Laserscanner LIDAR hilft bei Suche nach archäologischen Funden
29. August 2006Eisenzeitliche Grabhügel von nur wenigen Metern Durchmesser sind gestochen scharf zu erkennen.
ArchäologInnen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien erproben derzeit ein neues 3D-Laserscanverfahren. Sogar im dichten Laubwald soll LIDAR künftig Fundstellen aus der Luft aufspüren. Bäume und Unterholz werden dazu einfach "weggefiltert". "Das Verfahren könnte in Zukunft zu einem Standard in der archäologischen Prospektion werden", ist Projektleiter Mag. Dr. Michael Doneus nach den ersten erfolgreich absolvierten Tests überzeugt.
Das Auffinden von Fundstellen in Waldgebieten gilt seit jeher als Problemfall in der Archäologie. "Hier stoßen selbst Luftbildarchäologie und Feldbegehung an ihre Grenzen", so Michael Doneus. Mit dem Laserscanner LIDAR (Light Direction and Ranging) und einer eigens programmierten Filter-Software soll sich dies nun ändern. Von der Luft aus durchdringt der Detektor gewissermaßen die Baumkronen und liefert ein hoch aufgelöstes, dreidimensionales Modell des Untergrunds. Kleinste Erhöhungen und Strukturen werden im Gelände sichtbar.
Bis zu 100.000 Lichtimpulse pro Sekunde
Das Funktionsprinzip von LIDAR ist ähnlich dem des Radars. Nur arbeitet der Laserscanner anstatt mit Radarwellen mit Lichtimpulsen. Zwischen 30.000 und 100.000 dieser Impulse sendet das Messgerät pro Sekunde aus. Wird das Licht von der Erdoberfläche reflektiert, errechnet ein Prozessor aus der Laufzeit der Impulse ein dreidimensionales Modell des gescannten Geländes. Für die Erkundung aus der Luft wird LIDAR an einem Hubschrauber oder Flugzeug montiert.
Anwendung in Archäologie ist neu
Das erst wenige Jahre alte Verfahren kommt ursprünglich aus dem Bereich des Vermessungswesens und war eigentlich gar nicht für die Archäologie gedacht. Um LIDAR für archäologische Zwecke über Waldgebieten anwenden zu können, benötigt der Laserscanner eine spezielle Modifikation: einen digitalen Filter. Dabei arbeiten die ArchäologInnen mit dem Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der TU Wien zusammen.
Erster archäologischer Einsatz
In Österreich wird LIDAR zum ersten Mal für die archäologische Erkundung aus der Luft eingesetzt. Weltweit forschen zurzeit nur etwa eine Hand voll Teams auf diesem Gebiet. "Und wir sind überhaupt die ersten, die mit der neuesten Scannergeneration arbeiten, die den Wald noch ein wenig besser durchdringt", so Doneus. Das nächste Zielgebiet für LIDAR ist das gesamte Leithagebirge. Über 190 Quadratkilometer sollen Anfang 2007 gescannt werden. Die Auswertung der Daten am Institut für Ur- und Frühgeschichte wird ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Das Projekt "LIDAR-gestützte archäologische Prospektion" wird vom FWF finanziert.
Kontakt:
Mag. Dr. Michael Doneus
Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien
1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1
T +43-1-4277-404 86
M +43-664-8174989
michael.doneus(at)univie.ac.at
Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31