Vortrag von Homi K. Bhabha. Der Literaturtheoretiker aus Harvard ist führend auf dem Gebiet der Postcolonial Studies

Am Freitag, 9. November 2007, 18.00 Uhr, hält Homi K. Bhabha im Kleinen Festsaal der Universität Wien den Vortrag "On Cultural Hybridity – Tradition and Translation". Der in Indien geborene Wissenschaftler lehrt und forscht an der Harvard University und unterrichtet als "Distinguished Visiting Professor in the Humanities" am University College in London. Bhabhas Vortrag ist eine Initiative, die Rezeption der Postcolonial Studies an der Universität Wien zu etablieren.

Homi K. Bhabha ist einer der bedeutendsten Literaturtheoretiker der Gegenwart und neben Edward Said, Gayatri Ch. Spivak und Stuart Hall der maßgebliche Repräsentant der Postcolonial Studies. Der Fokus seiner Arbeit sind Identitätskonstruktionen innerhalb des kolonialen Diskurses. Dabei gilt sein Interesse der Ambivalenz kolonialer Verhältnisse, die er nicht durch eindeutige Machtbeziehungen gekennzeichnet sieht. Die koloniale Identität bleibt immer auch vom "Anderen" abhängig bzw. wird vom "Anderen" irritiert und unterlaufen. Bhabha geht es um ein Aushandeln von produktiven Zwischenräumen und für das Miteinander, Ineinander und Gegeneinander unterschiedlicher Kulturen und kultureller Schichtungen. Dieses Denken bzw. die Arbeit "an der Grenze" äußert sich in theoretischen Figurationen, wie dem Begriff des "dritten Raumes" – als eines hybriden Raumes. Dieser Raum kann als Denkort verstanden werden, als "Schwellenraum zwischen den Identitätsbestimmungen".

Dekonstruktion der traditionellen Vorstellungen von Kolonisation
Bhabhas Arbeiten sind stark von poststrukturalistischem Denken geprägt, wie von Jacques Derridas Strategien der Dekonstruktion oder von Jacques Lacan und der Lacanianischen Psychoanalyse. Darüber hinaus bezieht er sich auf das Werk von Edward Said, besonders auf Saids Studie "Orientalism", deren Thesen er aufnimmt, kritisiert und weiterentwickelt. Im Zentrum von Bhabhas Kritik an Said steht dessen Konzentration auf die einseitige Richtung von kolonialer Macht. Said unterscheidet "latenten" und "manifesten" Orientalismus – eine Oppositionsbildung, die Bhabha ablehnt. Bhabha hingegen sieht darin – im Gestus dekonstruktiver Kritik – eine sich gegenseitig konstituierende Beziehung. 

Publikationsauswahl von Homi K. Bhabha
"Nation and Narration" (1990), "The Location of Culture" (1994), "Cosmopolitanism" (2002) und "Edward Said: Continuing the Conversation" (2005).

Konzeption und Organisation: Anna Babka und Wolfgang Müller-Funk (beide vom Institut für Germanistik der Universität Wien), wissenschaftliche Mitarbeit: Julia Malle. Mit freundlicher Unterstützung von: Stadt Wien, MA7.

Kontakt
Mag. Dr. Anna Babka
Institut für Germanistik
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-421 22
anna.babka(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis    
Mag.Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T  +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at