Christian Rabl: "Kritische Gesprächspartner sind wichtig"

Den alltäglichen Herausforderungen des Rechtssystems stellt sich Christian Rabl, neuer Professor für Zivilrecht an der Universität Wien. Im Interview erzählt er von seiner späten Begeisterung für das Recht und seinen Zielen in der Lehre.

Christian Rabl, seit Oktober 2013 Professor für Zivilrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, geht gern ins Theater. Wie auch in seiner täglichen Arbeit dreht sich hier vieles um Auseinandersetzungen und Verstrickungen. Denn das Zivilrecht bzw. Bürgerliche Recht ist eine Wissenschaft, die sich zum Großteil mit den Interessenskonflikten im realen Leben beschäftigt und daher auch einen hohen Praxisbezug bietet.

Der Jurist beschäftigt sich aber auch mit Fragen, die über das Zivilrecht hinausgehen – etwa mit der Restitution von Kulturgütern. Schließlich bringt die Welt ständig neue Konflikte hervor. Was Christian Rabl gestern noch mit KollegInnen in der Theorie diskutierte, kann heute plötzlich aktuell werden und nach Aufklärung verlangen. Langeweile kommt bei der Beschäftigung mit solch flexiblen Abläufen natürlich nicht auf.

Beseitigung traditioneller Hürden

Den Studierenden möchte der neue Professor vermitteln, dass sie Vorgänge kritisch hinterfragen und selbstbewusst und unabhängig auftreten sollen: "Ich freue mich über Kolleginnen und Kollegen, die Prüfungsbeurteilungen kritisch hinterfragen, vorstellig werden, ihr Recht überprüft wissen wollen", sagt er. Schließlich trage auch die Qualität der JuristInnen zur Qualität einer Gesellschaft bei.

Obwohl der Andrang zum Studium der Rechtswissenschaften trotz der hohen Anforderungen groß ist, setzt sich Christian Rabl auch dafür ein, die Studierenden nicht zu überlasten. Dazu gehört der Einsatz von kreativen Lehrmethoden, das Eingehen auf die Lebensumstände der StudentInnen, größtmögliche Flexibilität und auch die Beseitigung allfälliger, traditioneller Hürden.

Spät berufen – nie bereut

Die Entscheidung, sich in die Welt des Rechts  zu stürzen, fasste Christian Rabl auf Rat seines Vaters, obwohl selbst kein Jurist. Die wahre Begeisterung für das Fach entwickelte der "erste Akademiker in der Familie" aber erst im Laufe des Studiums an der Universität Wien, wo er auch als Universitätsassistent tätig war. Nach dem Abschluss und der Habilitation für das Fach Zivilrecht sammelte er praktische Erfahrungen als Rechtsanwalt. Die theoretische Rechtswissenschaft blieb aber stets seine große Leidenschaft.

Vor seinem Ruf an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien lehrte Rabl im Fachbereich Privatrecht der Universität Salzburg mit Schwerpunkt im Bereich der Finanzdienstleistungen. Die speziellen Interessen des klassischen Grundlagenforschers liegen an der Schnittstelle von verschiedenen Rechtsgebieten des Zivilrechts, Bankrechts, Insolvenzrechts und im Recht der Finanzdienstleistungen.

Lieblingsort: Juridicum

Bereits als Assistent an der Universität Wien bei Professor Rudolf Welser hat Christian Rabl das Juridicum, den "etwas in die Jahre gekommenen" Standort der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, schätzen gelernt. Hier habe er wohl die meisten Stunden seines Lebens verbracht und die Atmosphäre des Hauses genossen.

Wichtig ist es dem begeisterten Läufer und Rom-Liebhaber – zumindest alle zwei Jahre trifft man ihn auf dem Campo de' Fiori – das allgemeine Bewusstsein für rechtliche Belange zu schärfen. Das zeigt sich zum Beispiel beim Heiraten: Viele sind sich bei der Vermählung nicht über die rechtlichen Folgen dieses Vertrags im Falle einer etwaigen Trennung bewusst. In seiner Antrittsvorlesung am Montag, 28. April, um 18.30 Uhr im Kleinen Festsaal befasst sich Rabl aber nicht mit dem Thema Scheidung: Dort verrät der Professor mehr über den "Kampf ums Pflichtteilsrecht – eine Versöhnung". (sb)

Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Rabl hält seine Antrittsvorlesung zum Thema "Der Kampf ums Pflichtteilsrecht – eine Versöhnung" am Montag, 28. April 2014, um 18.30 Uhr im Kleinen Festsaal der Universität Wien.