auch davon abweichen.
Anthony Little wird das Symposium mit einem Vortrag eröffnen, in dem er sich der zentralen Frage von Wahrnehmungspräferenzen widmet: Was bestimmt die wahrgenommene Attraktivität von Gesichtern und welche Rolle spielen einerseits die Evolution, andererseits unsere soziale Umwelt für unsere Präferenzen?

Symposium: Action, Perception, and Prediction
Zeit: Freitag, 18. November 2016, 9 bis 18 Uhr
Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1

Konferenzsprache Englisch. Freier Eintritt

Anmeldung erbeten:
cornell.schreiber@univie.ac.at

Programm:
cogsci.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_cogsci/events/symposium_cogsci_2016/Program_CogSci_Symposium_2016.pdf

Keynotes:
Chris Frith (University College London; University of London),
Patrick Haggard (University College London),
Anthony Little (University of Bath)

Panel:
"Evolution and the Social Perception of Faces"
Moderiert von Helmut Leder (Universität Wien), Keynote von Anthony Little (University of Bath), Kommentare von Katrin Schaefer und Bernard Wallner (beide Universität Wien)
Zeit: Freitag, 18. November, 9.00-11.30 Uhr

Panel: "Awareness of Action: Prediction or Reconstruction"
Moderiert von Claus Lamm (Universität Wien), Keynote von Patrick Haggard (University College London), Kommentare von Ulrich Ansorge und Michael Schmitz (beide Universität Wien)
Zeit: Freitag, 18. November, 13.30-15.30 Uhr

Panel: "Action, Agency & Responsibility"
Moderiert von Giorgia Silani (Universität Wien), Keynote von Chris Frith (University College London; University of London), Kommentare von Line Ryberg Ingerslev und Claus Lamm (beide Universität Wien)
Zeit: Freitag, 18. November, 16.00-18.00 Uhr

Weitere Informationen:
cogsci.univie.ac.at/symposium

Wissenschaftlicher Kontakt

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Ansorge

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden
Universität Wien
1010 - Wien, Liebiggasse 5
T +43-1-4277-471 40
ulrich.ansorge@univie.ac.at

Rückfragehinweis

Cornell Schreiber

Forschungsplattform Cognitive Science Universität Wien
+43-1-4277-220 02
cornell.schreiber@univie.ac.at