Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau bekommt ein neues Zuhause

Die Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien in Grünau bekommt ein neues Zuhause. Der Bau entsteht angrenzend an den Cumberland-Wildpark; einen Großteil der Kosten übernimmt das Land Oberösterreich, das die international renommierte universitäre Einrichtung im Almtal halten will.

Die 1973 von Konrad Lorenz gegründete und mittlerweile als Core Facility in die Universität Wien integrierte Einrichtung, die sich der Verhaltens- und Kognitionsbiologie widmet, platzt aus allen Nähten. Das Gebäude, in dem je nach Projektstand um die 15 ForscherInnen arbeiten und teils auch leben, entspricht zudem nicht mehr den Anforderungen eines modernen Wissenschaftsbetriebes.

Daher soll ein neues Quartier errichtet werden, das sich architektonisch stark am überregional bekannten historischen Bau orientiert. 1,1 von insgesamt 1,7 Millionen Euro zahlt das Land OÖ, den Rest steuert der Betreiberverein des Wildparks bei. Die Cumberland-Stiftung stellt das Grundstück kostenlos zur Verfügung. Die Universität Wien tritt als Mieterin auf, was sie rund 60.000 Euro pro Jahr kostet, wie die zuständigen VertreterInnen von Land und Universität in einer Pressekonferenz am Freitag in Linz vorrechneten.

Spitzenforschung sichern

"Die Investitionsentscheidung des Landes Oberösterreich sichert Spitzenforschung am Standort, ermöglicht Synergien mit dem Wildpark Grünau wie auch die Teilhabe der interessierten Öffentlichkeit über Citizen Science-Projekte. Ein Vorzeigebeispiel ist jenes der Volkschule Mühldorf im Almtal", so Karl Schwaha, ehemaliger Vizerektor, und Regina Hitzenberger, aktuelle Vizerektorin für Infrastruktur der Universität Wien im Rahmen der Pressekonferenz: "Die seit Jahrzehnten bestehende Starke Achse zwischen der Universität Wien und dem Land Oberösterreich wird dadurch weiter gestärkt und verbreitert. Es entsteht ein einzigartiger Hot Spot der Verhaltens- und Kognitionsbiologie, der auch positive Auswirkungen auf den gehobenen Tourismus in der Region Grünau/Almtal haben wird."

Die Kinder der 4.b der VS Mühldorf gewannen mit ihrem Projekt "Sozialer Zusammenhalt und Ausflugsgebiet bei Waldrapp" unter der Leitung von Didone Frigerio von der Konrad Lorenz Forschungsstelle den Sparkling Science-Slam 2016. Zum Video

 
Wissenschaftsreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer (ÖVP) begründete das kräftige finanzielle Engagement des Landes damit, dass die Universität Wien die Forschungsstelle ansonsten andernorts untergebracht hätte – laut Vizerektorin Regina Hitzenberger wären entweder die Forschungsstation Haidlhof in Bad Vöslau oder der WasserCluster Lunz infrage gekommen. Stelzer: "Wenn man die Konrad Lorenz Forschungsstelle ziehen lassen würde, wäre das, als wenn sich der Skiverband darauf einlassen würde, Marcel Hirscher eine andere Staatsbürgerschaft zu verleihen."

Mit dem Neubau sei zudem ein "konzeptueller Neustart" geplant, so der Verhaltensforscher und Leiter der Forschungsstelle, Kurt Kotrschal. Das größere Zuhause soll die Einrichtung noch offener für die interessierte Öffentlichkeit machen und – so hofft der Leiter – mehr MitarbeiterInnen Platz bieten.

Neuer Standort, neuer Name

Die Bezeichnung wird angesichts der Internationalität der Einrichtung geändert auf "Konrad Lorenz Research Center Behaviour and Cognition". Den Namen des "Vaters der Verhaltensforschung" will man aber jedenfalls behalten: "Es gibt braune Flecken bei Konrad Lorenz, die haben wir aufgearbeitet", betonte Kotrschal, das habe jedoch mit Wissenschaft nichts zu tun.

Kurt Kotrschal, der auch das Wolf Science Center in Ernstbrunn in NÖ betreut, wird das neue Haus allerdings nicht mehr selbst leiten, sondern in naher Zukunft in Pension gehen. Seine Nachfolge soll im kommenden Jahr ausgeschrieben werden. Er will weiterhin wissenschaftlich arbeiten, aber "ich werde versuchen, nicht im Weg herumzustehen". (APA/red)