Tradition verpflichtet, doesn't it?

Bei eisig kalten Bedingungen, die wohl nur bei den eingefleischtesten Hockeyfans keine Erfrierungsgedanken aufsteigen ließen, trafen am 20. Jänner die akademischen Hockeycracks von Vienna University Totonka und ihre Kollegen aus Oxford zusammen. Die Gäste aus Großbritannien gewannen mit 6:4.

Das Aufeinandertreffen zwischen Wien und Oxford findet seit 2012 jährlich im Rahmen der Europatournee der Oxforder, welche als "Canadians" auftretend eine über 100-jährige Tradition aus der Frühzeit des Eishockey fortführen, statt – und ist seither für beide Teams ein richtiges Saisonhighlight. Für die Oxforder mag zwar vielleicht das Spiel gegen Erzrivalen Cambridge noch ein kleines bisschen wichtiger sei, was nicht nur an der etwas längeren Historie dieser inner-britischen Rivalität liegen mag (die ersten Matches zwischen den beiden Eliteunis fanden schon im vorletzten Jahrhundert statt). Unter Umständen liegt das auch daran, dass die Gäste gegen die Wiener Uni-Eishackler im Gegensatz zu den Duellen mit Cambridge momentan keine positive Bilanz vorweisen können.

Punkte und blaue Flecken

Bis vor dem letzten Zusammentreffen am Mittwoch, 21. Jänner, stand es 3:1 in Siegen für die Wiener Mannschaft, die nur im ersten Spiel nicht gewinnen konnten. Das aber deutlich, denn bei der Premiere 2012 holten sich die "Büffel" von Totonka eine deutliche 8:2 Abfuhr ein. In den Folgejahren fuhren die Wiener, in deren Mannschaft Spieler aus acht Nationen vertreten sind, aber mit 10:5, 11:5 und 10:6 immer relativ klare Siege ein. Doch, egal wie es ausging, auf blaue Flecken mussten die Büffel gegen das nordamerikanisch geprägte Spiel der Oxforder immer gefasst sein. Nicht ohne Grund besteht der Großteil des Kaders der Oxforder Uni-Mannschaft, die übrigens in den 1920- und 1930er Jahren vierfacher Sieger des weltbekannten Spengler Cups war, aus Spielern aus Kanada und den Vereinigten Staaten.

Varsity Hockey Clash – Runde Fünf

Dieses Mal sollten open-air am Wiener Eislaufverein die Oxforder das bessere Ende für sich haben. Nach drei Spielen in den ersten zehn Tagen ihrer Hockeytour legten die Canadians bestens aufeinander abgestimmt wie die Feuerwehr los. Nach nur 66 Sekunden gingen die Gäste in Führung, indem sie Goalie Lucas Bradelj, ein Publizistik-Student aus Italian, mit einem flachen Schuss überraschten. Der Torschütze, Andrew Bulovsky, ein Politikwissenschafter aus Boston/USA, legte nur wenig später noch ein Tor nach. Mit einem weiteren Treffer der Canadians durch den MBA Studenten Jeffrey Noble aus Kanada sahen sich die Büffel mit drei Toren im Rückstand. Verstärkte Angriffsbemühungen fanden aber noch im ersten Drittel Erfolg und Nikolaus Houben (Bauingenieurwesen/TU) verkürzte für die Gastgeber nach schönem Zusammenspiel mit Maxim Dwoinischnikow (Physik/Uni) auf 3:1.



Aufholjagd der Büffel

Im zweiten Drittel funktionierte das Defensivspiel der Büffel deutlich besser. Vor allem der kritische "Slot", der Bereich unmittelbar vor dem Tor, von wo aus beim Eishockey die meisten Tore erzielt werden, wurde konsequenter verteidigt. Die Verbesserung war auch auf der Anzeigetafel zu sehen: Mit 2:1 Toren in diesem Spielabschnitt stand es nur noch 4:3 für die Canadians. Für Totonka erfolgreich diesmal der 19-jährige Physik-Erstsemester aus Russland, Dwoinischnikow selbst, und in einem von mehreren Powerplays der Prager Martin Strauch. Der BWL-Student aus Tschechien ist auch einer der wichtigen Stützen der Mannschaft im regulären Meisterschaftsbetrieb in der Wiener Eishockey Landeliga. Immerhin ist er der Topscorer der Büffel, welche in ihrer Debutsaison in der höchsten Wiener Spielklasse momentan auf dem sehr guten dritten Rang liegen. Den Gleichstand verhinderte der amerikanische Unterwasserarchäologe Nick Bartos, der beste Scorer der Canadians aus dem Vorjahr, mit einem weiteren Treffer.

Tradition verpflichtet

Die Büffel starteten mit viel Elan ins dritte Drittel, doch gerade in einer Drangphase eroberte die Canadians Verteidigung die Scheibe und schickte den alleine im Mitteldrittel lauernden Kanadier Joeseph Wenig auf die Reise Richtung Büffeltor. Der Jus-Student zeigte Nerven und versenkte die Scheibe eiskalt im Kreuzeck. Kurz darauf zogen die Gäste auf 6:3 davon. Abermals traf Wenig, diesmal mit einem verdeckten Schuss aus dem Handgelenk. Totonka zeigte Moral und machte Druck auf das Gehäuse von Goalie Samuel Grambaugh. Zwei Minuten vor dem Ende gelang Martin Strauch auch das 4:6 und kürte sich damit neben Bulovsky und Wenig zum dritten Zweifachtorschützen des Abends. Totonka Coach Robert Neugebauer hatte schon lange zuvor auf vollen Angriff geschaltet und den Goalie durch einen zusätzlichen Feldspieler ersetzt. Zu weiteren Treffern sollte es nicht mehr kommen und Totonka musste sich zum 20-jährigen Vereinsjubiläum zum zweiten Mal den Briten geschlagen geben.

Altphilologe und Canadians Captain Robert Main nahm den bisher in Wien stationierten "Varsity Hockey Clash" Wanderpokal zur Abreise Richtung Großbritannien in Empfang. Wiedersehen macht Freude – sowohl was den Pokal betrifft als natürlich auch die Sportfreunde aus Oxford. Tradition verpflichtet, doesn't it? (Text: Lucas Bradelj und Wolfgäng Höchtl, Fotos: Jiri Blazek)