Religionssoziologe José Casanova an der Universität Wien
06. June 2011
Am 14. Juni referiert José Casanova über "Religion in Modernity as Global Challenge" (Foto: privat)
Die kürzlich gestartete Forschungsplattform "Religion and Transformation in Contemporary European Society" (RaT) der Universität Wien wartet zum Semesterabschluss mit einem Höhepunkt auf: Der renommierte spanisch-amerikanische Religionssoziologe José Casanova referiert am 14. Juni 2011, 18 Uhr, im Hauptgebäude der Universität Wien zum Thema "Religion in Modernity as Global Challenge".
Lange Zeit gingen WissenschafterInnen davon aus, dass mit der Moderne und der Säkularisierung das Ende der Religionen gekommen sei. Diese Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Religionen spielen auch heute in allen Gesellschaften der Welt eine wichtige kulturelle und politische Rolle – wenn auch oft in veränderter Gestalt.
Paradigmenwechsel in der Soziologie
Der Soziologe José Casanova hat die Bedeutung von Religionen für Gesellschaften bereits frühzeitig erkannt. Moderne vollzieht sich demnach innerhalb eines säkularen Rahmens, lässt aber Raum für das Sakrale. Den Religionen ist daher wieder wissenschaftliche und politische Aufmerksamkeit zu schenken – nicht nur als Bollwerk des Konservatismus und des Fundamentalismus, sondern auch in ihrer positiven Gestaltungskraft für globalen Frieden.
Mit seinen Werken, darunter "Public Religions in the Modern World" (1994, auch ins Arabische übersetzt) und "Europas Angst vor der Religion" (2009), leitete Casanova einen Paradigmenwechsel in der Soziologie ein. Er ist Professor am Department of Sociology der Georgetown University, Washington, D.C., und Leiter des Berkley Center's Program on Globalization, Religion and the Secular. Zu Casanovas Forschungsschwerpunkten zählen Religion und Globalisierung sowie Migration und religiöser Pluralismus.
Christentum und Islam in Europa
So publizierte José Casanova auch über die Rolle der Religionen in Europa. Er argumentiert, dass das Unbehagen gegenüber Muslimen den Glaubenskampf zwischen den säkularen europäischen Eliten und seinen religiösen Bürgern reflektiert. Dies geschieht, indem das Säkulare mit gesellschaftlicher "Aufklärung" und "Fortschritt" gleichgesetzt wird, Religiosität jedoch mit "Rückständigkeit". Er konstatiert die Unfähigkeit, das Christentum als einen der konstitutiven Bestandteile der kulturellen und politischen Identität Europas wahrzunehmen. Europa vergebe dadurch eine große Chance, nach der bereits erreichten Versöhnung zwischen ProtestantInnen und KatholikInnen und zwischen den einander bekriegenden europäischen Nationalstaaten eine dritte Versöhnung folgen zu lassen – die Streitigkeiten zwischen Aufklärung, Religion und Säkularismus beizulegen.
In seinem Vortrag an der Universität Wien widmet sich Casanova dem Thema "Religion in Modernity as Global Challenge". Der spanisch-amerikanische Wissenschafter referiert auf Einladung der Forschungsplattform "Religion and Transformation in Contemporary European Society" der Universität Wien und gilt als einer deren intellektuellen Wegbereiter.
Zeit: Dienstag, 14. Juni 2011, 18 Uhr
Ort: Hauptgebäude der Universität Wien, 1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, Hörsaal 47
Zur Forschungsplattform "Religion and Transformation in Contemporary European Society"
Die 2010 gestartete Forschungsplattform vereint WissenschafterInnen aus sechs Fakultäten und 14 Disziplinen der Universität Wien – von Katholischer und Evangelischer Theologie über sozial-, rechts- und kulturwissenschaftliche Aspekte bis zur Philosophie. Sie erforschen die wechselseitige Beeinflussung und Bedingung von Religion und gesellschaftlichen Transformationsprozessen.
Weitere Informationen: www.religionandtransformation.at
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Forschungsplattform Religion and Transformation in Contemporary European Society
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