Zwei Ausstellungen zum Thema Bibliotheken in der NS-Zeit

Universitätsbibliothek Wien und Wienbibliothek im Rathaus zeigen ab Ende März anlässlich der gleichzeitig stattfindenden Tagung zum Thema Provenienzforschung Streiflichter ihrer Geschichte in den Jahren 1938 bis 1945 und den Umgang mit bedenklichen Erwerbungen in jener Zeit.

Ausstellung UB
Bibliotheken der Universität Wien in der NS Zeit.
Bücherraub. Provenienzforschung. Restitution

Eröffnung: 25. März , 19:00 Großer Lesesaal der Universitätsbibliothek
Dauer 26. März bis 24. Mai 2008
Foyer der Universitätsbibliothek, Universität Wien, Dr. Karl Lueger Ring 1, 1010 Wien

Eine interessante Ausstellung zum umstrittenen Thema Restitution veranstaltet die Universitätsbibliothek Wien vom 25. März bis 24. Mai 2008. Dokumentiert werden die Geschichte der Universitätsbibliothek Wien in der NS-Zeit sowie konkrete Fälle von Bücherraub. Anlass ist die gleichzeitig stattfindende internationale Tagung zum Thema Provenienzforschung.

Die Universitätsbibliothek Wien stellt sich als erste Universitätsbibliothek in Österreich der Aufgabe, sich umfassend mit unrechtmäßig erworbenen Beständen zu beschäftigen und die Geschichte der eigenen Institution in der NS-Zeit aufzuarbeiten. Bisher wurden mehrere hunderttausend Bücher auf Einträge, Stempel, Exlibris und andere Hinweise gesichtet. Ziel ist dabei die Lokalisierung geraubter Bücher und deren Restitution.

Spätestens mit dem einstimmigen Gesetzesbeschluss des österreichischen Parlaments im Dezember 1998 über die Rückgabe von Kunstgegenständen aus den österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen (Kunstrückgabegesetz) setzte in Österreich ein Umdenken beim Thema Restitution ein.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Universitätsbibliothek Wien in der NS-Zeit sowie die Aufgaben und Ziele der Provenienzforschung. Die Kuratoren Stefan Alker und Monika Löscher dokumentieren den Raub von Büchern anhand konkreter Fälle aus der Universitätsbibliothek, etwa der Gestapo-Bücherei Wien.

Kontakt
Dr. Stefan Alker, Dr. Monika Löscher
Universitätsbibliothek Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-150 64
stefan.alker(at)univie.ac.at
monika.loescher(at)univie.ac.at 

Rückfragehinweis
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.–Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31 
alexandra.frey(at)univie.ac.at

Ausstellung WB
"Bedenkliche Erwerbungen. Zur Provenienzforschung in der Wienbibliothek"

Eröffnung: 27. März, 13:00  Gang vor dem Eingangsbereich zur Bibliothek
Dauer: 28. März – 29. August 2008
Rathaus, Stiege 4, 1. Stock, 1010 Wien

Nach dem "Anschluss" im März 1938 wurden unzählige Kunst- und Kulturgegenstände, insbesondere von Juden im Sinne der Nürnberger Rassegesetze, oft entschädigungslos entzogen oder mussten bei Flucht oder Deportation zurückgelassen bzw. unter ihrem Wert verkauft werden. Zu diesen Gegenständen gehörten auch Bücher, Notendrucke oder Autographen, die auf diese Weise Eingang in die Depots der Wienbibliothek (damals: Wiener Stadtbibliothek) fanden.

Ziel der Ausstellung im Rathaus ist es, anhand von Akten, Inventarbüchern und Sammlungsobjekten den Raub von Büchern und verwandten Objekten, aber auch die Bemühungen um Restitution in dieser Institution bekannt zu machen. Im ersten Abschnitt wird das Handlungsumfeld, die Geschichte der Bibliothek von 1938 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit, dargestellt. Dabei geht es um Aspekte wie die Gleichschaltung der städtischen Bediensteten, die Erwerbungspolitik in der NS-Zeit, kriegsbedingte organisatorische Änderungen, aber auch um den Umgang mit nationalsozialistischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ("Entnazifizierung").

Aufgezeigt werden auch die unterschiedlichen Wege "bedenklicher" Erwerbungen in die Bibliothek über Beschlagnahmen, Enteignungen in Folge von Emigration und Deportation, Verkäufe unter Druck sowie „herrenloses Gut“ ermordeter Vorbesitzer. Die Rückstellungsgesetze der Nachkriegszeit erklärten derartige Rechtsgeschäfte zwar für null und nichtig, Rückstellungsverfahren wurden aber immer wieder verzögert bzw. kam es zu "Tauschgeschäften", bei denen Ausfuhrbewilligungen gegen die kostenlose Überlassung von Gegenständen erteilt wurden. Die Sammlung Strauss-Meyszner bietet dafür ein gutes Beispiel.

1999 hat sich die Stadt Wien verpflichtet, jene Kunst- und Kulturgegenstände aus ihren Beständen, die noch von Verfolgten des Nationalsozialismus stammen, an die ursprünglichen Eigentümer oder deren Rechtsnachfolger zu übereignen. Auf Basis dieses Auftrags hat die Wienbibliothek seit 1999 eine intensive Provenienzforschung betrieben. Dargestellt werden die unterschiedlichen Phasen, aber auch Quellen und Hilfsmittel der Provenienzforschung vom Wiener Adressenbuch bis hin zu Datenbanken im World Wide Web. Anhand des Fallbeispiels der Sammlung Friedrich werden die verschiedenen Schritte der Provenienzforschung und Restitution vor Augen geführt.

Kontakt
Mag. Christian Mertens
Wienbibliothek im Rathaus
Rathaus, 1082 Wien
T +43-1-4000-849 78
christian.mertens(at)wienbibliothek.at

Rückfragehinweis
Mag. Suzie Wong
Wienbibliothek im Rathaus
Rathaus, 1082 Wien
T +43-1-4000-849 26
suzie.wong(at)wienbibliothek.at