Regata Storica: Universität Wien am Canal Grande

Die Rudermannschaft der Universität Wien wurde 2015 wieder von der Ca' Foscari Universität in Venedig zur Teilnahme an der historischen Regatta am Canal Grande eingeladen: Das Team aus Wien ruderte am 5. und 6. September 2015 im historischen Boot durch Venedig und holte sich den dritten Platz.

Nachdem letztes Jahr ein Finale mit Fotofinish die Emotionen aller Beteiligten hochgehen ließ, haben sich die Venezianer (Bild unten) überdurchschnittlich auf diesen Wettkampf vorbereitet. Neben den Titelverteidigern haben auch die beiden Mannschaften aus Lausanne (Schweiz) und Warwick (GB) ihre besten AthletInnen entsendet, um dieses Jahr den ersehnten Titel nachhause zu rudern.

Unsere Mannschaft, welche Ende Juni bei der ersten Internationalen Universitätsruderregatta brillierte und den dritten Platz hinter Cambridge und Aachen erreichte, war aufgrund von Terminkollisionen mit einem wichtigen Wettkampf in Villach leider nur teilweise im Boot vertreten. Aufgefüllt mit den letzten Reserven ergab sich dennoch eine bodenständige Mannschaft mit einigen Routiniers an Bord, was in diesem Fall (historische Boote) nur von Vorteil ist.

Die erste Herausforderung für unser diesjähriges Team (sechs Männer, zwei Frauen) bestand schlichtweg darin, jeden wertvollen Meter am Wasser für die Synchronisation der Mannschaft und das Erlangen der speziellen Rudertechnik zu nutzen. Am Nachmittag gingen die Qualifikationsläufe los und bescherten der Mannschaft gleich den ersten Schock, als gegen Lausanne ein verpatzter Start trotz Aufholjagd die erste Niederlage einbrachte.

Bei einem Leergewicht von über 800 kg sind das gemeinsame Rudern und die damit verbunden synchronen Kraftaufwände eine überaus wichtige Komponente, um das Boot zu beschleunigen und auf Renngeschwindigkeit zu bringen (ca. 14 km/h).

Der zweite Anlauf gegen Warwick war schon deutlich eleganter. Ein starker Start mit einem anschließenden stabilen Streckenschlag ermöglichte ein kontrolliertes Rennen und damit den Sieg im zweiten Lauf.

Das Reglement verlangte, dass wir nun in einem letzten, entscheidenden Rennen die Mannschaft aus Lausanne schlagen, um in das große Finale einziehen zu dürfen. Kleiner Nebeneffekt am Rande: Wir waren bereits seit einer knappen Stunde am Wasser und uns stand das dritte Rennen in Folge bevor – auch für trainiere RudererInnen kostet das Substanz.

Mit den Gewitterwolken im Hintergrund starteten beide Boote hervorragend in die Strecke, die Universität Wien mit einem leichten Vorsprung von etwa einem Meter. Bis zur Streckenhälfte fuhren beide Boote konstantes Tempo und lagen nahezu gleichauf, als schließlich Lausanne mit einer Steigerung das Ruder an sich riss. Unsere Mannschaft versuchte zu kontern, musste jedoch aufgrund einer etwas asynchronen Ruderbewegung und eines Steuerfehlers die Bühne den GegnerInnen überlassen.

Am Sonntag begann um 16 Uhr die Vorbereitung auf den Renneinsatz im B-Finale gegen Warwick, Venedig erwartete die Mannschaft aus Lausanne im A-Finale. Die Anspannung innerhalb des Teams war groß, ein dritter Platz vor unseren KollegInnen aus Großbritannien war Pflicht – Arnold Baca (Leiter des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport der Universität Wien) sah das genauso, man konnte es an seinem Gesichtsausdruck ablesen. Warwick (Bild unten) war im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren mit einer sehr starken Mannschaft angereist und hatte am Vortag nur ein einziges Rennen, also alles andere als ein Spaziergang.

Motiviert und mit ernsten Gesichtern machten wir uns auf den Weg zur "Ponte di Rialto" (Start) und warteten noch ein Rennen der "Caorlina" Gondeln ab (sechs Gondolieri) ehe das Startkommando erfolgte. Von Beginn an setzten wir uns ein bis zwei Meter vor die BritInnen und blieben als Mannschaft technisch sehr stabil und kompakt, wodurch ein sehr anstrengender aber kontinuierlicher Rennverlauf begann. Unsere Steuerfrau beschallte uns lautstark mit einer Mischung aus aggressiven Motivationswortmeldungen und technischen Kommandos – bei einer durchschnittlichen Herzfrequenz von knapp 190 Schlägen pro Minute durchaus von der Mannschaft erwünscht.

Das Team aus Warwick begann aus der zweiten Position etwa 250 Meter vor dem Ziel einen Angriff und versuchte den Spieß umzudrehen – erfolglos. Mittlerweile war unser Team zu einer kompakten Mannschaft mit einer stark verbesserten und vor allem gemeinsamen Rudertechnik herangewachsen und konterte mit den letzten Kraftreserven. Der Zieleinlauf brachte schließlich große Erleichterung in unserem Boot, als auch auf dem Balkon des Rektorats, von wo Arnold Baca das Renngeschehen gespannt verfolgte.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Rudereinheiten in den historischen Booten extrem wertvoll sind und für die Gastmannschaften die einzige Vorbereitung auf die Regatta darstellen. Es schmerzt ein wenig, dass Lausanne im Finale Venedig deutlich unterlegen war (angeblich Startprobleme) und wir am Vortag noch weit von unserem möglichen Leistungspotential entfernt waren. Die Ergebniszeiten bestätigten unsere als auch Warwick's gute Leistung am Sonntag, da Venedig gerade einmal 0,7 Sekunden Vorsprung auf uns hatte und Warwick 1,0 Sekunde hinter uns das Ziel erreichte.

Alles in allem ein sehr anstrengendes Wochenende mit einem kleinen, aber starken TeilnehmerInnenfeld, ganz nach dem Motto "Qualität vor Quantität". Wir bedanken uns bei unseren RuderathletInnen für deren herausragendes Engagement und arbeiten bereits an einem Bauplan für einen Rudersimulator, um für nächstes Jahr besser gewappnet zu sein. (Text: Philipp Kornfeind/Fotos: Samuele und Arnold Baca)

Die Mannschaft der Universität Wien: Erste Reihe v.l.n.r.: Pamina Pammer, Nora Zwillink; Zweite Reihe v.l.n.r.: Christoph Krofitsch, Christoph Kornfeind, Manuel Parg, Marina Sapper, Mark Richter, Daniel Ofner, Philipp Kornfeind;

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