Mehrsprachigkeit im Wandel: zwischen erwünscht und problematisiert

Das im Laufe von Jahrtausenden in Europa entstandene Sprachenmosaik ist aufgrund von Globalisierung und internationaler Mobilität einem tiefgehenden Wandel ausgesetzt. Über die Veränderung der Sprachenlandschaft und des sprachlichen Verhaltens diskutieren sechs renommierte ForscherInnen der Universität Wien bei der Podiumsdikussion "Neue Blickwinkel auf die europäische Mehrsprachigkeit?" am 30. September 2010 am Campus der Universität Wien im Rahmen des interdisziplinären EU-Projekts ELDIA.

Der Wandel der europäischen Sprachenlandschaft ist mit einem Paradoxon verbunden: "Auf der einen Seite werden Globalisierung und internationale Mobilität als positive Herausforderungen und das Lernen von Fremdsprachen als eine notwendige Investition gesehen. Gleichzeitig gelten andere Formen der Mehrsprachigkeit als problematisch. Bei MigrantInnen oder autochthonen Minderheiten werden sie mit soziopolitischem und kulturellem Anderssein assoziiert", erklärt Johanna Laakso, Professorin am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Wien.

Expertise von sechs ProfessorInnen der Universität Wien
Über diese Veränderungen und Probleme diskutieren sechs renommierte ProfessorInnen und SprachwissenschafterInnen der Universität Wien am 30. September 2010, 16 Uhr, am Campus der Universität Wien: Ruth Wodak und Rudolf de Cillia (Allgemeine Sprachwissenschaft), Barbara Seidlhofer (Anglistik), İnci Dirim (Deutsch als Fremdsprache), Rosita Schjerve-Rindler (Romanistik) sowie Johanna Laakso. "Die Diskussionsveranstaltung bringt auch das EU-Projekt ELDIA (European Language Diversity for All) näher und ermöglicht neue Kooperationen zwischen Institutionen, Organisationen und ForscherInnen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt beschäftigen", sagt Laakso. In zwei weiteren EU-Forschungsprojekten zum Thema Mehrsprachigkeit sind Wodak, Seidlhofer und Schjerve-Rindler vertreten – DYLAN (Language Dynamics and Management of Diversity) bzw. LINEE (Languages in a Network of European Excellence).

"Vitalitätsbarometer" für vom Aussterben bedrohte Sprachen
Seit März 2010 arbeiten acht europäische Universitäten aus sechs verschiedenen Ländern an dem EU-Projekt ELDIA. Unter der Leitung von Johanna Laasko ist auch die Abteilung Finno-Ugristik der Universität Wien beteiligt. Dabei wird ein "Vitalitätsbarometer" für die Sprachen Europas entwickelt, das anzeigt, welche Sprachen akut vom Aussterben bedroht sind. Auf diese Weise können sowohl EntscheidungsträgerInnen als auch Sprechende die Lage der Sprache besser bewerten. "Die meisten europäischen Sprachen sind bis heute kaum außerhalb der sprachspezifischen, nationalen oder regionalen Kontexte erforscht worden", so Laakso über einen der Beweggründe, der zum Projekt ELDIA führte. Im Laufe der bis 2013 angesetzten Forschung werden 14 finno-ugrische SprecherInnengemeinschaften untersucht.

Podiumsdiskussion: "Neue Blickwinkel auf die europäische Mehrsprachigkeit?"
Zeit: Donnerstag, 30. September 2010, 16 Uhr
Ort: Campus der Universität Wien, Abteilung Finno-Ugristik
1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 7
Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich

EU-Projekt ELDIA "European Linguistic Diversity for All": http://www.eldia-project.org/

Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Johanna Laakso
Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft
Universität Wien
1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 7
T +43-1-4277-430 19
johanna.laakso(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis
Mag. Alexander Dworzak
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
alexander.dworzak(at)univie.ac.at