Neues vom Korallenriff (1)

Das Rote Meer gilt als einzigartiger Biodiversitäts-Hotspot. Derzeit erforschen 25 Studierende der Universität Wien an der Rotmeerküste Ägyptens die Lebensgemeinschaft des Ökosystems Korallenriff. Im uni:view-Blog "Neues vom Korallenriff" tauchen wir gemeinsam mit ihnen in Korallenriffe, Mangrovenwälder und Seegraswiesen!

Jedes zweite Jahr findet an der Universität Wien ein interdisziplinäres Projektpraktikum am Roten Meer statt (Studienprogrammleitung Biologie). Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die Lebensgemeinschaften des Ökosystems Korallenriff kennenzulernen.

Hotspot der Arten


Die Riffe am Roten Meer zeichnen sich trotz ihrer weit nördlichen Lage durch außergewöhnliche Artenvielfalt und exemplarischen Aufbau aus. Mit über 200 Arten von riffbildenden Steinkorallen, etwa 1.200 Fischarten und mindestens ebenso vielen Weichtierarten gilt das Rote Meer als einzigartiger Biodiversitätshotspot.


Das Rote Meer bietet sich perfekt an, weil sich hier die von Österreich aus am schnellsten erreichbaren Riffe befinden.



Neben der Einführung in die Vielfalt dieser Makroorganismen geht es im Projektpraktikum auch um Prozesse der Riffbildung, die an den rezenten und fossilen Riffen – oft direkt nebeneinander zu finden – untersucht werden können. Diese Inhalte vermitteln der Zoologe Jürgen Herler (Fakultät für Lebenswissenschaften) und der Paläontologe Martin Zuschin (Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie) seit einigen Jahren. Mit dabei ist dieses Jahr auch Andreas Kroh vom Naturhistorischen Museum Wien, ein Spezialist für Seeigel und ihre Verwandten, von denen es im Roten Meer ca. 240 Arten gibt.

Korallenriffe, Mangrovenwälder und Seegraswiesen


Im Rahmen des Projektpraktikums sind derzeit 25 Studierende der Universität Wien für 14 Tage an der Rotmeerküste Ägyptens.


Die Studierenden sind in einem abgelegenen Camp am Rande der Wüste bei El Quesir, einem vergleichsweise geschichtsträchtigen Ort auf halbem Wege zwischen Hurghada und Marsa Alam, stationiert.



"Täglich wird in Korallenriffen, Mangrovenwälder und Seegraswiesen tauchend und schnorchelnd geforscht", erzählt Martin Zuschin per E-Mail aus dem Feld: "Am Anfang des Praktikums erlernen die Studierenden eine Vielzahl an Charakterarten, um diese dann mit verschiedensten ökologischen Arbeitsmethoden zu quantifizieren."


Das Restaurant im Camp wurde kurzerhand zum Seminarraum umfunktioniert.



Von Flossen  und Pressluftflaschen ...

Neben dem Kennenlernen der Artenvielfalt steht die Erfassung der ökologischen Bedeutung  wichtiger Rifforganismen im Mittelpunkt. Dazu werden Transekte gelegt, Häufigkeiten von Rifforganismen gezählt, Proben aus Riffsanden entnommen und Diveguides zur Verzweiflung getrieben, denn mit Sporttauchen hat diese Tätigkeit nichts zu tun.

... zu festen Schuhen und Hämmern

Probleme mit Wellen und Gezeiten hat man im Gegensatz dazu bei Arbeiten im fossilen Riff nicht, wo die Riffzonierung im Trockenen untersucht werden kann und aufgrund der manchmal ausgezeichneten Erhaltung der Organismen nur durch die sengende Hitze der Mittagssonne erschwert wird.
 
Im Gegensatz zu Flossen und Pressluftflaschen im lebenden Riff ziehen Bio-, Paläo-, und GeowissenschafterInnen mit festem Schuhwerk und Hämmern ins fossile Riff.  Aber unabhängig von der Untersuchungsmethode ist: Bis in die Nacht werden Proben aufbereitet, gesammelte oder fotografierte Organismen bestimmt und Präsentationen gemacht. Fortsetzung folgt – demnächst in uni:view!

Das zweiwöchige Projektpraktikum "Freilandübungen in rezenten und fossilen Korallenriffen" (Studienprogrammleitung Biologie) läuft von 16. bis 29. April 2012 unter der Leitung von Mag. Dr. Juergen Herler vom Department für Integrative Zoologie und Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Zuschin vom Institut für Paläontologie. Weitere Informationen