Arkadenhof der Universität Wien: "Der Muse reicht's"

Die österreichische Künstlerin Iris Andraschek entschied den durch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gemeinsam mit der Universität Wien ausgeschriebenen Wettbewerb zu Kunst & Bau im Arkadenhof der Universität Wien für sich. Mit ihrer formal reduzierten Arbeit ist ihr eine pointierte künstlerische Antwort auf die zentralen Anliegen der Ausschreibung gelungen. "Der Muse reicht’s" ist ein raumgreifendes Statement wider die männliche Hegemonie im Wissenschaftsbetrieb.

Im Jahr 1897 wurden erstmals Frauen an der Universität Wien zum Studium zugelassen. 1907 habilitierte sich die Romanistin Elise Richter als erste Frau an der Universität Wien. 2007 wurde "110 Jahre Wissenschafterinnen an der Universität Wien" gefeiert. Ziel der damals realisierten Ausstellung der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung war, nicht nur die Leistungen von Frauen an der Universität Wien sichtbar zu machen, sondern auch eine dauerhafte Installation an der Universität zu initiieren. Der schließlich von Universität Wien und BIG ausgeschriebene Kunstwettbewerb nahm den Umstand zum Ausgangspunkt, dass in der universitären Ehrungspolitik jahrzehntelang Ehrungen von Wissenschafterinnen nicht stattgefunden haben.

Die Arbeit: Iris Andraschek – Der Muse reicht’s
Iris Andrascheks für diesen Ort verwirklichte Intervention präsentiert sich als Stein gewordenes Ergebnis einer kritischen Auseinandersetzung mit der Ehrungsgeschichte der Universität. 154 Ehrenbüsten und -tafeln für männliche Wissenschafter stehen hier einer Gedenktafel für eine Frau – Marie von Ebner-Eschenbach – gegenüber.
Die einzige Frauendarstellung im Gesamtensemble ist die Figur der Kastalia, die Nymphe der kastalischen Quelle. Die mythische Figur der Kastalia hütete einst die nach ihr benannte Quelle im Apollo-Tempel in Delphi, die den Musen geweiht war und deren Wasser Dichtung und Weisheit inspirierte. Für die Kastalia-Figur entwarf Andraschek einen Schatten, der sich in kämpferischer Pose von der Statue emanzipiert. Für diesen Schatten standen Frauen, die heute an der Universität Wien arbeiten, Modell.
Ergänzend zu Andrascheks Schattenobjekt sind zwei Texte auf den nun ebenfalls mit Granit belegten Oberseiten der beiden Sockel angebracht, die die Erklärung zum Thema der Arbeit geben. Auch diese Inschriften werden mit Wissenschafterinnen der Universität Wien erarbeitet. "Es war mir grundsätzlich sehr wichtig, bei der Genese der gesamten Arbeit Frauen und Wissenschafterinnen mit einzubeziehen", so Andraschek.

Mit dem Kunstprojekt setzt die Universität Wien einen entscheidenden Schritt zur Thematisierung der Gleichstellung von Männern und Frauen an der Universität. Ein weiterer ist für das Jahr 2010 mit einem Symposium geplant, das ausgehend von Andrascheks Kunstprojekt die Auseinandersetzung mit Geschlecht, Wissenschaft, Erinnerung und Repräsentation vertiefen soll.

Frauenförderung ist und bleibt für den Wissenschaftsbereich ein aktuelles Thema. Auch wenn die Universität Wien in den letzten Jahren die Frauenanteile, insbesondere jenen der Professorinnen, erhöhen konnte, sind Frauen nach wie vor in vielen Bereichen unterrepräsentiert. "Frauen sind schon längst aus dem Schatten der Männer herausgetreten. Sie verfolgen ihre Karrieren mit ähnlichen Zielsetzungen wie ihre männlichen Kollegen. Trotzdem ist es nach wie vor so, dass in der beruflichen Karriere verschiedene Zäsuren deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern sichtbar machen", so Georg Winckler, Rektor der Universität Wien. Mit einem breit gefächerten Maßnahmenmix möchte die Universität Wien daher das Ziel einer gelebten Gender-Gerechtigkeit in möglichst naher Zukunft erreichen. Schwerpunkt der kommenden Jahre wird neben der Sensibilisierung die Erhöhung der Frauenanteile in allen Karrierestufen insbesondere im Bereich der Naturwissenschaften sein.

Rückfragehinweis:
Mag. Cornelia Blum
Universität Wien
Pressesprecherin Rektorat
T +43-1-4277-100 12
M +43-664-602 77-100 12
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