GICON 2006: Moderne Kartographie ist Hightech
12. July 2006Echt-3D-Weltkarte, © mbmsystems
Die Unterlagen zum Pressegespräch
In der Woche vom 10. bis 14. Juli 2006 wird an der Universität Wien die internationale Tagung GICON 2006 unter dem Motto "Geoinformation verbindet Gesellschaften" ausgerichtet. Dem Tagungsleiter, Wolfgang Kainz vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, ist es gelungen, erstmals Vertreter von drei führenden internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften, der Internationalen Kartographischen Vereinigung (ICA), der Internationalen Geographischen Union (IGU) und der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung (ISPRS), zu einer gemeinsamen Veranstaltung nach Wien zu bringen.
Die Hauptveranstaltung beginnt am 12. Juli 2006 mit der feierlichen Eröffnung im Palais Ferstel; die wissenschaftlichen Fachvorträge werden im Neuen Institutsgebäude der Universität Wien, Universitätsstraße 7, gehalten. Firmen und Verlage präsentieren in der Firmenausstellung GICON EXPO ihre Produkte.
Geoinformationswissenschaft: eine neue wissenschaftliche Disziplin
In Österreich verwenden heute alle Landesregierungen und die meisten Städte und Gemeinden "Geographische Informationssysteme" (GIS) für die Landes- und Regionalplanung sowie für kommunale Informationssysteme. Begonnen wurde mit dem Einsatz von Geoinformationssystemen vor etwa 25 Jahren. Zu den Pionieren zählen dabei die Stadt Wien, das Land Steiermark und Forschungsstätten wie Joanneum Research. Am Joanneum Research leitete Wolfgang Kainz bereits 1981 eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung von Software für "Geographische Informationssysteme" (GIS). Am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien wird seit 1987 GIS-Technologie und -Theorie im Rahmen des Studienzweiges "Kartographie und Geoinformation" unterrichtet. In den letzten Jahren zeichnet sich die Entstehung einer eigenen Disziplin der Geoinformationswissenschaft ab. Dieser Entwicklung Rechnung tragend wurde Wolfgang Kainz 2002 als Universitätsprofessor für Kartographie und Geoinformation an die Universität Wien berufen.
Von der einfachen Landkarte zur High-Tech-Wissenschaft
Kartographische Darstellungen gibt es schon seit rund 5000 Jahren. Bereits im alten Mesopotamien ritzten die Sumerer Abbilder von Flüssen, Bergen und Siedlungen auf Tontafeln. Zwischen den damaligen Darstellungen und den heutigen Displays in Fahrzeugnavigationssystemen liegen Jahrtausende stetiger Entwicklung in den Bereichen Geographie, Landvermessung, Mathematik und Informatik.
Geographie als "Beschreibung der Erde" umfasste immer auch verallgemeinerte Abbildungen der Erdoberfläche für verschiedene Zwecke, wie etwa Abgrenzung von Landbesitz, Verkehrs- und Schifffahrtsrouten oder die allgemeine Darstellung der Landschaft. Diese Darstellungen wurden später unter dem Namen "Karten" bekannt. Diese waren immer zugleich ein Bild der Wirklichkeit und ein Datenspeicher, aus dem man Informationen gewinnen und Entfernungen oder Positionen messen konnte. Karten sind ebene Darstellungen auf Papier oder anderen analogen Medien.
Vor etwa 40 Jahren gab es eine für die Kartographie entscheidende Wende. In Kanada begann man darüber nachzudenken, wie man Karten in einem Computer speichern kann. Das war der Beginn einer neuen Technologie, die heute unter dem Begriff "Geographische Informationssysteme", "Geoinformationssysteme" oder kurz "GIS" bekannt ist. Diese Systeme dienen der Erfassung, Speicherung, Analyse und Visualisierung von raumbezogenen Daten. Zu Beginn mussten erst viele Dinge erfunden und entwickelt werden, wie z.B. großformatige Scanner, Datenbanken und Verfahren, um Koordinatendaten in einer Datenbank speichern zu können.
Im Laufe der Siebziger- und Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurden diese Systeme zu ausgereiften Softwareprodukten weiter entwickelt und fanden weltweite Verbreitung. Heute ist ihr Einsatz in zahlreichen Bereichen der öffentlichen Verwaltung bis hin zu privaten Dienstleistungsunternehmen nicht mehr wegzudenken. Da ein Großteil aller verwendeten Daten einen Raumbezug aufweist, nehmen Geoinformationssysteme in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung eine zentrale Stelle ein. Die Entwicklung einer entsprechenden Geodatenpolitik und ihre Annäherung an die digitale Verwaltung im E-Government sind eine logische Konsequenz.
Die Details zur Tagung finden Sie unter www.gicon2006.at
Kontakt
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Kainz
Institut für Geographie und Regionalforschung
Universität Wien
1010 Wien, Universitätsstraße 7
T +43-1-4277-486 40
M +43-664-602 77-486 40
wolfgang.kainz(at)univie.ac.at
http://homepage.univie.ac.at/Wolfgang.Kainz/
Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart@univie.ac.at
Faszinosum Hyperglobus
Seit kurzem verfügt das Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien über einen taktilen Hyperglobus. Es handelt sich dabei um eines in Europa einzigartiges dreidimensionales Globendisplay mit einem Umfang von 150 cm zur Visualisierung von Vorgängen und Sachverhalten auf der Erdoberfläche. Andreas Riedl vom Arbeitsbereich Kartographie und Geoinformation der Universität Wien ist an der Weiterentwicklung dieser digitalen Globen federführend beteiligt.
Das Grundprinzip dieser neuen Globengeneration ist die Projektion eines digitalen Abbildes auf die Innenseite einer spezialbeschichteten Acrylglaskugel. Mit Hilfe von Projektoren und Prismen wird von innen auf die Außenhaut des sphärischen Displays gestrahlt. Auf einer solchen virtuellen Weltkugel lassen sich Tag- und Nachtwechsel, Jahreszeiten-Unterschiede, Klimazonen, Messergebnisse oder Wetterinformationen, wie beispielsweise Satellitenbilder von Erdoberfläche und Wolken, einblenden. "Analoge Karten oder Globen verhalten sich immer passiv man sieht darauf und bekommt seine Information oder auch nicht", bemerkt Andreas Riedl, Spezialist für geographische Informationssysteme und Geovisualisierung am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, "Mit den neuen Möglichkeiten der Multimediatechnologie kommt es hingegen zu einem Dialog, zu einer Kommunikation zwischen Mensch und Produkt." Das Produkt ist in diesem Fall der taktile Hyperglobus.
Der europaweit erste Hyperglobus befindet sich zu Forschungszwecken am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Die moderne geowissenschaftliche Forschung setzt den Hyperglobus zur realitätsnahen Visualisierung von großen Datenmengen ein, wie beispielsweise bei der Erfassung von meteorologischen Extremereignissen in verschiedensten Parametern.
Das Interesse an dieser modernen Form der Geovisualisierung ist nicht nur inneruniversitär sehr groß. Dieser neuartige Globus erweckt auch bei international agierenden Firmen, Vereinigungen und Museen Aufmerksamkeit. Mögliche Anwendungen sind die Darstellung der aktuellen Wolkensituation, die Visualisierung von GPS-bestückten Schiffen, Flugzeugen oder LKWs von weltweit tätigen Unternehmen, die Standortpräsentation von Hotels sowie die Veranschaulichung der Kontinentaldrift oder der Klimaerwärmung.
Virtueller Hyperglobus zur Erforschung von historischen Globen
Andreas Riedl und seine Projektgruppe lieferten das wissenschaftliche Know-how für die digitalen Globen-Präsentationen in der neu übersiedelten Globensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Viele der wertvollen Unikate befinden sich geschützt hinter Vitrinen und sind entgegen ihrem ursprünglichen Sinn der direkten Betrachtung entzogen. Es ging darum, die vorhandenen Globen für die BesucherInnen besser erfahrbar und erlebbar zu machen. Der aus dem Jahre 1541 stammende Erdglobus von Gerhard Mercator mit einem Durchmesser von 41 cm wurde digitalisiert und kann als dreidimensionales Faksimile interaktiv "bereist" und erforscht werden. Mit Hilfe der digitalen Installation lässt sich die historische geographische Erfassung der Erde mit den nach heutigem Wissensstand tatsächlichen Gegebenheiten vergleichen. Die Überblendung der historischen mit der heutigen Darstellung zeigt tatsächlich Abweichungen.
Kontakt
Ass.-Prof. Mag. Dr. Andreas Riedl
Vizestudienprogrammleiter für Geographie
Universität Wien
Institut für Geographie und Regionalforschung
1010 Wien, Universitätsstraße 7
T +43-1-4277-486 42
M +43-664-602 77-486 42
http://homepage.univie.ac.at/andreas.riedl/
Weltneuheit: in Dresden werden neuartige Echt-3D-Karten hergestellt
Die Visualisierung von Geoinformation spielt eine immer größere Rolle. Bisherige Druckerzeugnisse beschränkten sich aber zumeist auf statische, zweidimensionale oder pseudodreidimensionale Darstellungen. Auch haben viele Kartennutzer Probleme, die Formen des Reliefs richtig zu erkennen. Ein kleiner deutscher Verlag die mbmSystems GmbH stattet Kartenprodukte nun mit einer zusätzlichen Dimension aus.
Die Umsetzung erfolgt mittels sogenannter Lentikularfolien auf deren Oberseite sich tunnelförmige Mikrolinsen befinden. Dadurch ist es möglich, die auf die Rückseite der Plastikfolien gedruckte Karteninformation den jeweiligen Augen des Betrachters getrennt darzubieten, woraus sich schließlich der 3D-Eindruck ergibt. Damit beide Augen nicht das gleiche Bild sehen, werden insgesamt 12 verschiedene Perspektiven verwendet. Eine Software simuliert den virtuellen Überflug für die Aufnahme der vorher dreidimensional modellierten Landschaft.
Der größte Vorteil dieser Technik ist, dass zur stereoskopischen Wahrnehmung keinerlei Betrachtungshilfen notwendig sind. Dies erhöht den Betrachtungskomfort erheblich. Die Karten vermitteln somit unmittelbar einen räumlichen Eindruck bei dem es möglich ist, Höhenrelationen und Hangneigungen spontan abzuleiten.
Der Einsatz digitaler Daten und Bearbeitungsschritte eröffnet ebenfalls die Möglichkeit zur Visualisierung der gesamten Bandbreite physischer und virtueller Objekte oder realer und imaginärer Prozesse und Zustände. Das Verfahren zur Herstellung der 3D-Karten wurde in den letzten 2 Jahren am Institut für Kartographie der TU Dresden entwickelt und mit zwei internationalen Patenten abgesichert. Es wird nunmehr durch die mbmSystems GmbH zur Serienreife geführt.
Für die Echt-3D-Karten im Format von 60 cm x 45 cm wird eine Lentikularfolie mit einer Linsendichte von 70 Linsen pro Inch verwendet. Um den Raumeindruck zu verstärken, erfolgt eine Reliefschummerung und das Gelände wird um einen bestimmten Faktor überhöht. Flussverläufe und Ortschaften dienen der Orientierung im Kartenbild. Die Beschriftungen schweben über dem Relief.
Hauptanwendungsgebiete für derartige Karten sind der Tourismus und die Schulausbildung sowie jene Bereiche, bei denen es hauptsächlich auf die Vermittlung des Reliefs und auf eine intuitive Erfassung des Geländes ankommt. Sie sind derzeit im deutschen und österreichischen Buchhandel zum Preis von 29,95 erhältlich sind.
Neben den beschriebenen Karten stellt die mbmSystems GmbH auch kartographische Mehrbild- oder Echt-3D-Produkte vom Postkartenformat bis zu Displays mit einer Größe von 2 m² her.
Kontakt
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