6 FWF-ASTRA-Preise und 2 Merit Awards für Nachwuchswissenschafter*innen der Uni Wien
25. Juni 2025Gleich acht junge Forscher*innen der Uni Wien konnten das FWF-Kuratorium von ihrem exzellenten Forschungsprojekt überzeugen
Der Wissenschaftsfonds FWF gab am 25. Juni 2025 die diesjährigen ASTRA–Preisträger*innen bekannt. An der Universität Wien sind es sechs Nachwuchswissenschafter*innen, die sich über die begehrte Förderung von je rund einer Million Euro freuen können. Zusätzlich erhalten zwei Forscher*innen mit dem "Merit Award" eine Anschubfinanzierung für ihr Forschungsprojekt.
Hochtalentierte Forschende im internationalen Wettbewerb halten und gewinnen: Die neuen FWF-ASTRA-Preise mit einem Fördervolumen von je rund einer Million Euro ermöglichen fortgeschrittenen Postdocs den Sprung an die Spitze ihres Forschungsfelds.
Insgesamt zeichnet der FWF heuer 18 Wissenschafter*innen, davon die Hälfte Frauen, mit einem FWF-ASTRA-Preis in der Höhe von je rund einer Million Euro aus. Sie konnten sich mit ihren Projektideen nach einem hochkompetitiven Auswahlprozess beim Hearing vor einer internationalen Jury durchsetzen. Die thematische Vielfalt quer durch alle Bereiche der Grundlagenforschung zeigt sich in der Verteilung nach Disziplinengruppen: Je ungefähr ein Drittel der geförderten Projekte kommtaus Naturwissenschaften und Technik, ein Drittelaus Biologie und Medizin sowie ein Drittelaus den Geistes-und Sozialwissenschaften. Von den 18 Forschenden wechseln aufgrund dieser Förderentscheidung drei Forschende als "Incomings" an eine österreichische Universität oder außeruniversitäre Forschungsstätte.
Sechs ASTRA-Preise gehen an Jungforscher*innen der Universität Wien: Rechtswissenschafterin Lisa Isola, Kognitionsbiologin Megan Lambert, Mathematikerin Angelika Manhart, Mathematiker Daniele Semola, Zellbiologin Megan Sørensen und Sozialwissenschaftlerin Dagmar Vorlíček.
Lisa Isola: Privatrecht durch historisch-vergleichende Perspektiven neu denken
Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs von 1811 ist –gemeinsam mit dem französischen Code Civil von 1804 –eine der ältesten Privatrechtskodifikationen der Welt. Etwa ein Drittel der Bestimmungen und die Struktur entsprechen heute noch der ursprünglichen Fassung. Diese ist das Ergebnis langwieriger Vorarbeiten und rechtsvergleichender Überlegungen, bei denen verschiedene historische Quellen sowie unterschiedliche Rechtstraditionen innerhalb der Habsburgermonarchie berücksichtigt wurden. Die Wurzeln der einzelnen Bestimmungen gerieten im Laufe der Zeit jedoch in Vergessenheit. In ihrem Projekt wird Lisa Isola die Ursprünge erforschen und herausarbeiten, wie spätere Einflüsse diese verändert haben.
Megan Lambert: Erforschen, wie innovativ Tiere auf Veränderungen reagieren
Wie finden Tiere neue Lösungen für unbekannte Herausforderungen? In ihrem Projekt untersucht Megan Lambert die Innovationsfähigkeit von Vögeln, ein Verhalten mit großer Bedeutung für die Bewältigung von Veränderungen, dessen unmittelbare Triebkräfte jedochnoch nicht vollständig verstanden sind. Anhand von zwei neugierigen Vogelarten, dem Kea-Papagei und dem Streifenkarakara, untersucht sie mit ihrem Team, welche Eigenschaften Innovationen begünstigen, wann Innovationen unter natürlichen Bedingungen entstehen und wie sich diese neuen Verhaltensweisen verbreiten. Das Verständnis dieser Prozesse ist wichtig, um aufzuklären, wie Verhalten, Kognition und andere Umstände die Reaktionen von Tieren auf Umweltveränderungen beeinflussen –und wie wir ihren Schutz am besten unterstützen können.
Angelika Manhart: Die Geheimnisse der Zellkoordination entschlüsseln
Was passiert, wenn sich Zellen als Gruppe bewegen? Warum sind Krebszellencluster bei der Metastasierung erfolgreicher als einzelne Zellen? In ihrem interdisziplinären Projekt untersucht Angelika Manhart die Mechanismen der Zellkoordination. Sie kombiniert mathematische Modellierung und Simulation mit Experimenten, um zu untersuchen, wie Zelleigenschaften, ihre Umgebung und die Kommunikation zwischen den Zellen das kollektive Verhalten beeinflussen. Obwohl dies generell für Prozesse wie die fötale Entwicklung und Wundheilung relevant ist, steht die Ausbreitung von Krebs im Fokus, wobei Zellen von Brustkrebspatientinnen verwendet werden. Mit dieser vielversprechenden Kombination von Ansätzen will dieses Projekt entdecken, warum die Bewegung als Team den Zellen möglicherweise einen entscheidenden Vorteil verschafft.
Daniele Semola: Die mathematischen Grundlagen zur Analyse großer Netzwerke erweitern
Die Ricci-Krümmung ist eine Methode zur Messung der Verzerrung eines Raumes aus der Ebene. Sie ist in Mathematik und Naturwissenschaften allgegenwärtig. Obwohl sie lokal messbar ist, liefert sie globale Informationen über die Form des betrachteten Raumes. Ziel dieses Projekts von Daniele Semola ist es, einige der seit Langem offenen Fragen im Bereich der Ricci-Krümmung zu beantworten und so das Verständnis der Form von Räumen mit nach unten begrenzter Ricci-Krümmung zu verbessern.
Megan Sørensen: Verstehen, wie mikrobielle Partnerschaften die Evolution geprägt haben
Organismen interagieren ständig miteinander und bilden gelegentlich eng integrierte Partnerschaften. Diese Partnerschaften waren für die Evolution des Lebens von entscheidender Bedeutung und spielen bis heute eine wichtige Rolle in Ökosystemen. In ihrem Projekt möchte Megan Sørensen herausfinden, wie sich diese lebenswichtigen Partnerschaften entwickelt haben. Zu diesem Zweck werden mikrobielle Partnerschaften untersucht, die sich an kritischen Wendepunkten dieses Evolutionsprozesses befinden. Die molekulare Integration zwischen den mikrobiellen Partnern wird auf allen Ebenen ihrer Zellbiologie untersucht: von modernsten Technologien, die Moleküle in einer einzelnen Zelle sichtbar machen, bis hin zu Feldproben, mit denen diese Organismen in der Natur beobachtet werden. Letztendlich wird dieses Projekt dazu beitragen, grundlegende evolutionäre Prozesse aufzudecken, die das Leben auf der Erde geprägt haben und weiterhin prägen.
Dagmar Vorlíček: Die Geschichte sicherheitspolitischer Innovationen erforschen
In ihrem Projekt untersucht die Sozialwissenschaftlerin Dagmar Vorlíček, wie aus der Vergangenheit übernommene Expertisen heute an veränderte politische und sicherheitspolitische Bedingungen angepasst werden können. Das Projekt untersucht verschiedene Wege der Neuerfindung von Fachwissen vom Kalten Krieg bis heute und befasst sich mit der Geschichte der Wissenschaftsdiplomatie in Österreich, der biologischen Verteidigung in Tschechien und der Kybernetik in Estland. Durch innovative Methoden, die sich auf die Transformation von Expertenideen, -instrumenten und -netzwerken konzentrieren, hilft es uns zu verstehen, wie Sicherheitspolitik die wissenschaftliche Forschung prägt und umgekehrt. Auf diese Weise liefert das Projekt Erkenntnisse über übersehene Vermächtnisse der Vergangenheit und ebnet den Weg für die Erforschung innovativer Wege zur Bewältigung aufkommender Sicherheitsbedrohungen.
Zwei Merit Awards für die Uni Wien
Neun weitere Forschende, die sich aufgrund ihrer hervorragenden wissenschaftlichen Gutachten für das Jury-Hearing qualifizieren konnten, dann aber nicht mit dem vollen FWF-ASTRA-Preis ausgezeichnet wurden, erhalten mit dem "Merit Award" eine Anschubfinanzierung für ihr Forschungsprojekt im Volumen eines durchschnittlichen FWF-Projekts. Darunter 2 Forscher*innen der Uni Wien: Eduard Fadeev und Katharina Lust.
Rückfragehinweis
Mag. Alexandra Frey
Media Relations ManagerUniversität Wien
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