Sommerserie: Wien erforschen (5)

In der uni:view-Sommerserie erzählen internationale Lise-Meitner-Fellows von sich und ihrer Forschung an der Universität Wien, Zukunftsplänen und Lieblingsplätzen. Im letzten Beitrag: Nina Tölle aus Deutschland, die am Institut für Organische Chemie an der Totalsynthese eines marinen Naturstoffs arbeitet.

Warum Wien und die Universität Wien:
Natürlich wegen meines Chefs – Prof. Johann Mulzer hat in diesem Forschungsgebiet schon einiges erreicht, und – was mir besonders wichtig war – man kann von seiner Art, die Chemie anzugehen und zu verstehen, eine Menge lernen.

Mein Lise-Meitner-Projekt:
Mein Forschungsprojekt ist die Totalsynthese eines marinen Naturstoffs. Die Aufgabe, so ein komplexes Molekül Schritt für Schritt genau naturgetreu nachzubauen, finde ich besonders spannend. Es erfordert viel Strategie und Planung, aber auch die Flexibilität, immer wieder die Route zu ändern, wo man auf Sackgassen stößt. Darüberhinaus kann das chemische Verhalten dieser Verbindungen uns Aufschluss darüber geben, wie solche oder ähnliche Verbindungen in der Natur entstehen.

Meine Lieblingsplätze in Wien:
Die Donauinsel morgens ganz früh, wenn noch nicht viel Betrieb ist und man mit dem Rennrad freie Fahrt hat. Außerdem liebe ich den Prater mit den alten Geisterbahnen und dem historischen Riesenrad.


"Das Riesenrad im Prater erinnert mich an den Film 'Der Dritte Mann', und ich liebe den wunderbaren Blick über die Stadt, den man von dort oben genießen kann", so die junge Chemikerin Nina Tölle über einen ihrer Lieblingsplätze in Wien. (Foto: privat)



Was mich überrascht hat:
Ich habe in Wien recht schnell sehr liebe Menschen kennengelernt, z.B. bei meinen Kollegen und meiner Drachenboot-Truppe viel Offenheit und Freundlichkeit erlebt – mit meinem Heimatort kann ich das nicht vergleichen, denn dort bin ich nie eine "Fremde" gewesen. Auf jeden Fall ist es eine sehr positive Erfahrung.

Pläne für die Zukunft:
Meine Zeit an der Universität Wien geht schon im September zu Ende. Anschließend werde ich versuchen, Arbeit in der Forschung der pharmazeutischen Industrie zu finden – Wirkstoffe für Medikamente zu finden und zu entwickeln ist das Ziel, auf das ich die letzten Jahre seit Studienbeginn hingearbeitet habe. In Wien zu leben kann ich mir sehr gut vorstellen. Das werde ich aber davon abhängig machen, wo ich mir meine beruflichen Träume erfüllen kann.



Kurz-CV:
Ich bin in Osnabrück in Deutschland geboren und habe meine gesamte Studienzeit in Göttingen verbracht. Nach der Dissertation in Organischer Chemie und einem Industrie-Praktikum in der Pflanzenschutz-Forschung in Ludwigshafen kam dann der erste Postdoc-Aufenthalt in Palaiseau in Frankreich. Um noch etwas vielfältigere Synthesechemie zu betreiben, mache ich jetzt seit fast einem Jahr meinen zweiten Postdoc in Wien, wobei mein aktuelles Projekt – die Totalsynthese eines marinen Naturstoffs – eine besondere Herausforderung ist.



Mit dem Lise-Meitner-Programm fördert der FWF hoch qualifizierte WissenschafterInnen aller Fachdisziplinen, die an einer österreichischen Forschungsstätte zur weiteren Entwicklung der Wissenschaften beitragen können. (Copyright Vorlage Coverbild: studio.es/flickr.com)