Auf "Field School" im Lande Moab (4)
| 18. Juli 2012Für die NachwuchsarchäologInnen und –theologInnen ist die letzte Woche direkt bei den Ausgrabungen angebrochen. Für uni:view berichten sie dieses Mal von den letzten Anstrengungen "im Feld", antiken Puzzlespielen und der Gastfreundschaft der Beduinen.
Wir sind nun schon ein eingespieltes Team. Jeder hat seine Aufgaben und kennt die Handgriffe des Anderen. Und schließlich muss alles fertig werden, denn das ist unsere letzte Woche direkt bei den Ausgrabungen. Die Wände werden vermessen und auf Millimeterpapier verzeichnet. Bei unserer Arbeit am Feld bilden wir immer Zweierteams, wobei eine Person die Steine in der Mauer vermisst und die andere Person sie sodann niederzeichnet.
Das ist nicht unbedingt immer einfach. Wir klettern bis in die letzten Winkel, da auch dort Genauigkeit gefragt ist. Gerade dann wird klar, wie wichtig die Zusammenarbeit untereinander ist. Doch durch die erfahrenen Anweisungen unserer Supervisors werden auch unerreichbar scheinende Messpunkte erreicht und können so genauestens dargestellt werden.
Auch Körpereinsatz ist gefragt, was bei der Hitze eine oft noch größere Herausforderung darstellt. Herumliegende Steine müssen aus dem Weg geräumt werden. Unser Work-out ist für diese Woche erledigt. Und ein Shawerma (lokale fettige Spezialität) haben wir uns auf jeden Fall nach dieser körperlichen Belastung verdient. Trotz dieser Anstrengung und den hohen Temperaturen nehmen wir die Arbeit mit viel Humor.
Auch wenn es nicht so aussieht, hier sind wir gerade dabei das bereits Ausgegrabene zu schützen. Durch das Wetter – im Jänner und Februar regnet es hier täglich – und Vandalismus wird über das Jahr viel zerstört. Darum decken wir wichtige Stellen mit einer Schutzfolie ab und kippen Schutt darüber, um es zu erhalten. Im nächsten Jahr wird dieser Schutt bis zur Schutzfolie wieder entfernt und es kann weiter ausgegraben werden.
Die Beduinen, die gleich neben den Ausgrabungen ihre Zeltstadt aufgeschlagen haben, beobachten uns oft mit Staunen. Hier sind wir im "Wohnzimmerzelt" zum Tee eingeladen und genießen den kühlen Schatten und die arabische Gastfreundschaft. Man sieht hier Abu Salah – was so viel bedeutet wie "Vater von Salah", da die Männer nach ihren Erstgeborenen gerufen werden – das Familienoberhaupt, mit seiner Frau und ihren Enkelkindern.
In unserem improvisierten Labor unter freiem Himmel sortieren wir am Nachmittag bei den Ausgrabungen gefundene Keramikscherben. Hier erklärt uns gerade Professor Weigl, dass man mit nur einer Randscherbe das ganze Gefäß rekonstruieren kann. Die Freude ist riesengroß, wenn man zwei passende Stücke findet. Damit ähnelt diese Arbeit einem Puzzle mit 3.000 Jahre alten Bausteinen.
Außerdem müssen die gefundenen Knochen gesäubert werden. Das perfekte Instrument dafür sind Zahnbürsten, mit denen Sand und andere Substanzen von den Knochen entfernt werden. Dabei sind aber größte Vorsicht und Genauigkeit gefragt. Sehr oft sind diese Knochen schon sehr brüchig und in schlechtem Zustand.
Nach getaner Arbeit sind wir doch erschöpft. Gegen eine kleine Pause ist also nichts einzuwenden. Dabei ist man immer auf der Suche nach einem möglichst schattigen Plätzchen zum Schutz vor der erbarmungslosen Sonne. Nachdem der Platz nach Skorpionen, Eidechsen und so manch anderem Getier abgesucht wird, kann man die Ruhe sichtlich genießen.
Der Blog-Beitrag stammt von den Field School-TeilnehmerInnen Eva Hildmann, Elisabeth Kern und Florian Palek.
Im uni:view-Sommerdossier "Auf Field School im Lande Moab" erfahren Sie regelmäßig, was die Studierenden der Universität Wien unter der Leitung von Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Weigl, M.A. vom Institut für Bibelwissenschaft bei den Ausgrabungen in Jordanien lernen und erleben.
