In memoriam Angelika Amon (1967-2020)

Schwarze Fahne

Die Universität Wien trauert um Angelika Amon. Die Professorin für Krebsforschung am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Alumna der Universität Wien ist im Alter von 53 Jahren verstorben.

Angelika Amon, Kathleen und Curtis Marble Professorin für Krebsforschung am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, verstarb am 29. Oktober 53-jährig an den Folgen einer Krebserkrankung. Ihre Ausbildung in Biologie, Biochemie und Genetik erhielt sie an der Universität Wien. Ihre Doktorarbeit machte sie bei Kim Nasmyth am Institut für molekulare Pathologie (IMP). Bevor sie Österreich für immer verließ, forschte sie als Postdoc am Department für Chromosomenbiologie der Universität Wien gemeinsam mit Franz Klein über molekulare Mechanismen der Reifeteilung. Ihre nächste Station war das renommierte Whitehead Institut, Cambridge USA, an welchem sie mehrere Jahre wirkte, bevor sie als Professorin an das MIT berufen wurde. Amon erhielt zahlreiche Preise, darunter den hochdotierten "Breakthrough Prize" 2018. 

Angelika Amon, Biologin und Alumna der Universität Wien, ist verstorben. Die Universität Wien gedenkt in Dankbarkeit ihrer wahrhaft großen Tochter und spricht den Angehörigen ihr tief empfundenes Beileid aus. (© privat)

Unglaubliche und kreative Wissenschafterin

Am Howard Hughes Medical Institute des MIT war Amon eine hoch angesehene Krebsforscherin, am Koch Institute for Integrative Cancer Research des MIT war sie Professorin für Biologie: "Sie war eine bemerkenswerte Person, eine unglaubliche und kreative Wissenschafterin, eine lebhafte und temperamentvolle Kollegin und eine hingebungsvolle Mentorin. Ihr Einfluss und ihr Vermächtnis leben weiter", heißt es in dem Tweet des MIT. "Wir sind sehr traurig, dass Angelika Amon, Doktorandin der ersten Generation am IMP, ehemaliges Vorstandsmitglied des IMP und lebenslange Freundin des Hauses, ihren Kampf gegen den Krebs verloren hat. Ihre Beiträge zur Wissenschaft bilden ein bleibendes Vermächtnis, für das wir dankbar sind. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie", lautet der Tweet des IMP.

Seit 1988 am IMP

Amon, geboren am 10. Jänner 1967 in Wien, studierte an der Universität Wien Biologie und war eine der ersten Studierenden am 1988 eröffneten Institut für Molekulare Pathologie (IMP). Bei dessen damaligen Chef Kim Nasmyth machte sie ihre Masterarbeit und in Folge ihr Doktorat (1994). Anschließend ging sie an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge (USA) und wechselte 1999 an das MIT, wo sie seit 2011 einen Lehrstuhl für Krebsforschung innehat. Sie war von 2010 bis 2013 Aufsichtsrätin im österreichischen Wissenschaftsfonds FWF und war Mitglied der wissenschaftlichen Beiräte des Institute of Science and Technology (IST) Austria und des IMP.

Noch Mitte September hielt Amon eine Online Lecture, zu der sie das IST Austria und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eingeladen hatten. Die Forscherin war seit 2015 Mitglied der ÖAW.

Zelluläre Ursachen der Krebsentstehung

In ihrer wissenschaftlichen Arbeit war Amon den zellulären Ursachen der Krebsentstehung auf der Spur. Sie erforschte an Hefezellen das Phänomen der "Aneuploidie". Damit werden bei der Zellteilung entstehende Gendefekte bezeichnet, die in fehlenden oder überzähligen Chromosomensätzen bestehen können und für schwerste Erkrankungen, unter anderem Krebs, verantwortlich sind.

Für ihre Arbeit über die Folgen der "Aneuploidie" auf Zellphysiologie und Tumorentwicklung wurde sie 2018 mit einem von vier Breakthrough-Preisen für Lebenswissenschaften ausgezeichnet. Mit einem Preisgeld von drei Mio. Dollar (2,6 Mio. Euro) gilt die Ehrung als höchstdotierte Wissenschaftsauszeichnung der Welt. Im Vorjahr wurde sie von der Carnegie Corporation of New York als "Great Immigrant" geehrt. Der philanthropische Fonds zeichnet damit eingebürgerte Personen aus, die einen bemerkenswerten Beitrag zum Fortschritt der US-amerikanischen Gesellschaft geleistet haben. (APA/red)